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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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verlangst, übersteigt meine armseligen Kräfte bei weitem. Ich kann dir nicht helfen.«
    »Kannst du nicht – oder willst du nicht?« Taiwe war aufgesprungen. Von einem Augenblick auf den nächsten war alle Sanftheit von ihm gewichen. Zornig packte er sie am Arm.
    »Wenn du so schreist, werden gleich Numurs Krieger hier erscheinen«, sagte Maru warnend.
    So plötzlich, wie die Wut Taiwe gepackt hatte, ließ sie ihn auch wieder los. Er zog seine Hand, beinahe erschrocken, von ihrem Arm zurück, setzte sich und barg sein Gesicht in den Händen. Dann hatte er sich wieder im Griff. Er richtete sich auf und sagte: »Verzeih, es steht mir nicht zu, das von dir zu verlangen, ich kann dich nur bitten.«
    »Höre, Taiwe, eigentlich sollte ich dir das nicht sagen, aber diese Stimme, sie wirkt nur bei schwachen Menschen. Solche kann sie dazu bringen, Dinge zu tun, die sie im Innersten sowieso tun wollen.«

    Taiwe blickte zum Himmel. »Schwach? Der Schab? Mag sein. Aber ich bitte dich, denke darüber nach. Ich weiß nicht, wie stark Numur ist. Vielleicht musst du ihn auch gar nicht gegen seinen Willen zu irgendwas bringen, vielleicht findest du einen anderen Weg.«
    Er streckte seine Hand aus und ließ Regen darüberlaufen, dann sagte er: »Der Alldhan ist mächtig, doch habe ich Zweifel, dass er stets bei klarem Verstand ist. Glaubst du nicht, dass es hier einen schwachen Punkt gibt, den du nutzen kannst?«
    »Taiwe, es tut mir leid«, sagte Maru noch einmal, »aber ich bin doch nur ein Mädchen, ich verstehe nichts von solchen Dingen. Du solltest eher meinen Onkel fragen.«
    »Den Urather?« Taiwe schüttelte traurig den Kopf. »Mädchen, ich weiß, dass er sicher nicht dein Onkel ist, und ich weiß, dass man ihm nicht trauen kann. Er würde das ganze Dorf an Numur verkaufen, wenn er sich davon einen Gewinn verspräche. Und dich übrigens auch.«
    Maru dachte an Tasils Gespräch mit Numur. Da hatte es wirklich so ausgesehen, als habe er versucht, das Dorf zu schützen. Aber würde das auch so bleiben? Der Älteste hatte leider Recht: Tasil war nur bis zu einem gewissen Punkt, genauer, bis zu einem gewissen Preis, vertrauenswürdig. Andererseits konnte dieser Preis manchmal überraschend hoch sein. »Du kennst ihn nicht so gut wie ich, Taiwe«, sagte sie, »er ist nicht mehr auf seinen Gewinn bedacht als andere auch.«
    Taiwe warf ihr einen Blick zu, der ihr sagte, dass er anders darüber dachte. Er zögerte kurz, dann beugte er sich vor und sah Maru durchdringend an. »Du weißt, dass der Mann, den du Onkel nennst, gestern bei mir war?«
    Maru schüttelte den Kopf. Sie waren getrennte Wege gegangen. Sie war mit Rema zu Wika gefahren, und Tasil hatte sich umsehen wollen. Er war also auch bei Taiwe gewesen.

    »Er hatte seltsame Fragen, Maru Nehis. Keine einzige zum Goldenen Tempel, aber viele zu unseren Bräuchen und vor allem den Riten und dem Zeitpunkt der Opferung. Er war wie ein Wolf, der eine Beute umschleicht, die er von vorne nicht angreifen kann, und der nach einem anderen Weg an sein Ziel sucht.«
    Maru runzelte die Stirn. Das klang nach Tasil. Aber warum erzählte der Älteste ihr das?
    »Er war danach noch bei Skeda. Und selbst mit Hana hat er gesprochen, wie ich erfahren habe. Skeda hat er dieselben Fragen gestellt wie mir, und ich nehme an, dass es bei Hana kaum anders war. Natürlich sollte er eher mit Skeldiga reden, wenn er etwas von unserem Edaling will, aber auch das hat er getan. Er ist wirklich ein kluger Mann.«
    Maru fühlte sich unwohl. Wie sollte sie Tasil verteidigen, wenn sie nicht wusste, was er tat?
    »Und eben habe ich den Urather noch einmal getroffen. Denk dir, da hatte er nur noch eine einzige Frage. Er wollte wissen, ob wir auch jetzt noch vorhaben, das Ritual durchzuführen. Nein, Maru Nehis, es war keine Frage, ich würde sagen, er hat mich dazu gedrängt.«
    Maru wurde blass. Davon hatte sie nichts gewusst. Was hatte Tasil vor? Was hatte er davon, wenn die Awier das Mädchen opferten? Oder dachte er etwa daran – sie selbst gegen das Gold einzutauschen? Maru schüttelte den Kopf. Das wollte sie nicht glauben. Sie fühlte den Blick des Ältesten. Warum erzählte Taiwe ihr das? Wollte er vielleicht nur einen Keil zwischen sie und Tasil treiben?
    Dann hatte sie plötzlich einen Einfall: »Du hast doch etwas, das er haben will, ehrwürdiger Taiwe: Gold! Eine Handvoll wird genügen. Damit kannst du ihn als Verbündeten gegen Numur gewinnen. Glaub mir, er versteht viel mehr von solchen Dingen

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