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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sturer Esel.«
    Maru starrte ihn verständnislos an.
    »Du hast die Stimme benutzt, Kröte. Hast du das etwa selbst nicht bemerkt?«
    »Aber ich dachte, das geht auf diese Weise gar nicht«, flüsterte Maru, beinahe erschrocken.

    »Das dachte ich auch, Kröte, das dachte ich auch. Aber du hast es irgendwie geschafft. Und wenn wir das hier überleben, werden wir versuchen herauszufinden, wie du das gemacht hast.«
     
    Numurs Krieger hatten mit Fackeln einen Kreis von ungefähr zwanzig Schritt Durchmesser abgesteckt. Donner rollte, und in weiter Ferne ließen Blitze die Wolken leuchten. Die Fackeln zischten und qualmten im stetigen Regen. Zu Füßen des Gottes und damit im Schutz der Überdachung war ein hölzerner Sessel aufgestellt worden, auf dem Numur Platz genommen hatte. Seine Leibwächter waren bei ihm, unruhig in die Dunkelheit schielend. Die Schabai und Priester standen dahinter, ebenfalls unter dem Dach, und betrachteten missmutig den Himmel. Auch der unglückliche Utaschimtu war dort. Den einfachen Kriegern blieben nur Plätze im Regen. Dort warteten sie auf den Beginn des Kampfes. Awier konnte Maru in der Menge nicht entdecken, aber die Dorfbewohner hatten wohl auch andere Sorgen. Abeq Mahas trat in die Mitte des Kreises. Der Hakul hatte seinen Mantel abgelegt und, wie Ulat vorhergesagt hatte, zu Sichelschwert und Schild gegriffen. Ein mit bronzenen Platten verstärkter Lederpanzer schützte seine Brust. Seine Kriegsmaske hatte er nicht angelegt. Er war größer und schlanker als Bolox, und seine Miene verriet finstere Entschlossenheit. Bolox auf der anderen Seite des Kreises streckte sich und ließ seine große Axt mit einer Hand kreisen. Sein kurzes ledernes Hemd spannte sich über der muskulösen Brust. Der Regen begann schon, die Farbe von seinen nackten Armen zu waschen.
    »Diese beiden Männer sind hier, um ihren Streit den Göttern zur Entscheidung vorzulegen«, rief Abeq Mahas. Er winkte zwei Priestern, die eine Opferschale heranschleppten. Sie gingen vorsichtig, denn der Boden war tückisch.
    »Bringt euer Opfer, Männer!«, forderte der Abeq die Kämpfer auf.

    Ein weiterer Priester brachte einen schwarzen Topf mit Innereien. Die Männer nahmen davon und warfen es ins Feuer, ohne dabei einander aus den Augen zu lassen.
    »Wir rufen die Götter Strydh, Utu und die Hüter zu Zeugen dieses Kampfes«, rief Mahas laut. »Ihr Götter, hier stehen Bolox von den Farwiern und Enydh von den Hakul. Unversöhnlich sind sie im Streit und rufen euch als Zeugen und Richter an. In eurem Namen, im Namen von Strydh und Utu, Alwa und Hirth, Fahs und Brond, frage ich: Ist einer unter euch, der aus diesem Kampf weichen möchte? Gibt es einen Mann, der einsieht, dass er dem anderen Unrecht tat? Es wäre keine Schande, dies jetzt einzugestehen, und hier, vor den Augen der Götter, um Vergebung zu bitten. Noch ist Gelegenheit, diesen Streit mit einer Sühne und ohne Blutvergießen zu beenden.«
    Der Abeq wartete einen kurzen Augenblick, aber weder Bolox noch Enydh rührten sich. »Dann soll es so sein!«, rief Mahas. »Die Götter werden dem Recht zum Sieg verhelfen.«
    Er gab seinen Priestern einen Wink. Genauso vorsichtig, wie sie sie hereingebracht hatten, trugen sie die brennende Schale wieder aus dem Kreis.
    »Die Kämpfer mögen ihre Waffen nehmen«, rief Mahas. »Dies ist nun die Stätte des Gerichts, und es sind die Götter, die hier Recht sprechen, nicht sterbliche Menschen. Ihr Urteil ist endgültig. Wer den Kreis verlässt, solange sein Gegner noch lebt, bekennt sein Unrecht.«
    Abeq Mahas drehte sich um und stapfte durch den Morast zum Alldhan. Wind kam auf. Das Wetterleuchten schien schnell näher zu rücken. Bolox hob seine Axt, um seinen Gegner zu grüßen, und näherte sich vorsichtig der Mitte des Kreises. Er kämpfte barfuß, wie Maru erst jetzt bemerkte. Der Hakul erwiderte den Gruß, indem er mit seinem Sichelschwert zweimal gegen seinen Lederschild schlug und »Hakul!« rief.

    Seine Stammesbrüder antworteten ebenfalls mit einem lauten »Hakul!«.
    Bolox hatte die Mitte erreicht und ließ seine schwere Axt kreisen. Enydh bewegte sich vorsichtig seitwärts. Bolox sprang nach vorne und holte aus. Der Hakul wich schnell zur Seite. Aber der Angriff war nur eine Finte, und Bolox grinste breit. »So schreckhaft, Krieger?«
    Der Hakul antwortete nicht. Er hob sein Schwert und täuschte seinerseits einen Angriff an. Maru sah, dass er Schwierigkeiten hatte, mit seinen Reitstiefeln festen Stand zu finden.

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