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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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beobachtet, denn er war in jeder Beziehung ein ansehnlicher Mann. Im vergangenen Winter schließlich hatte Rocco bei meinem Vater angefragt, ob er sich eine Heirat zwischen uns beiden vorstellen könne. Für mich ließ das nur den Schluss zu, dass Rocco in seiner unschuldigen Art gar nicht begriffen hatte, dass mein Interesse an der Tätigkeit meines Vaters weit über das einer gehorsamen Tochter hinausging. Denn welcher Mann würde sich wissentlich mit einer Frau verbinden, die in solch dunklen Künsten bewandert war? Noch weniger hatte er den tiefen Abgrund in mir erspürt, wo meine Alpträume wohnten.
    Nach dem Antrag mühte ich mich zwei Wochen lang, mir einzureden, dass ich genau die Frau sei, die Nando und Rocco verdienten. Aber letztlich musste ich mir mit einer Mischung aus Erleichterung und Kummer meine Niederlage
eingestehen, die mir zuweilen heute noch zusetzt. Rocco schien meine Antwort mit Fassung zu tragen. Allerdings war er in meiner Gegenwart seitdem zurückhaltender, als ob er jetzt erst begriffen hätte, dass mein Charakter vielschichtiger war, als er anfangs gedacht hatte. Heute jedoch hieß er mich voller Herzlichkeit willkommen, bevor er einen prüfenden Blick nach beiden Seiten warf und wieder in sein Geschäft zurückkehrte.
    » Venite . Kommt herein. Es müssen ja nicht alle mithören. «
    Ich folgte ihm in den kühlen großen Raum, der das gesamte Erdgeschoss des Hauses einnahm. Rocco schloss die Tür und sah mich voller Mitgefühl an.
    »Es tut mir von Herzen leid, was Eurem Vater geschehen ist. Wir sind zum Palazzo gegangen …« Er nickte in Nandos Richtung. Der Junge stand neben uns, während sein Blick zwischen uns hin- und herwanderte.
    » Wir wollten unser Beileid bekunden, aber man hat uns weder vorgelassen noch sich zu dem geäußert, was geschehen ist.«
    »Sie haben ihn in der Nacht beerdigt.« Am liebsten hätte ich nicht davon angefangen. Aber in Gegenwart des Mannes, der ein Freund meines Vaters war und, wie ich hoffte, auch mir dieses Gefühl entgegenbrachte, musste ich meinen Schmerz nicht für mich behalten. »Auf dem Friedhof von Santa Maria, und zwar in größter Hast, als ob sie damit verbergen könnten, was ihm widerfahren ist.«
    Rocco nickte. Dann streckte er die Hand aus, als ob er mich trösten wollte, und ließ sie wieder sinken.
    »Giovanni ist jetzt bei Gott«, sagte er mit sanfter Stimme.
»Er hat die Prüfungen dieser Welt gegen die ewigen Freuden des Paradieses eingetauscht.«
    Roccos Überzeugung versetzte mir einen kleinen Stich, und ich beneidete ihn beinahe, dass er das als gegeben hinnahm, was mich zweifeln ließ.
    Als ob er gespürt hätte, welche Ängste meine Zweifel weckten, fügte er noch hinzu: »Euer Vater war ein von Herzen aufrichtiger Mann. Bestimmt hat Gott ihn bei sich aufgenommen. Außerdem …«
    »Hatte er einen mächtigen Fürsprecher«, unterbrach ich ihn. » Il Cardinale hat ihm die Absolution erteilt. So tröste ich mich selbst und kann nur hoffen, dass das ausgereicht hat.«
    Und ich, die ohne den Segen des Kardinals, ja, sogar gegen seinen ausdrücklichen Wunsch getötet hatte, konnte mich nur fragen, welchen Preis ich dafür in der nächsten Welt zu entrichten hatte.
    Rocco seufzte aus tiefster Seele. Dabei hob und senkte sich seine breite Brust.
    » Cara Francesca, ich für meinen Teil glaube fest an einen gütigen Gott. An einen Gott der Vergebung …«
    Als sein Blick auf Nando fiel, hielt er inne. Aber ich verstand ihn auch so. Auch auf Roccos Seele lasteten Sünden, für die er Vergebung erhoffte. Als er kaum älter war als sein Sohn, hatte man ihn dem Dominikanerorden übergeben, und er hatte einige Jahre als Mönch gelebt. Allein die Liebe zu einer Frau war stärker und bewog Rocco, den Orden zu verlassen, seine große Liebe zu heiraten und nach ihrem Tod für den mutterlosen Sohn zu sorgen. Für diese Taten im Zeichen der Liebe konnte Rocco auch heute noch zur Verantwortung
gezogen und als Verräter des Glaubens gebrandmarkt werden – und das ausgerechnet von Männern, die ihr Priesteramt ausübten, sich nebenbei eine Geliebte hielten und den gemeinsamen Kindern hohe Positionen verschafften.
    So viel zum Zustand der Heiligen Mutter Kirche. Wer konnte da schon wissen, wie es um den Zustand einer einzelnen Seele bestellt war?
    Ich lächelte dem Jungen aufmunternd zu, weil er uns immer noch unverwandt beobachtete, und gab dann vor, eine Vase zu betrachten, die in einer Nische in der gegenüberliegenden Wand stand.
    »Ich

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