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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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was?«
    Maru schüttelte den Kopf, aber dann sagte sie: »Doch, vielleicht. Dieser Zwinger, da wird jemand gefangen gehalten.«
    »In dem Tierkäfig?«
    »Ja, ich glaube, es ist eine Frau.«
    »Du glaubst? Was soll ich mit so einer halben Nachricht, Kröte?«
    »Es ist schwer, mehr zu erfahren. Der Wagen ist zugehängt, und fünf Krieger bewachen ihn. Sie haben Angst vor dem, was in diesem Käfig ist.«
    »Angst?«
    »Ja, sie fürchten sich, das ist deutlich zu sehen.«
    Tasil schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Gut, das kann wichtig sein, muss aber warten. Wir haben anderes zu tun. Ich muss mit Taiwe reden, und du gehst zu Skeda, Kröte.«
    »Skeda?«
    »Natürlich, Skeda. Sag ihm, dass Numur morgen anfangen wird, nach dem Tempel zu fragen. Erinnerst du dich an diesen fetten Kaufmann in Serkesch, wie hieß er noch?«
    »Atib?«
    »Genau. Erzähle Skeda, mit welchen Mitteln man ihn damals zum Reden bringen wollte.«
    Daran erinnerte sich Maru nur zu gut. Mit kochendem Pech hatten sie seinen Mund ausgießen wollen. Er war dem nur entgangen, weil er seine Vergehen vorher gestanden hatte. Und dann hatte ihn die Frau des Immit, die rätselhafte Umati, vor aller Augen erstochen. »Aber warum soll ich ihm das erzählen?«, fragte Maru verwirrt.

    »Weil es seinen Leuten bevorsteht. Numur wird sie foltern.«
    »Aber das ist entsetzlich!«, rief Maru.
    »Sag ihm, dass er das verhindern kann, wenn er uns vorher die Lage des Goldenen Tempels offenbart.«
    »Aber Onkel, hast du nicht zu Numur gesagt, dass der Tempel so nicht gefunden werden könne?«
    »Gut aufgepasst, Kröte. Es ist bedauerlich, dass mir der Alldhan das nicht glaubt. Nun, vielleicht, weil ich es selbst nicht glaube. Wenn du mit Skeda sprichst, erzähl ihm ruhig, dass ich mich bei Numur und Mahas für das Dorf eingesetzt habe. Leider bedeutet das, dass man nun ihn und Taiwe zuerst befragen wird.«
    Maru sah Tasil entsetzt an.
    Tasil achtete nicht darauf. »Anschließend erwarte mich vor dem Samnath. Ich werde mit Numur das eine oder andere zu besprechen haben. Nun schau nicht drein wie eine Ziege, wenn’s donnert. Lauf! Die Zeit wird knapp!«
    »Aber …«
    Tasil packte sie am Kragen: »Hör zu, Kröte, Numur und dieser einäugige Abeq trauen mir nicht. Sie werden mich nur so lange leben lassen, wie sie sich Nutzen davon versprechen. Und dich übrigens auch. Also: Mach dich nützlich!«
    Maru schluckte und wollte schon loslaufen, aber dann fiel ihr noch etwas ein. »Onkel«, rief sie.
    »Was denn noch?«
    »Taiwe – ich habe vorhin mit ihm gesprochen, oder vielmehr er mit mir.«
    »Was wollte er denn ausgerechnet von dir, Kröte?«
    Maru berichtete Tasil kurz von dem Gespräch, vor allem, dass der Älteste verlangt hatte, sie möge die Stimme auf Numur anwenden. Zum Schluss sagte sie: »Aber noch etwas hat er gesagt, etwas Merkwürdiges. Er sagte, er könne dir das Gold nicht geben. Und auch keinem anderen.«

    Tasil runzelte die Stirn. »Das hat er gesagt? Sollte es da wirklich einen Zauber geben? Das wäre schlecht. Für uns und für das Dorf. Hoffen wir, dass er das nur sagte, um dich zu täuschen.«
    »Aber Taiwe macht einen ehrlichen Eindruck, Onkel.«
    »So, findest du? Entweder er hat dich belogen, oder die Söldner, denen er das Gold schließlich versprochen hat. Allzu ehrlich kann dieser Awier also nicht sein. Und jetzt lauf! Die Zeit drängt.«
     
    Maru lief. Tasil hatte Recht. Es ging nicht mehr um Gold, es ging um Leben oder Tod. Allerdings war sie sich sicher, dass er immer noch darauf aus war, sowohl mit dem Leben als auch mit dem Gold davonzukommen. Es war eben Tasil. Es regnete wieder stärker. Unter den Tritten der Krieger Numurs hatten sich alle Wege in bodenlosen Morast verwandelt. Marus fast neues Garwan hatte, trotz Strohüberwurf, sehr gelitten. Sie sah inzwischen aus, als hätte sie sich im Schlamm gewälzt. Aber das war nun auch gleich. Wenn sie keinen Erfolg hatte, würde sie bald keine Garwane und überhaupt nichts mehr zum Anziehen brauchen. Sie lief schneller. Eine große Gruppe von Männern kreuzte ihren Weg. Es waren Fischer, die unter Bewachung einiger Krieger auszogen. Sie trugen Sicheln und Äxte. Offenbar sollten sie Schilf und Holz für Numurs Boote besorgen. Der Alldhan verlor wirklich keine Zeit. Maru hielt Ausschau nach Rema, aber sie konnte ihn nicht entdecken. Ihr Weg führte Maru zunächst zu Hiri, denn sie hatte keine Ahnung, wo Skeda zu finden sein würde. Hiri schickte sie zu einer Hütte nahe der Brücke.

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