Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
fragte Ulat verwundert.
»Alt«, flüsterte Vylkas und grub weiter, »sehr alt.«
Die anderen halfen ihm jetzt. Sie rissen Gras heraus und warfen die Erde mit ihren Händen zur Seite. Schließlich hatten sie eine Reihe von sieben großen Steinen freigelegt. Sie waren allesamt rechteckig und ohne jeden Zweifel von Menschenhand bearbeitet worden.
»Bei den Hütern, was hat das zu bedeuten?«, fragte Ulat staunend.
»Hast du es nicht begriffen, Akkesch?«, fragte Tasil. Er hatte als Einziger nicht beim Graben geholfen. »Es ist eine Ruine. Nichts weiter.«
»Nichts weiter, Urather?«, fragte Meniotaibor. »Das meine ich aber wohl. Diese Insel, ihre Form, die anderen Inseln. Wenn das eine lange Reihe von Ruinen ist, ein Halbkreis, wie die Kräuterhexe sagt, dann...« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
»Was, dann? Es sind eben alte Mauern. Sie sind versunken, wie das in Sümpfen eben geschieht. Ich verstehe eure Aufregung nicht.«
»Eine Mauer, die lange Mauer einer untergegangenen Stadt«, murmelte Ulat ergriffen.
»Sie muss riesig gewesen sein«, flüsterte Bolox.
Tasil lachte. »Steine sind es, nichts weiter.«
»Aber, Onkel«, rief Maru, »wenn das die Mauern der Goldenen Stadt sind!« Sie war ganz aufgeregt und verstand nicht, warum ihr Onkel so ruhig blieb.
»Goldene Städte gibt es nur in den Märchen, wie sie der alte Biredh hier erzählt«, sagte Tasil verächtlich.
Biredh schüttelte den Kopf. »Ich habe mich schon gefragt, wann ihr es endlich bemerkt«, sagte er lächelnd.
Die Söldner starrten ihn verblüfft an.
»Es ist eine Goldene Stadt?«, fragte Ulat erstaunt.
»Du sagst es, mein Freund, eine Goldene Stadt, vor so langer Zeit versunken, dass selbst ihr Name in Vergessenheit geraten ist.«
»Aber, das ist unfassbar«, rief der Akkesch aufgeregt.
»Märchen«, brummte Tasil.
»Du bist ein Ungläubiger, Tasil aus Urath«, sagte Biredh ruhig.
»Ich bin nur nicht so leichtgläubig wie diese Narren hier. Wenn du sie sehen könntest! Wie Kinder, denen einer ein Spielzeug schenkt.«
»So geht es eben den Menschen, die ein Wunder der untergegangenen Zeit sehen, Urather«, sagte Biredh, und seine leeren Augenhöhlen schienen Tasil nachdenklich anzublicken.
»Ein Wunder? Das mag sein. Untergegangen? Das ist sicher. Und ein weiteres Wunder ist, dass uns die Leute von Numur nicht schon gefunden haben! Wir werden verfolgt, Männer, habt ihr das vergessen? Und habt ihr über diese zerbrochenen Trümmer vergessen, was wir hier wollen? Wir suchen nach Gold, nicht nach alten Steinen! Lasst es meinetwegen die Mauern einer Goldenen Stadt sein. Machen sie uns satt? Nein. Sind sie aus Silber oder Gold? Es sieht nicht so aus.«
Maru konnte kaum glauben, wie sich ihr Onkel benahm. Was hatte er nur? Sie waren da auf etwas Unglaubliches gestoßen, sah er das nicht?
»Eine Goldene Stadt, natürlich! Daher auch der Goldene Tempel«, meinte Ulat, der Tasil kaum zugehört hatte.
»Ungeheure Schätze müssen hier liegen«, sagte Bolox ehrfürchtig.
»Hier? Wo denn? Ich sehe hier jedenfalls nur wertlose und zerbrochene Steine«, rief Tasil ärgerlich. »Das Gold finden wir anderswo – aber bestimmt nicht hier!«
»Vielleicht hast du Recht, Urather«, pflichtete ihm Meniotaibor schließlich bei, »es sind ja leider wirklich nur Steine, die dort liegen. Wir müssen weiter.«
»Wenn wir tiefer graben würden...«, begann Ulat.
»Womit denn? Mit den Händen?«, fuhr Tasil ärgerlich auf.
»Es stimmt. Was immer dort unten liegt, wir können es nicht erreichen«, meinte Bolox nachdenklich.
»In meinen Bergen, da reden wir von diesen Städten«, sagte Vylkas andächtig, »von der Zeit ohne Krieg, ohne Blutrache.«
Die Art, wie er es sagte, ließ Maru aufhorchen. War Vylkas wegen einer Rachegeschichte hier?
»Aber diese Zeit ist lang vorbei, Dakyl«, rief Tasil. »Strydh ist jetzt Herr der Welt, und dafür solltest du dankbar sein, denn du bist ein Krieger durch und durch. Der Krieg hat bisher immer ein Stück Brot für dich abgeworfen. Ist es nicht so?«
Vylkas sah Tasil lange an, bevor er erwiderte: »Nicht der Krieg brachte mich hierher, Urather.«
»Nun, wer weiter Märchengeschichten von Biredh hören will, mag hierbleiben, aber wer nach Gold und Ehre strebt, der sollte jetzt mit mir aufbrechen!«, rief Tasil.
»Wer Ruhm und Gold sucht, findet vielleicht nur Tod und Untergang, so wie einst die Bewohner dieser Stadt«, sagte Biredh ruhig.
Aber damit schreckte er die Männer nicht. Sie halfen Vylkas auf
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