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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hinaufgeschlendert.
    »Sei gegrüßt, Uratherin«, rief er, »ausgeschlafen?«
    »Warst du an der Brücke?«, fragte Maru, nachdem sie seinen Gruß erwidert hatte.
    »Ja, und darüber bin ich froh, denn wer es nicht war, der hat ein erstaunliches Schauspiel versäumt.«
    »Du meinst die Ziege?«, fragte Tasil.
    »Nein, ich meine den Farwier.«
    »Bolox? Was hat der damit zu tun?«, fragte Maru überrascht.
    »Ah, junge Uratherin, gerade du hättest das sehen sollen«, sagte der Iaunier und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Maru runzelte die Stirn. Er schien auf irgendetwas anzuspielen, aber sie wusste nicht, worauf.
    »Also«, begann Meniotaibor, »wir waren unten am Wasser, um zu sehen, ob noch mehr Leichen im Fluss sind, als die, die Vylkas in der Nacht entdeckt hat.«
    Die Leichen! Bisher hatte Maru es geschafft, nicht an sie zu denken. Ein Schatten fiel auf den Tag.

    »Aber der Fluss lag leer und schwarz in der Morgensonne – keine Toten mehr weit und breit«, berichtete Meniotaibor weiter, »da sehen wir, wie zwei Hirten ihre Tiere über die Brücke treiben wollen. Plötzlich bricht eine Ziege aus, springt über das Geländer und landet im Fluss. Was sie zu dieser Dummheit verleitete? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie etwas gestochen. Jedenfalls meint das Schicksal es nicht gut mit ihr, denn unten im Fluss liegen zwei große Echsen, die sich sofort auf das arme Tier stürzen. Jede von ihnen will die Beute aber für sich alleine. Und so hat jede eine halbe Ziege im Maul und versucht, auch noch den Rest aus dem Maul ihrer Schwester zu reißen. Das arme Tier ist noch nicht ganz tot und meckert zum Steinerweichen. Und oben auf der Brücke stehen die Hirten und schimpfen und fluchen, aber sie wissen nicht, was sie tun sollen. Da taucht plötzlich unser Farwier zwischen ihnen auf. Er hat einen gewaltigen Stein in der Hand und schleudert ihn der ersten Bestie auf den Schädel, dass es kracht. Und, so wahr ich hier stehe, das Biest ist so erschrocken, dass es seine Beute fahren lässt und verschwindet. Doch bevor die andere Echse sich freuen kann, dass sie die Ziege nun für sich alleine hat, steht Bolox oben auf dem Geländer und springt mit einem Satz herab, dem Untier auf den Rücken! Und dann macht er der Flussechse mit einem einzigen gewaltigen Hieb seiner Axt den Garaus!«
    Maru musste dem Iaunier Recht gegen, sie hatte wirklich etwas versäumt.
    Tasil hingegen gab sich unbeeindruckt: »Hat die Ziege noch gelebt?«, fragte er.
    »Nein, sie war natürlich längst tot«, sagte Meniotaibor.
    »Also hat dieser Held sein Leben für eine tote Ziege gewagt? Ich weiß nicht, ob ich ihn dafür bewundern soll.«
    Der Iaunier lachte laut. »Du hast nicht Unrecht, Mann. Ich selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen, da hinunterzuspringen. Vielleicht ist das Denken nicht die Stärke des Farwiers,
aber ich muss sagen, wie er da über der Bestie stand und die Axt schwang – es war ein beeindruckender Anblick. Doch sieh selbst, da kommt er.«
    Vom Wasser kam ein seltsamer Zug herauf. Kinder sprangen lachend und schreiend vorneweg, und einige erwachsene Dörfler folgten ihnen. Mittendrin marschierte Bolox, seine blutige Axt in der einen, einen Echsenkopf in der anderen Hand. Arbi und Vylkas waren hinter ihm. Sie schleiften den schuppigen Körper des Tieres über den aufgeweichten Boden. Ulat schritt missmutig hinterdrein.
    »Ich grüße dich, Bolox«, rief Tasil ihm entgegen. »Wie ich höre, hast du heute Morgen schon wahre Heldentaten vollbracht.«
    Bolox strahlte. »Es war nur eine Echse, nichts weiter«, sagte er mit schlecht gespielter Bescheidenheit. Die blaue Farbe war bis zur Brust von seiner Haut gewaschen, aber die Zauberzeichen hatten sich gehalten.
    »Leichtsinnig war es«, warf der Akkesch kopfschüttelnd ein, »den Feind anzugreifen, ohne Flankenschutz und Rückendeckung.«
    »Ach, hör auf, Alter, manchmal muss man den Gegner eben einfach überrumpeln!«, rief Bolox lachend. Dann warf er Maru den Schädel mit großer Geste vor die Füße. »Hier«, sagte er.
    Maru sprang erschrocken zurück. Es war leicht zu erkennen, wo die Klinge des Farwiers die Echse getroffen hatte. Die Stirn war zwischen den Augen gespalten, und allerlei Dinge, die Maru nicht sehen wollte, quollen aus der hässlichen Wunde hervor.
    »Was soll ich damit? Nimm das weg!«, rief sie entsetzt. Blut sickerte auf den Boden. Die Männer um sie herum lachten. Selbst ein paar Kinder grinsten. Der Farwier sah plötzlich verdrossen drein.
    Tasil

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