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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Giulia nicht im Mindesten. »Seid Ihr in der Lage, Euren Dienst bei der Garde wieder aufzunehmen?«
    Geller schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er niedergeschlagen. Doch dann blitzte es in seinen Augen. »Aber hört: Noch am Tage von Carafas Tod hat mir der Heilige Vater ein großes Stück Land in der Campagna geschenkt und mir den Titel eines Conte verliehen.« Er richtete sich auf und sagte mit förmlicher Stimme: »Vor Euch liegt der Conte di Aquilani.« Er stöhnte leise und sank zurück in sein Kissen.
    »Erlauchter Don«, sagte Giulia lachend und verneigte sich.
    »In seiner unendlichen Großzügigkeit hat der Papst auch Giannozzo und den Aussätzigen ein Stück Land geschenkt«, sagte Geller. »Nun müssen sie nicht mehr länger in den dunklen Eingeweiden Roms ihr Dasein fristen.«
    »So?«, sagte Giulia. »Hat er das?«
    Er nickte. »Sagt, Schwester«, sagte er eine Spur ernster. »Kardinal Carafa – er war Euer Vater?«
    »Ja«, antwortete Giulia.
    »Meine Gardisten haben in den vergangenen Tagen umfangreiche Nachforschungen angestellt«, erklärte Geller. »Sie waren auch in Carafas Palazzo. Aus den dort gefundenen Aufzeichnungen, den Schilderungen der ehrwürdigen Mutter Rufina und einiger Kardinäle ergab sich ein umfassendes Bild über das Leben dieses Mannes.«
    Giulia horchte auf. »Bitte, sprecht weiter, Francesco.«
    »Sein wahrer Name lautete Luigi Donati«, sagte Geller. »Er bestritt seinen Lebensunterhalt, indem er unter dem Deckmantel eines ehrenhaften Priesters gemeinsam mit Eurer Mutter Kirchen ausraubte. Nach Eurer Geburt und seiner Flucht aus Giulianova kam er irgendwann nach Rom. Hier gab er sich als Neffe des verstorbenen Papstes Paul IV. aus. Schnell stieg er in der Hierarchie auf, bis er schließlich in den Kreis der Porporati aufgenommen wurde. Und hättet Ihr seine Pläne nicht durchkreuzt, hätte man ihn zum nächsten Papst gewählt. Das ist gewiss.«
    »Hm«, machte Giulia. »Pippo sprach von weiteren Verschwörern. Wisst Ihr mehr darüber?«
    »Sicher ist nur, dass Kardinal Pozzi der Verschwörung angehörte«, sagte Geller.
    Pippo sagte etwas von drei Verschwörern, dachte Giulia. Wer mochte der Dritte sein?
    »Was denkt Ihr, Schwester?«, fragte Geller.
    »Nichts«, sagte Giulia schnell. »Habt Ihr Fulvia gesehen?«
    »Das letzte Mal sah ich sie bei Eurer Verhandlung«, antwortete Geller. Er stockte. »Was gedenkt Ihr nun zu tun? Bleibt Ihr in Rom?«
    Giulia hatte geahnt, dass Geller diese Frage stellen würde. Eine unsichtbare Hand schien nach ihrem Herzen zu greifen. Längst hatte sie sich entschieden, doch es fiel ihr so unsagbar schwer, die richtigen Worte zu finden. »Gewiss wünscht Mutter Rufina, dass ich mit ihr nach Santa Annunziata zurückkehre.«
    »Werdet Ihr diesem Wunsch entsprechen?«, fragte Geller. Er kratzte sich verlegen am Kopf. »Wisst Ihr, mein Land ist sehr groß. Ich wäre für jede Hilfe dankbar. Damit will ich nicht sagen, dass …«
    Giulia unterbrach ihn lachend. »Glaubt Ihr wirklich, ich würde mich auf einem Acker gut machen, Francesco?«
    Mit gespieltem Vorwurf sah er sie an. »Bei meiner Seel’, Schwester!« Dabei schlug er mit der Faust auf sein Bett.
    Giulia lächelte schwach, schüttelte den Kopf und beugte sich zu ihm hinab, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. »Lebt wohl«, hauchte sie in sein Ohr. Sie richtete sich auf und ging.
    »Ich werde auf Euch warten, Giulia!«, rief Geller ihr nach. »Und wenn es bis ans Ende meiner Tage dauern soll.«
    Sie hielt kurz inne. Doch anstatt sich noch ein letztes Mal umzudrehen, öffnete sie die Tür und ging hinaus. Sie wollte nicht, dass Geller ihre Tränen sah.

33
    Noch am selben Tag brachte man Papst Sixtus in den von ihm drei Jahre zuvor erworbenen Quirinalspalast. Dort starb er zwei Tage später, am 27. August im Jahre des Herrn 1590. Alle Glocken Roms erklangen zur Stunde seines Todes und kündeten vom Ableben des Heiligen Vaters.
    Am Morgen darauf zogen sich die stimmberechtigten Kardinäle in das Konklave in der nach Papst Sixtus IV. benannten Sixtinischen Kapelle zurück.
    Gespannt warteten Kleriker und Bürger Roms auf das Ende des Konklaves. Viele versammelten sich Tag für Tag auf dem Petersplatz, um auf die Entscheidung der Kardinäle zu warten und zu beten.
    Dann, am 15. September, war es so weit. Weißer Rauch stieg weithin sichtbar aus dem Schornstein der Sixtina auf. Kurz darauf erklangen die Glocken des Petersdoms für ganz Rom.
    Giulia befand sich gemeinsam mit Mutter Rufina

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