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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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als ginge sie die Angelegenheit weiter nichts an. Sie überlegte fieberhaft: Ein junger Mann, oder doch eher eine Frau? Die Finger waren lang, feingliedrig. Sie gehörten sicher keiner Bäuerin und auch keinem Schmied. Diese Hand hatte in ihrem Leben nicht schwer gearbeitet. Sie war schmutzig, das hatte Maru auch sehen können. Wahrscheinlich saß die Gefangene schon eine ganze Weile in diesem Käfig. Aber warum? Wer war das? Ein Maghai? Eine Kräuterfrau? Eine Fürstentochter? Sie – oder er – musste gefährlich sein. Sie drehte sich noch einmal um. Die Hand hielt einen der hölzernen Stäbe umfasst. Je länger Maru sie betrachtete, desto sicherer wurde sie, dass sie einer Frau gehörte. Wer mochte das sein? Das war ein weiteres Rätsel, das es zu lösen galt.

Fragen
    Du kommst mit deiner Frage zu deinem Kaidhan? Hast du bedacht,
Freund, dass sein Wort Gesetz ist? Erhältst du seinen Rat, so musst du
ihm folgen, gleich, wohin dich dies führt.
     
Etellu-Kaidhan, Gesetze
     
     
    Maru umrundete das Samnath und wandte sich nach Süden. Vielleicht war Tasil doch im Schreinhaus. Da hatte sie ihn schon einmal hineinschleichen sehen. Plötzlich entdeckte sie zwei dunkle Gestalten, die an einer Hütte lehnten. Sie trugen lange schwarze Reitmäntel und schienen das Haus zu beobachten. Maru drückte sich an die nächste Wand. Wenn die Hakul dort standen, dann waren sie vielleicht hinter Tasil her. Aber wollten sie ihn nur beobachten – oder hatten sie etwas ganz anderes vor? Unter dem Schreinhaus saßen einige Krieger und starrten in den endlosen Regen. Maru entdeckte auch zwei Abeqai bei ihnen. Das ergab Sinn. Es war nur natürlich, dass sich die Priester für den Schrein und vielleicht sogar den Edaling interessierten. War Abeq Mahas auch dort? In Serkesch war Mahas nicht von Numurs Seite gewichen, aber Maru hatte irgendwie das Gefühl, dass die beiden sich jetzt aus dem Weg gingen. Es tat sich etwas. Die Tür des Schreinhauses öffnete sich, und zwei Männer erschienen auf dem Treppenabsatz. Es waren Tasil und – Abeq Mahas. Viel Liebe war nicht zwischen ihnen, das war unverkennbar. Der Priester wirkte verdrossen. Maru lief zur Treppe. Die Krieger unter dem Schreinhaus hoben ihre Köpfe, aber dann sahen sie, dass da nur ein Mädchen durch den Regen lief. Tasil warf ihr einen kurzen, strengen Blick zu. Er wollte also nicht, dass sie näher kam. Also blieb sie auf
halber Höhe stehen. Mahas beachtete sie nicht. Er schüttelte gerade den Kopf und sagte: »Das mag alles sein, wie du sagst, Urather, aber der Alldhan weiß, was er zu tun hat.«
    »Aber du siehst doch, dass dieser jämmerliche Edaling nichts weiß. Glaubst du, die einfachen Fischer wissen mehr?«
    »Das wird sich dem Alldhan schnell offenbaren. Doch dein Vorschlag ist gut, ich werde ihn also bitten, zuerst die Ältesten zu befragen. Sie scheinen mir die Pfeiler dieses Dorfes zu sein. Wenn sie nachgeben, werden diese Awier einsehen, dass es zwecklos ist, den Tempel weiter vor uns zu verbergen.«
    »Du bist weise, ehrwürdiger Abeq, doch bedenke, dass der Tempel vielleicht für immer in diesem Sumpf verschwindet, wenn die beiden Pfeiler, wie du sie nanntest, zerbrechen. Und dann wird Utu nie den goldenen Schmuck bekommen, der ihm zusteht.«
    »Deine Hingabe an Utu rührt mich, Urather«, spottete der Abeq.
    Tasil lächelte und sagte dann halblaut: »Ich denke nur, mit dem Gold können die Priester des Neuen Gottes viele Herzen erreichen, die ihnen jetzt noch verschlossen sind – oder gar eher dem Menschen Numur als dem Gott Utu zugetan sind.«
    Der Priester hielt kurz inne, bevor er leise erwiderte: »Du spielst ein gefährliches Spiel, Urather. Der Alldhan ist ein treuer Diener seines Gottes, wie seine Priester auch. Kein Gold der Welt wird daran etwas ändern.«
    »Natürlich nicht, ehrwürdiger Abeq«, versicherte Tasil.
    »Gut, aber geh jetzt. Finde mehr über den Tempel heraus, wenn du kannst. Du solltest Erfolg haben, wenn du dich auch morgen noch in der Gunst Utus sonnen willst.«
     
    Tasil verbeugte sich, lief schnell die Treppe hinab, packte Maru an der Schulter und zog sie außer Hörweite der Krieger. »Was willst du denn hier, Kröte?«

    »Ich habe dich gesucht, Onkel. Außerdem wollte ich dir sagen, dass dort, unter jener Hütte, zwei Hakul auf dich warten.«
    Tasils Hand zuckte zum Gürtel, dabei trug er gar keine Waffe. Sein Blick suchte unauffällig die Schatten ab. »Die habe ich längst gesehen, Kröte«, behauptete er. »Noch

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