Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
sie ihn zur Rede stellen. Doch vorerst hieß es weiterrudern. Sie waren noch lange nicht am Ziel. Gegen Mittag wurde die Schwüle unerträglich. Die Wolkendecke hatte sich aufgelöst, und das erste Mal seit Tagen war die Sonne zu sehen. Sie stand hoch am Himmel und ließ den Sumpf kochen. Sie litten Durst, denn sie hatten kein Trinkwasser mitnehmen können, aber sie waren noch nicht so durstig, dass sie vom schwarzen Wasser des Fenns getrunken hätten. So irrten sie weiter durch die gewundenen Wasserarme, kämpften sich durch Suwagras-Inseln und landeten in Sackgassen. Aber allmählich drangen sie weiter nach Westen vor.
    »Diese Hitze ist schlimmer als dieser furchtbare Regen«, brummte Tasil.
    »Du wirst nicht mehr lange auf Regen warten müssen, Tasil aus Urath«, sagte Biredh.
    »Ich hoffe, du hast Recht, alter Mann«, erwiderte Tasil.
    So als hätte er Biredh gehört, rollte lang anhaltender Donner über den Himmel. Maru warf einen Blick nach oben. Der Himmel
verfinsterte sich. Das sah nach einem schweren Gewitter aus. Dann bemerkte sie noch etwas. Über dem Schilf erhob sich in weiter Ferne eine einsame Weide.
    »Da vorne!«, rief sie leise.
    Vylkas hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die Maru zeigte. Dann nickte er. Jetzt hatten sie ein sichtbares Ziel. Sie ruderten schneller, aber wieder war das Fenn nicht auf ihrer Seite. Mehrfach mussten sie umkehren. Dann stießen sie erneut auf einen breiten Kanal. Die Weide war kaum näher gerückt. Es begann zu regnen. Einzelne schwere Tropfen fielen. Die Unken, die unter der Hitze verstummt waren, ließen jetzt wieder ihre traurigen Rufe über den Sumpf schallen. Die Regenpfeifer antworteten ihnen.
    »Die Schlange ist nicht in der Nähe«, sagte Vylkas. Er sah blass aus. Die Wunde machte ihm zu schaffen. Die Blutegel hatten sich rund gesaugt.
    »Dann sollten wir es wagen«, meinte Meniotaibor. Und ohne eine Antwort abzuwarten, lenkte er ihr Boot hinaus auf den Kanal.
    »Du solltest ihm folgen, Urather«, sagte Biredh.
    »Ganz wie du meinst, Alter«, erwiderte Tasil grimmig.
    Erste schwere Tropfen fielen. Bald wurden sie dichter. Die Schwüle wich, und das Atmen ging leichter. Sie kamen eine Weile gut voran, und der stärker werdende Regen erfrischte sie. Meniotaibor ließ seinen Helm voll Wasser laufen und trank lachend daraus. Maru begnügte sich damit, aus der hohlen Hand zu trinken. Die Sicht wurde schlechter, alles, was weiter als einen Steinwurf entfernt war, verschwamm Grau in Grau. Aber sie waren nahe genug, ihr Ziel nicht mehr aus dem Auge zu verlieren. Der großen Weide gesellten sich mehrere kleine hinzu. Dann bog der Wasserarm scharf nach Süden ab, etwa einhundert Schritte zu früh. Sie folgten seinem Verlauf mit der finsteren Entschlossenheit, endlich
diese Insel zu erreichen, und mit der Hoffnung, dass der Kanal seinen Lauf erneut ändern würde. Aber er tat ihnen den Gefallen nicht. Vylkas hob plötzlich den Arm. Da kam etwas näher, ein rhythmisches Geräusch: Ruderer. Sie hoben ihre Paddel leise aus dem Wasser und lauschten. Das war ein großer Trupp, der sich da näherte, das hörte selbst Maru. Mussten sie wieder kämpfen? Auf dem offenen Wasser standen ihre Aussichten schlecht. Und wenn die, die da kamen, Bogenschützen an Bord hatten, waren sie gänzlich verloren. Maru spürte die Furcht, die in ihr hochkroch. Da entdeckte der Dakyl plötzlich einen völlig von Suwagras überwucherten Einschnitt ins Schilf. Er gab ein Handzeichen und wendete das Boot. Ohne zu zögern, folgten ihm die anderen. Sie kämpften sich eilig durch das zähe Pflanzengewirr. Maru blickte zurück. Das Suwagras trieb langsam wieder zurück an die Oberfläche. Sie ruderten weiter und lenkten die Boote ins Schilf. Das rhythmische Geräusch kam näher, wurde langsamer, verstummte. Maru hielt den Atem an. In der Ferne riefen Unken, und der Regen rauschte leise im Schilf, sonst war es still.
    »Ich weiß nicht, Raschu, bist du sicher?«, fragte eine Stimme.
    »Ich habe etwas gehört«, antwortete eine zweite, tiefere Stimme.
    »Ich kann aber nichts sehen.«
    »Das hat in diesem verfluchten Sumpf nichts zu bedeuten. Sie könnten hier irgendwo im Schilf stecken, keinen Speerwurf entfernt, und wir würden sie nicht entdecken.«
    »Das mag sein, aber es kann auch nur eine von diesen elenden Flussechsen gewesen sein.«
    »Möglich«, sagte der, der Raschu genannt wurde, aber es klang nicht überzeugt.
    »Dann lass uns weiterrudern«, sagte die erste Stimme. »Wir können nicht

Weitere Kostenlose Bücher