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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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die Worte aussprach, fügte sich das letzte Stück ins Bild und enthüllte die Lösung, die mir so lange verborgen geblieben war.
    Ohne auch nur einen Moment zu zögern oder nachzudenken, wandte ich mich blitzschnell um und eilte davon. Jetzt zählte jede Sekunde, wenn es nicht sogar schon zu spät war.

39
    Borgia folgte mir. Er sagte hinterher, dass er mich für völlig übergeschnappt gehalten habe. Und das umso mehr, als ich auf direktem Weg in della Roveres Quartier gestürmt war und den Sekretär unsanft zur Seite gestoßen hatte, nachdem mir der arme Mann im Glauben, dass ich eine wichtige Botschaft für den Kardinal übergeben müsste, die Tür geöffnet hatte. Kaum dass ich mir Einlass verschafft hatte, rannte ich auch schon in das Privatgemach, ohne darauf zu achten, dass ich bei dem Gerangel meine Kappe verlor und Seine Eminenz gerade beim Essen saß.
    »Nein!«, schrie ich, aber es war zu spät. Della Rovere kaute bereits.
    »Spuckt es aus!«, befahl ich und hätte ihn gepackt und ihn dazu gezwungen, wenn nicht einer seiner Männer mich von hinten festgehalten, zu Boden geworfen und sich auf mich gesetzt hätte.
    Bevor mein Brustkorb zerquetscht wurde und mir der Atem versagte, schrie ich mit letzter Kraft: »Morozzi muss Borgia nicht töten! Er muss nur dafür sorgen, dass er nicht gewählt werden kann!«
    Verblüfft starrte della Rovere mich an. Trotz des Bissens
zwischen seinen Zähnen konnte er gerade noch die Worte hervorstoßen:
    »Eine Frau? Ihr seid eine Frau?«
    Guter Gott. Man hätte glauben können, dass sich die Tore der Hölle aufgetan hätten und tausend Teufel auf einmal hervorgestürmt wären. In dem Aufruhr, der dieser Entdeckung folgte, gelang es mir, wieder auf die Füße zu kommen, obwohl von allen Seiten auf mich eingeschlagen wurde, und zwar nicht nur von della Roveres Sekretären, sondern auch von dem Kardinal persönlich, der sich eigens zu diesem Zweck erhoben hatte.
    Erst Borgias bellender Wutschrei, mit dem er sich ins Getümmel stürzte, beendete das Schlimmste. Mit energischem Griff packte er mich und drängte mich hinter sich, bevor er seinem verhassten Rivalen gegenübertrat. Vor Wut lief sein Gesicht feuerrot an.
    »Habt Ihr nicht gehört, was sie gesagt hat? Ihr seid ein Narr! Wir wissen, warum Ihr Morozzi hereingeschmuggelt habt, aber er war Euch nie ergeben. Er konnte mich nicht überwältigen, aber als Opfer seid Ihr ihm ebenso recht!«
    Della Rovere öffnete den Mund, um eine schneidende Antwort zu geben, aber es kam kein Wort heraus. Stattdessen weiteten sich seine Augen, und er fuhr sich mit der Hand an die Kehle. Blankes Entsetzen sprach aus seinem Blick, bevor er sich heftig zusammenkrümmte.
    Wenn zuvor Chaos geherrscht hatte, so brach jetzt die Hölle los. Borgias beide Sekretäre waren uns gefolgt, und mit della Roveres Männern waren wir zusammen sieben in der kleinen Kammer. Nur Borgia und ich behielten einen kühlen Kopf.

    »Legt ihn auf den Boden«, befahl ich, und nach kurzem Zögern gehorchte man mir. Inzwischen waren alle in Panik. Insbesondere fürchteten sie die Frau in ihrer Mitte, was für Männer offenbar das Schlimmste ist. Della Rovere rang nach Atem. Seine Haut fühlte sich bereits merklich kälter an. In seinen Mundwinkeln bildeten sich erste weiße Flecken, sein Körper war steif wie ein Stock, und sein Rücken schmerzte sichtlich, als ihn der nächste Krampfanfall schüttelte.
    Und doch war er voll bei Bewusstsein, wie seine entsetzten Augen verrieten.
    Das beruhigte mich insoweit, als er bisher offenbar nur wenig von dem Gift zu sich genommen hatte, das ich eigentlich für mich selbst hergestellt hatte.
    »Lockert seine Kleidung«, wies ich einen seiner Männer an. Dann wandte ich mich an einen von Borgias Sekretären. »Lauft so schnell Ihr könnt zurück in unser Quartier und bringt mir die kleine braune Ledertasche aus meinem Zimmer.«
    Der Mann machte auf dem Absatz kehrt. Als er verschwunden war, beugte sich Borgia zu mir hinunter, stieß mich an und lenkte damit meinen Blick auf das, was er fest in seiner Hand hielt. Mein Medaillon.
    »Woher?«, formten meine Lippen.
    Er nickte in Richtung des Tisches, an dem della Rovere soeben noch gespeist hatte.
    »Unter dem Tisch«, sagte er leise. »Ziemlich offensichtlich, doch neben einem toten Kardinal sicher ein eindrucksvoller Fund.«
    »Morozzi …?«
    »Fort, nehme ich an.«

    Und mit ihm die Hoffnung, den Mord an meinem Vater endlich zu sühnen. Einen Moment lang durchfuhr mich ein tiefer

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