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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Stimme hinzugewonnen hatte. Anschließend setzten sich die Verhandlungen die ganze Nacht hindurch fort. Irgendwann kursierten Gerüchte über ein Patt. Ich konnte mir die Stimmung der vielen Menschen auf der Piazza lebhaft ausmalen, wie sie gespannt auf die Neuigkeit warteten, die ihnen entweder Chaos oder schönste Ordnung bescherte.
    Angesichts des ständigen Kommens und Gehens in Borgias Räumen tat ich die ganze Nacht über kein Auge zu. Früh am Morgen verließ ich unser Quartier, um frisches Brot aus der vatikanischen Küche zu besorgen. Am Tag zuvor hatte ich die Laibe geprüft und festgestellt, dass sie Borgias Gaumen nicht beleidigten.
    Gleichzeitig nahm ich einen Brief an mich, den eine anonyme Hand durch den Türschlitz geschoben hatte. Selbstverständlich hatte Borgia dafür Sorge getragen, dass ihn Nachrichten aus der Außenwelt erreichen konnten, obwohl er im Konklave eingesperrt war.
    Ich wollte gerade gehen, als ich plötzlich zögerte und mein Herz wie wild zu klopfen begann. Ein Hauch von Kampfer hing in der Luft. Ich fuhr herum und konnte gerade noch einen leisen Aufschrei unterdrücken. Morozzi stand unmittelbar hinter mir.
    Der goldene Engel wirkte so makellos rein, als ob ihn der Fehlschlag in der Basilika nicht weiter kümmerte. Zweifellos wusste er ganz genau, wer ich war. Mir stockte das Herz, weil ich fürchtete, dass er mich verraten könnte. Doch er neigte nur leicht den Kopf und lächelte zuvorkommend.

    »Habt Ihr das Brot schon versucht? Es ist überraschend gut.«
    Jeder Zuhörer hätte hinter dieser Frage christliche Nächstenliebe gegenüber einem kleinen Pagen vermutet. Ich dagegen verstand ihn nur zu gut.
    »Seid versichert, dass ich es versuchen werde«, erklärte ich steif. »Ich versuche alles, was dem Kardinal vorgesetzt wird.«
    »Das nenne ich sehr verantwortlich. Ich hoffe, er weiß den Opferwillen zu schätzen.« Mit einem Lächeln beugte er sich vor und flüsterte in mein Ohr. »Wie ich höre, ist seine Giftkundige eine Jüdin und außerdem von Dämonen besessen. An Borgias Stelle würde ich sie mehr fürchten als alles andere.«
    Während er das sagte, zog er mein Medaillon für einen Moment ein Stück weit aus der Soutane hervor, sodass keiner der Umstehenden es sah.
    Bittere Galle stieg in mir hoch. Ich stolperte davon und hoffte wider besseres Wissen, dass ich meine Angst erfolgreich vor ihm verborgen hatte.
    Meine Hände zitterten noch, als ich Borgia sein Frühstück und den Brief brachte.
    Während er das Siegel brach, musterte er mich.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Ich habe soeben Morozzi getroffen.«
    Er nickte nur und begann zu lesen. Dann sagte er:
    »Cesare vertraut Euch, dass Ihr mich beschützt.«
    »Und geht es ihm gut?«, fragte ich so unbekümmert wie möglich.
    »Offenbar ja. Della Roveres Männer hatten in Siena keinen Erfolg, weil niemand mit ihnen reden wollte.«

    Was nicht verwunderlich war. Hatte mir doch Cesare selbst gesagt, wie gut er Menschen einschüchtern konnte. Aber wie immer hatte auch diese Sache eine dunkle Seite.
    »Falls es della Rovere nicht gelingt, Eure Übereinkunft mit den Juden zu beweisen und damit Eure Wahl zu verhindern, so bleibt ihm nur noch eine Möglichkeit.«
    Borgia beendete den Brief und nickte.
    »Er wird Morozzi den Auftrag erteilen, mich zu töten.«
    Für einen Mann, der am Rand des Todes stand, schien er bewundernswert ruhig zu sein.
    Meine Nerven waren dagegen deutlich angespannt.
    »Der verrückte Priester ist hier, und er besitzt noch immer mein Medaillon samt Inhalt. Außerdem hat er mir klar zu verstehen gegeben, dass er davon Gebrauch machen wird.« Er hatte mir wirklich Angst eingejagt.
    »Daran habe ich keinen Zweifel. Nur wie – das ist die Frage.«
    »Ich prüfe und koste alles vor, was Ihr zu Euch nehmt. Aber das weiß Morozzi. Vielleicht versucht er es ja doch mit einem Gift, das über die Haut wirkt?« Der Gedanke daran verfolgte mich.
    »Ihr glaubt zwar nicht, dass er dazu fähig ist. Aber falls er es trotzdem versucht, so gibt es keine Verbindung zu Euch, und der Verdacht wird zwangsläufig auf della Rovere fallen, weil unser gespanntes Verhältnis jedem bekannt ist.«
    »Das ist richtig, aber Ihr vergesst mich.«
    Ich erwähnte das nicht, weil ich Angst um mich hatte, sondern aus Sorge, dass meine Gegenwart den Verrückten veranlassen könnte, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen und Borgia direkt zu attackieren, um mich im darauf folgenden
Durcheinander zu enttarnen und als Mörderin

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