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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Rücken und sah, dass er aus einer Wunde am Bein blutete.
    »Es ist nicht schlimm«, sagte Geller und versuchte, ein zuversichtliches Lächeln aufzusetzen.
    Zwar verstand Giulia nicht viel von Schussverletzungen, doch war die Kugel in Gellers Kniekehle eingeschlagen, und sie machte sich große Sorgen um ihn.
    Die tiefe Stimme Matteis erscholl im Gang. Er baute sich neben Carafas totem Leib auf und stieß ihn mit dem Fuß an. »Ist der Bastard tot?«, fragte er Giannozzo, der danebenstand.
    »So tot wie das Vermächtnis Christi«, antwortete der König der Aussätzigen.
    Mattei trat zu Giulia und Geller. »Habt wohl gedacht, den ganzen Spaß für Euch allein zu haben, Capitano?« Er lachte dröhnend.
    »Wir wollten soeben nach Euch schicken, Don Patrizio«, antwortete Geller.
    Mattei stutzte. Dann brach er in schallendes Gelächter aus, das den Gang erfüllte. »Oben warten Pferde auf Euch, Capitano. Ihr solltet unverzüglich einen Medicus aufsuchen«, sagte er und verschwand.
    Giulia und ein Gardist halfen Geller auf. Er stützte seine Arme auf die helfenden Schultern und humpelte mit den beiden gen Aufgang.
    Neben dem Toten hielten sie inne. Giulia betrachtete das blutverschmierte Gesicht mit einer Mischung aus Trauer und Vergebung. Ihr Zorn war verflogen. Letztendlich lagen vor ihr die sterblichen Überreste eines Mannes, den die düstersten Gefilde in seiner Seele zu dem gemacht hatten, was er war. Sie hatte nicht das Recht, über ihn zu richten. Dies würde nun an einem anderen Ort geschehen.
    Als sie die Oberfläche erreichten, ging die Sonne gerade unter. Gardisten brachten Geller zu einem Pferdewagen und legten ihn auf die Pritsche. Giannozzo war ihnen hierher gefolgt. Aufmerksam beobachtete er das Treiben der gewaltigen Armee, die hier aufmarschiert war.
    »Wir sind Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, Giannozzo«, sagte Giulia. »Ich bin mir sicher, Eure Verbannung in die Katakomben hat mit Eurem Edelmut und dem Eurer Männer nun ein Ende gefunden. Ohne Euch …«
    »Er ist ein guter Mann«, sagte Giannozzo mit Blick auf Geller, ohne auf Giulias Worte einzugehen. »Ich wünsche Euch ein glückliches Leben, verehrteste Schwester Giulia.« Damit wandte er sich um und verschwand in den Eingeweiden des römischen Bodens.
    Nachdenklich sah Giulia ihm nach. Um sie herum bereiteten die Soldaten der Barone und die Gardisten den Aufbruch vor. Sie selbst setzte sich auf die Kante von Gellers Pritsche, riss einen breiten Streifen aus ihrem Habit und verband seine Wunde. Die Pferde zogen an, der Wagen setzte sich in Bewegung. Solange der Weg es ihr erlaubte, starrte sie auf die finstere Öffnung, die in die Katakomben hinunterführte. Dorthin, wo ihr Vater den Tod gefunden hatte.

32
    Als sie den Petersdom erreichten, stand der Mond am dunklen Firmament. Der Petersplatz war in den Schein Hunderter Fackeln gehüllt. Die Gardisten, die von den Baronen ein Pferd erhalten hatten, stiegen ab und gingen müde von dannen. Die übrigen würden erst viel später hierher zurückkehren.
    Der Wagen mit Giulia und Geller hielt vor den Stufen des Petersdoms. Sie half ihm herunter, wobei er leise stöhnte. Da hörte Giulia jemanden ihren Namen rufen. Sie schaute die Stufen hinauf. »Mutter Rufina!«, rief sie und winkte freudig mit der freien Hand.
    Rufina lief ihr ebenfalls winkend entgegen. Die beiden nahmen sich fest in die Arme. Rufina weinte vor Freude. »Mein armes Kind«, schluchzte sie und drückte Giulia an sich.
    Da konnte auch Giulia ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. »Liebe Mutter«, hauchte sie. »Es gibt so viel zu erzählen …«
    Liebevoll sah Rufina sie an und wischte ihr die Tränen fort. »Später, mein Kind«, sagte sie. »Lass uns zuerst den tapferen Capitano zu einem Medicus schaffen.«
    Die Frauen brachten Geller in den Petersdom. Dort trafen sie auf Gazetti, der sie zum Leibarzt des Heiligen Vaters führte.
    Vor der Tür des Medicus blieb Geller stehen. »Seht Ihr«, sagte er zu Giulia. »Es hat sich alles zum Guten gewendet. Wie ich es Euch versprochen habe.«
    Giulia lächelte und gab ihm einen flinken Kuss auf die Wange. »Geht, Francesco«, sagte sie. »Eure Wunde muss behandelt werden.«
    Er nickte Rufina zu und verschwand hinter der Tür.
    Gazetti hatte viele Fragen an Giulia, doch Rufina erklärte ihm, dass diese warten müssten. Gemeinsam gingen die Frauen in den Bereich der Basilika, in dem die Zellen der Nonnen lagen.
    Vor der Tür zu Giulias Zelle hielt Rufina inne. »Carafa?«, fragte

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