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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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fürchte, ich stehle Euch Eure Zeit. Im Grunde bin ich der Geschäfte wegen gekommen.«
    Rocco nickte kurz und wandte sich an seinen Sohn.
    »Sei so lieb, Nando, und besorge uns einen Laib Brot aus der Bäckerei. Sag Maria, dass ich es am liebsten warm aus dem Ofen hätte. Wenn du warten musst, darfst du dir einen Keks kaufen.«
    Er zog eine Münze aus der Tasche und wirbelte sie durch die Luft. Mit breitem Grinsen fing Nando sie auf und rannte davon.
    Als wir allein waren, öffnete Rocco einen Schrank und nahm eine Flasche Wein und zwei Gläser heraus. Er goss sie voll und reichte mir eines.
    »Bis Nando wiederkommt, bleiben uns ein paar ungestörte Minuten. Sagt, ist es wahr, was ich gehört habe? Habt Ihr…«
    Ich hatte mich sehr vor diesem Augenblick gefürchtet, in dem ich meine Tat eingestehen musste. Was, wenn Rocco sich voller Verachtung von mir abwandte? Genau wie im
Gespräch mit Rodrigo Borgia antwortete ich schnell, fast schon gehetzt.
    »Ich tat, was ich tun musste. Mein Vater wurde ermordet, und keiner hat auch nur einen Finger gerührt, um seine Mörder vor Gericht zu bringen. Diese Aufgabe hat man mir überlassen. Aber wie kann ich sie erfüllen? Ich, eine Frau ohne jede Macht? Mir blieb keine Wahl. Außerdem …«, fuhr ich mutiger fort, als Rocco mich noch immer tief besorgt ansah und sich keine Abscheu anmerken ließ, »… außerdem war der Spanier trotz seines guten Rufs kein Unschuldiger und hatte schon oft getötet.«
    Rocco betrachtete mich eine Weile nachdenklich.
    »Sucht Ihr Gerechtigkeit … oder vielmehr Rache?«, fragte er schließlich.
    Ich begriff, dass ihm diese Frage wichtig war und er sich um den Zustand meiner Seele sorgte. Und doch wollte ich mich der Frage nicht stellen.
    »Macht das denn im Fall meines Vaters einen Unterschied? «
    Wenn Rocco Mönch geblieben wäre, hätte er sich sicher als großes Talent in theologischen Debatten hervorgetan. Zuweilen geht mir seine Neigung gewaltig auf die Nerven, doch ich will nicht verhehlen, dass ich, sobald mich Gewissensnöte plagen, auch gern seinen Rat suche. Rocco war und wird auch immer der Magnetpunkt bleiben, der mich in dunklen Gewässern leitet.
    »Natürlich macht es einen Unterschied«, entgegnete er. »Gerechtigkeit kommt allen Menschen zugute. Rache dagegen ist eine ganz persönliche Sache und damit selbstsüchtig. Vor Gott findet sie keine Gnade.«

    »Ihr könnt doch nicht erwarten, dass ich den Mördern meines Vaters gegenüber unpersönlich bleibe. Wenn sie für ihr Verbrechen bezahlen, und das werden sie, so nützt das der ganzen Welt.«
    Rocco ging nicht darauf ein, sondern brachte einen anderen Punkt zur Sprache.
    »Alles schön und gut, aber wie steht es mit Borgia? Nun, da Ihr in seinen Diensten steht, erwartet er doch sicher bestimmte Dinge von Euch?«
    Ich trank einen Schluck von dem kühlen Wein und hoffte, dass ich ruhiger wurde. Dann zuckte ich die Achseln.
    »Borgia kann erwarten, was immer er will. Entgegen allen Gerüchten weiß ich jedoch, dass er meinen Vater nur sehr selten eingesetzt hat. Und immer nur als letztes Mittel. Ich sehe keinen Grund, dass sich das in Zukunft ändern sollte.«
    Zu meiner großen Erleichterung schien Rocco mit meiner Antwort so weit zufrieden, dass er die nächste Frage stellte.
    »Was ist Euch über die Mörder Eures Vaters bekannt?«
    »Der Verwalter des Kardinals teilte mir mit, dass diese Verbrecher nur auf Beute aus waren. Warum sollte es auch anders sein? Wir wissen doch alle, dass Rom ein gefährliches Pflaster ist.«
    »Das ist richtig, aber …« Er musterte mich genauer. »Aber Ihr traut der Sache nicht?«
    Ich zögerte. Ich vertraute dem Glasbläser, aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihn noch weiter in meine Probleme hineinziehen wollte, als ich es mit diesem Besuch ohnehin schon tat.
    »Irgendetwas hat meinen Vater während seiner letzten
Tage belastet«, sagte ich schließlich. » Was auch immer es war, es hat ihn dazu gebracht, dass er jede Stunde betete. Das war gar nicht seine Art. Mehrmals habe ich ihn überrascht, als er auf den Knien lag und Tränen in den Augen hatte. Er wollte mir nicht sagen, was ihn quälte, aber als er ermordet wurde, machte er gerade Pläne, mich aufs Land zu schicken.«
    »Glaubt Ihr, dass sein Kummer mit seiner Arbeit für den Kardinal zu tun hatte?«
    »Einen anderen Grund kann ich mir nur schwer vorstellen. Mein Vater lebte allein für seine Arbeit und für mich. Etwas anderes gab es in seinem Leben nicht. Jedenfalls soweit ich

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