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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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Frau, in dem Henrika anfangs gewartet hatte. Der Raum war menschenleer, genau wie die gesamte Siedlung, denn die meisten Bewohner waren dem Heer der Sachsen entgegengelaufen.
    »Ihr wartet hier, ich werde alles Weitere veranlassen. Wir finden schon eine Lösung, das verspreche ich Euch. Aber verlasst bloß nicht das Haus«, beschwor Guntram sie und schickte sich an, es den anderen Bewohnern gleichzutun. Am Eingang blieb er nochmals stehen und blickte über die Schulter. »Wenn möglich, solltet Ihr Euch den Gestank der Ziegen abwaschen. Ihr riecht einfach fürchterlich!«, bemerkte er grinsend und war gleich darauf verschwunden.
    Mit ruhiger, aber entschlossener Miene ließ Randolf den Wutausbruch des Königs über sich ergehen. An seiner Meinung änderte sich dadurch ohnehin nichts.
    »Verdammt, ich habe immer an Euch geschätzt, dass Ihr grundsätzlich mit dem Kopf denkt und Euch nicht wie andere von Gefühlen leiten lasst, die ihren Ursprung unterhalb der Gürtellinie haben! Der Kleinen wird schonnichts geschehen, meine Güte, vielleicht hat sie sogar ihren zukünftigen Gatten aufgesucht, weil sie nicht länger darauf warten wollte, bis Ihr Euch zu ihr legt!«
    Der Ritter biss die Zähne zusammen, um sich nicht zu einer Antwort hinreißen zu lassen, die er möglicherweise später bereute. Gerade der König hatte sich nicht nur einmal wegen einer Frau in Situationen begeben, die nicht ungefährlich für ihn waren.
    Heinrich fasste das beharrliche Schweigen seines langjährigen Vertrauten falsch auf und verlegte sich nun aufs Befehlen. »Als Euer König verweigere ich Euch die Erlaubnis, nach Fräulein Henrika zu suchen. Zu Eurer Beruhigung kann ich Euch mitteilen, dass ich den Vogt gebeten habe, Erkundigungen nach ihrem Verbleib einzuholen. Er soll alles Wichtige bis zu unserem Aufbruch an Euch weiterleiten. Wir werden also wie geplant morgen in aller Frühe die Burg verlassen und, so Gott will, in der nächsten Woche auf das Heer des Herzogs von Schwaben stoßen«, gebot er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich kann schlecht weiterhin hier oben abwarten, nachdem sie meinen Gesandten und meine Forderung nach Frieden und dem Abstellen ihrer Beschwerden gestern abgewiesen haben. Sie können uns zwar nicht erobern, doch irgendwann werden uns die Vorräte ausgehen, ganz abgesehen vom Frischwasser.«
    »Selbstverständlich gibt es keinen anderen Weg, Euer Majestät«, antworte Randolf schlicht. »Aber ich werde zu meinem Wort stehen, das ich Henrikas Vater und ihrem Onkel gegeben habe. Sie ist nun schon seit vier Tagen unauffindbar, und das Risiko für mich ist durchaus kalkulierbar, wenn ich mich als Bauer verkleidet dort in die Siedlung schleiche und mich unter die Belagerer mische«, erklärte Randolf nachdrücklich und hielt damit unabänderlich an seinem gefassten Entschluss fest,ohne zu wissen, dass Henrika ebenfalls auf diese Art die Burg verlassen hatte.
    »Nein, selbstverständlich erkennt Euch keiner! Euer Gesicht und Eure Gestalt sind zum Glück niemandem bekannt, was sollte mir da auch Sorgen bereiten?«, höhnte der König lautstark. Dann atmete er tief durch und fuhr leise und eindringlich fort: »Ich könnte Euch in Ketten legen lassen, bis die Gefahr gebannt ist, aber ich schulde Euch nicht nur einmal mein Leben und werde aus diesem Grund nachgeben. Allerdings lasse ich Euch nur bis morgen früh Zeit, um rechtzeitig an unserem vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen.«
    Die Spannung fiel von Randolf ab, nun, da die Gefahr einer harten Konfrontation mit seinem Herrn abgewendet war. Er verbeugte sich und wollte das Gemach des Königs verlassen, als dieser erneut das Wort an ihn richtete.
    »Außerdem ist es an der Zeit, dass ich mein Herz von etwas entlaste, das mich schon seit geraumer Zeit beschäftigt«, brachte Heinrich zögernd hervor und ging zu einer großen Truhe, deren großer, gewölbter Deckel mit Silberbeschlägen verziert war und das Zeichen der Salier trug.
    Randolf wusste von Heinrich, dass sich darin einige Hinterlassenschaften seines Vaters befanden. Da der König seinem Gefolgsmann die Sicht versperrte, konnte er allein dem knarrenden Geräusch entnehmen, dass dieser die Truhe öffnete. Ohne die geringste Ahnung zu haben, was dem König wohl auf dem Herzen liegen mochte, wartete der Ritter gespannt ab.
    »Das hier habe ich bei den Dingen gefunden, die man mir nach dem Tod des Erzbischofs Adalbert überbracht hat«, erklärte Heinrich und zeigte Randolf einen Brief, dessen

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