Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
sich in ihrer Unterkunft den Schlamm abwusch.
»Ja, dieses Wetter ist eine Schande. Kein Wetter für einen guten Kampf«, meinte Ulat.
»Ich hoffe sehr, ihr könnt diesen Streit morgen entscheiden«, sagte Meniotaibor.
»Die Götter haben den Hakul vor seinem sicheren Tod gerettet«, behauptete Bolox.
»Natürlich, wenn man davon absieht, dass auch du einen schweren Stand hattest«, erwiderte Meniotaibor spöttisch.
»Lass den Jungen, es fehlen ihm eben ein paar Jahre Erfahrung. Aber das kommt schon noch«, meinte Ulat großzügig.
»Vorsicht, alter Mann, meine Axt ist heute nicht satt geworden«, sagte Bolox.
»Das wundert mich«, entgegnete der Akkesch grinsend, »mir war, als hätte sie genug Schlamm gefressen.«
Bolox richtete sich auf und spannte seine Muskeln. Es sah kurz so aus, als wolle er auf Ulat losgehen, aber dann warf er den Kopf in den Nacken und – lachte laut. »Du sagst es, ein Bad im Schlamm war es, kein Kampf«, rief er. »Und ich kann jeden nur warnen – dieser Morast ist ein zäher Gegner.«
Die Söldner lachten und klopften sich auf die Schenkel, aber Maru war gar nicht nach Lachen zumute. Die Entscheidung war nur vertagt. Plötzlich erschien Tasil, völlig durchnässt, im Eingang des Stalls.
»Ah, der Urather«, begrüßte ihn Meniotaibor, »wo warst du? Du hast einen wahrhaft denkwürdigen Kampf verpasst.«
Tasil schüttelte die Nässe aus seinem Umhang und schnaubte verächtlich. »Ich beglückwünsche dich, dass du noch lebst, Farwier. Leider habe ich gehört, dass ich auch dem Hakul aus gleichem Grund gratulieren muss.«
»Der Sturm hat uns unterbrochen, sonst würde ich dir jetzt seinen Kopf zu Füßen legen«, brummte Bolox.
»Oder er mir deinen«, erwiderte Tasil.
»Ich will nicht sagen, dass ich dich vermisst habe, Tasil aus Urath«, warf Meniotaibor ein, »doch hast du meine Frage nicht
beantwortet. Wo warst du, als dieser Mann an deiner Stelle kämpfte?«
Es entstand eine gewisse feindselige Stille.
»Ich dachte mir, es ist nur recht und billig, ihm den Kampf zu gönnen, wo ihr doch offensichtlich entschlossen seid, mir das Denken zu überlassen«, antwortete Tasil grimmig.
Die Stille wurde nicht geringer.
»Hört, Männer, dieser Kampf hat nichts entschieden. Bolox ist es leider nicht gelungen, den Hakul der Lüge zu überführen«, sagte Tasil.
»Der verdammte Schlamm«, rechtfertigte sich der Farwier.
»Darum geht es nicht. Habt ihr vergessen, warum gekämpft wurde? Der Hakul hat meine Nichte verleumdet. Ihr habt für sie gebürgt. Doch ging dieses Gottesgericht ohne Urteil zu Ende.«
»Aber sie werden den Kampf doch morgen sicher fortsetzen«, meinte Ulat.
»Darauf würde ich nicht wetten. Dieses fehlende Urteil wirft einige Fragen auf. Jemand hat der Gefangenen geholfen, das glaubt zumindest Numur. Wenn es aber nicht meine Nichte war, wer war es dann? Jetzt überlegt, Männer. Wer kommt dafür in Frage? Seine Krieger? Die Awier aus diesem Dorf? Oder einer von uns?«
Die gute Laune der Männer war wie weggeblasen.
»Aber es könnten doch auch die Hakul gewesen sein«, widersprach Ulat.
»Das glaube ich auch«, meinte Tasil nickend. »Enydh hat ja zugegeben, am Käfig gewesen zu sein. Ich glaube aber nicht, dass Numur will , dass es die Hakul waren. Er braucht Frieden mit diesem Volk. Zumindest, solange er hier unten im Süden Krieg führt und die Nordgrenze bei Serkesch kaum geschützt ist.«
»Das Gottesurteil wird die Wahrheit ans Licht bringen«, sagte Ulat im Brustton der Überzeugung.
»Und eben genau das ist die Gefahr für uns, Männer«, sagte
Tasil. »Numur ist zwar nicht der Klügste, doch er hat nun Zeit nachzudenken.«
»Aber die Hüter sind auf meiner Seite«, beharrte Bolox.
»Und vielleicht wird Numur genau deshalb nicht mehr auf ihr Urteil warten.«
Meniotaibor verstand es als Erster: »Du meinst, er fürchtet, dass der Hakul im Unrecht ist, und wird dem Richtspruch zuvorkommen wollen?«
»Das meine ich. Und deshalb müssen wir baldmöglichst hier weg.«
»Aber er ist von altem Blut, ein Fürst der Akkesch, und sein Vater ist ein Gott. Traust du ihm solche Niedertracht wirklich zu?«, fragte Ulat zweifelnd.
»Du kannst gerne hierbleiben und es herausfinden, Akkesch, ich allerdings habe andere Pläne«, erwiderte Tasil mit kühlem Lächeln.
»Langsam, Urather«, sagte der Iaunier, »gesetzt den Fall, dass wir wirklich hier wegmüssen, wie willst du das anstellen? Das einzige Tor ist bewacht, der Damm voller Krieger. Du hast es
Weitere Kostenlose Bücher