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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hob den Schädel auf und gab ihm den Farwier zurück. »Es ist vielleicht ein bisschen zu früh für diese Art Geschenk.«
    Zögernd nahm Bolox den zertrümmerten Echsenkopf zurück.
Dann sagte er: »Du hast Recht, Urather. Das war nicht angemessen. Verzeih, Mädchen.«
    Maru war verwirrt. Irgendetwas bekam sie anscheinend nicht mit.
    »Ich glaube, wir haben genug gescherzt. Es gibt Wichtigeres zu tun«, meinte Tasil. Er schnappte sich einen der Jungen, die dem Zug gefolgt waren. »Weißt du, wo eure Ältesten wohnen?«
    Der Junge nickte.
    »Dann lauf, und sag ihnen, dass wir sie im Samnath treffen wollen. Bolox hat ihnen etwas mitzuteilen. Und vergiss Hana, euren Edaling, nicht.«
    Der Knabe rannte davon, und ein ganzer Schwarm seiner Freunde folgte ihm.
    »Dann lasst uns dieses Biest hinauf zum Samnath schleppen. Ich weiß nicht, ob man diese Tiere essen kann, aber wenigstens die Awier können wir beeindrucken«, sagte Tasil. Er machte aber keinerlei Anstalten, selbst mit Hand anzulegen, als der Zug sich wieder in Bewegung setzte.
    »Wo ist Biredh?«, fragte Maru. Ihr war erst jetzt aufgefallen, dass der Erzähler nirgendwo zu sehen war.
    »Ich weiß nicht, er scheint heute Nacht verschwunden zu sein«, sagte Meniotaibor, der neben ihr zum Versammlungshaus hinaufging. »Aber wenn wir ihn treffen, müssen wir ihm erzählen, was heute Morgen geschehen ist. Ich bin sicher, er kann eine wirklich gute Geschichte daraus machen.«
     
    Die Sonne stieg schnell höher, und der Boden dampfte vom Regen der vergangenen Nacht, aber der Himmel trübte sich schon wieder ein. Bald würde es abermals regnen. Im Samnath nahm Tasil Bolox noch einmal auf die Seite. Er redete auf ihn ein und schien ihn zu ermutigen. Mehrfach klopfte er ihm auf die Schulter. Maru fragte sich, was Tasil mit ihm vorhatte. Nach und nach füllte sich
das Samnath. Vor allem Kinder kamen, aber anscheinend hatten sich auch viele Erwachsene Zeit genommen, um nicht zu versäumen, was es hier zu sehen und hören gab. Einer der Fremden hatte eine Flussechse erschlagen und wollte jetzt den Rat des Dorfes sprechen. Das versprach, spannend zu werden.
    Die Ältesten kamen gemeinsam. Taiwe stützte den alten Wifis, der krummbeinig neben ihm her trippelte. Hana kam kurz danach. Seine Frau war bei ihm und redete leise auf ihn ein.
    Der Älteste Skeda eröffnete die Versammlung. Er deutete auf den zerschmetterten Echsenkopf, den Bolox auf den Boden vor die Ehrenplätze gelegt hatte. »Ich habe von deiner Heldentat gehört, Farwier, und ich beglückwünsche dich zu deinem Sieg. Doch weiß ich nicht, was der Rat unseres Dorfes damit zu tun hat. Verlangst du eine Belohnung?«
    Bolox drehte seine mächtige Axt verlegen in den Händen. Er räusperte sich und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ehrwürdiger Skeda, diese Echse zu töten, war nichts Besonderes...« Er stockte. »Und der einzige Lohn, den ich verlange, ist der, dass ihr mich anhört.«
    »Das ist nicht mehr als recht und billig«, erwiderte Skeda freundlich.
    »Es sollte nur nicht zu lange dauern, meine Zeit ist kostbar«, sagte Hana mürrisch.
    Taiwe sagte gar nichts, er drehte gleichmütig mit seinen geschickten Fingern an einem dünnen Seil.
    »Es war in der letzten Nacht«, fuhr Bolox fort, »ich war schon in meiner Herberge, als mir auffiel, dass der Erzähler noch nicht bei uns war. Also ging ich ihn suchen, und da sah ich Erstaunliches.« Er legte wieder eine Pause ein. »Ich sah zwei Männer, die beieinander standen, und sie schienen über etwas zu verhandeln.« Wieder stockte Bolox. Taiwes Finger bewegten sich nicht mehr. Er starrte den Farwier überrascht an.

    Bolox räusperte sich noch einmal, und dann sagte er schnell, so als müsse er etwas Unangenehmes hinter sich bringen: »Der eine Mann bot dem anderen goldene Ringe an.«
    Es wurde totenstill in der Halle. Hana beugte sich vor. Sein Schemel knarrte: »Wer war das? Wer hat es gewagt...«
    Skeda unterbrach ihn: »Du musst dich irren«, sagte er schnell, »es werden Ringe aus Bronze gewesen sein!«
    Maru wusste es besser. Das war es also, was Taiwe zu bieten hatte. Es gab wenig, das Tasil Ehrfurcht einflößte. Gold gehörte sicher dazu.
    »Ich bin ein Farwier, und meine Augen erkennen Gold, wenn sie es sehen. Dieser warme Glanz im Feuer... selbst aus der Ferne und durch den Regen – es war Gold, bei meiner Axt.«
    Die Ältesten schwiegen.
    Bolox fuhr verunsichert fort: »Nun, habt keine Sorge, ich habe nicht vor, euer Geheimnis zu

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