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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sagte Skeda zweifelnd.
    »Seht, ihr Männer, es sind noch drei Tage bis Neumond, und ihr versteht sicher, dass ich das Opfer nicht bringen will.«
    »Die Ahnen haben es aber so entschieden«, zischte Hana.
    »Zumindest ist es das, was du sagst, Hana.«
    »Bin ich euer Edaling, oder nicht? Ihr wart dabei, als ich das Auwara durchgeführt habe. Ihr habt zugesehen, als ich die Zeichen, nach altem Brauch, auf den Halmen vermerkte und die Altvorderen und Dhanis um Rat bat. Schlange, Boot und Mädchen – noch nie waren die Zeichen so eindeutig. War es nicht so?«
    Maru verstand nicht, was Hana meinte, aber die Männer im Saal stimmten murmelnd zu.
    Taiwe sagte: »Und hast du vergessen, dass du dreimal die selben Zeichen gezogen hast? Glaubst du wirklich, dass das mit rechten Dingen zuging?«

    »Du hast mich zweifeln lassen, in jener Nacht, Taiwe, das gebe ich zu, doch inzwischen bin ich sicher: es war Dhanis selbst, der mir die Hand geführt hat. Und wenn er dreimal das Opfer verlangt – wie können wir uns da noch verweigern?«
    Auch jetzt schien der Edaling die Mehrheit der Männer auf seiner Seite zu haben, denn das Gemurmel klang wieder nach Zustimmung.
    »Recht hat er!«, rief eine Stimme aus der Menge.
    »Du solltest schweigen, Mann. Dies ist das Samnath, nur die Ältesten und der Edaling sprechen hier!«, wies Skedas Stimme den Rufer zurecht.
    Die Maus an ihrem Fuß erwies sich als hartnäckig. Maru versuchte, sie mit einem leichten Tritt zu verscheuchen. Sie antwortete mit einem Zischen.
    »Die Ahnen haben nicht gesagt, welche Familie das Opfer bringen muss«, rief Taiwe über ihr mit Bitterkeit in der Stimme.
    Maru hörte kaum zu. Ganz vorsichtig drehte sie ihren Kopf so weit, dass sie ihren Fuß sehen konnte. Ein dunkles, schlankes Band glitt über ihren Knöchel. Maru erstarrte. Eine Schlange. Sie war nicht sehr groß, nur drei oder vier Spannen lang. Das war schlecht.
    »Das Los, das Los hat entschieden«, rechtfertigte sich Hana.
    »Wir alle wissen, wer dieses Los gezogen hat, Hana«, antwortete Taiwe.
    Die Unruhe im Saal wurde größer.
    Auf ihrem Weg durch Awi hatten Tasil und Maru jeden Abend mit langen Stöcken die Umgebung ihres Lagerplatzes abgeklopft, um Schlangen zu vertreiben. Und immer hatten sie mindestens eine entdeckt. Sie musste jetzt an das denken, was Tasil bei dieser Gelegenheit zu sagen pflegte: »Je kleiner sie sind, desto tödlicher ist ihr Gift.«
    »Dieser Zwist bringt uns nicht weiter«, sagte Skeda, als sich die Unruhe gelegt hatte. »Es ist entschieden. Das Opfer ist gewählt
und wird gebracht. Träfe es nicht deine Enkelin, dann das Kind eines anderen, Taiwe. Wäre das etwa gerechter?«
    Die Schlange schob sich langsam weiter Marus Bein hoch. Sie konnte ihre gespaltene Zunge auf der Haut spüren.
    »Verzeih, Skeda, du hast Recht, doch ich dachte, dass das Schicksal es vielleicht gut mit uns und den unsrigen meint. Schließlich hat es die Fremden hergeführt.«
    »Worauf willst du hinaus, alter Freund?«
    »Du selbst, Skeda, hast es gesagt, in jener dunklen Stunde. Wäre es nicht besser, eine Fremde brächte dieses Opfer für uns?«
    Oben wurde es ganz still. Die Schlange verließ Marus Bein. Sie glitt langsam hinab auf den Boden, aber sie kroch nicht davon, sondern direkt auf Marus rechten Arm zu. Maru konnte jetzt ihre Augen sehen. Was oben gesprochen wurde, drang kaum in ihr Bewusstsein.
    »Nun, Taiwe, jeder von uns würde lieber diese Uratherin statt deiner Enkelin Lathe opfern, aber hast du nicht selbst gesagt, dass wir keine Fremden für unseren Fluch büßen lassen können?«, fragte Skeda im Samnath.
    »Wenn sie denn überhaupt noch Jungfrau ist!«, warf Hana missmutig ein.
    »Ich glaube, dass ist eines der wenigen Dinge, bei denen er nicht gelogen hat«, sagte Taiwe.
    Die Schlange erreichte jetzt Marus Oberarm. Sie war nur eine Handbreit von ihrem Gesicht entfernt. Maru hielt die Luft an.
    »Dennoch, unsere Ahnen haben diesem Brauch für alle Zeiten abgeschworen. Das hast du selbst gesagt«, sagte Skeda.
    »Und wenn das Opfer freiwillig gebracht wird?«, fragte Taiwe.
    Die Schlange starrte Maru an und verharrte mit erhobenem Kopf. Nur ihre Zunge bewegte sich.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Uratherin ihr Leben für uns gibt. Warum sollte sie?«, fragte Skeda.

    »Ich glaube nicht, dass es ihre Entscheidung ist, denn ich glaube nicht, dass sie eine Verwandte, geschweige denn die Nichte des Urathers ist. Tochter eines Waldmenschen und einer Südländerin? Wie soll

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