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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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Siegel gebrochen war. Überrascht erkannte derRitter, dass es sich hierbei um das Siegel des verstorbenen Kaisers Heinrich handelte.
    Während der König das Pergament entfaltete, redete er mit fester Stimme weiter. »Anfangs konnte ich mir keinen Reim auf die Zeilen machen, bis mir schließlich ein Zufall zu Hilfe kam. Ein Zufall in der Person Dietberts von Hanenstein.«
    Randolf sog bei der Erwähnung des verhassten Namens scharf die Luft ein, enthielt sich aber einer Erwiderung, da er noch immer keinen blassen Schimmer davon hatte, was Heinrich meinte.
    »Als er mich förmlich um Unterstützung wegen seines Antrags bei Fräulein Henrika anflehte und nebenbei die unschönen Verwicklungen beider Familien erwähnte, war mir mit einem Schlag klar, was mein Vater da in den letzten Stunden seines Lebens in fast unleserlichen Worten niedergeschrieben hat.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Euer Majestät …«, erwiderte Randolf völlig durcheinander, verschluckte aber die letzten Worte, da Heinrich die Hand hob.
    »Lest die Zeilen, dann werdet Ihr schon sehen.«
    Zögernd nahm der Ritter den Brief entgegen. Nur mit Mühe konnte er die leicht verblassten Wörter entziffern, die augenscheinlich eine zitternde Hand vor vielen Jahren verfasst hatte.
    »Ich verstehe das immer noch nicht! Wieso lag diese wichtige Anweisung bei den Hinterlassenschaften des Erzbischofs? Ich war damals selbst dort, als Euer Vater starb, und weiß deshalb auch ganz genau, dass mein damaliger Lehnsherr kurz vor dem Tod des Kaisers bei ihm war! Es wäre also naheliegend gewesen, ihm das Schreiben selbst zu überreichen! Wozu der Umweg über Adalbert?«, fragte Randolf ungläubig und mit leichenblasser Miene.
    Der König blickte seinen treuen Gefolgsmann lange an, ohne ein Wort über dessen offensichtliche Bestürzung zu verlieren. »Wie gesagt, ich kann auch nur spekulieren. Diesen Zeilen ist zu entnehmen, dass die Aussage des Zeugen noch nicht vorlag, sondern dass der Gewährsmann meines Vaters, wer auch immer es gewesen sein mag, den Namen herausgefunden hat. Ich weiß aus meinen spärlichen Erinnerungen, dass es sich bei Gottwald von Gosenfels um einen engen Vertrauten des Kaisers gehandelt hat. Möglicherweise wollte mein Vater ihn nicht irgendwelchen Hoffnungen aussetzen, die sich später als falsch herausgestellt hätten. Mir erscheint nur dieser eine Grund plausibel. Schließlich hat mein Vater dem Erzbischof vertraut! Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass unser werter Adalbert den Brief einfach in der Versenkung verschwinden lassen würde, anstatt alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Reputation Gottwalds zu erwirken. Dass meine Mutter nach dem Tod meines Vaters außerdem den Brief gefunden hat, in dem der Goslarer Vogt der Unterschlagung von Silbererz aus den kaiserlichen Gruben bezichtigt wurde, war ein zusätzliches Unglück.«
    »Auch wenn meine Meinung über den Erzbischof nicht besonders hoch ist, kann ich mir beim besten Willen keinen Grund vorstellen, warum er dem Unglück der Familie des Vogts all die Jahre tatenlos zugesehen hat«, erwiderte Randolf. »Er wusste, dass die Unschuld Gottwalds höchstwahrscheinlich bewiesen werden konnte, und hat nichts unternommen? Im Gegenteil, er hat sogar schnellstmöglich das Eheversprechen seines Bruders mit der Tochter Gottwalds zurückgenommen!« Immer noch ungläubig starrte Randolf auf den Brief, den ihm der König just in dem Moment aus den Händen nahm.
    »Habe ich schon erwähnt, dass das Siegel ungebrochenwar, als ich den Brief erhalten habe? Vielleicht hat der Erzbischof ihn schlicht vergessen, bei all den Aufregungen, die der Tod meines Vaters mit sich gebracht hat. Ihr wisst bestimmt noch, dass wir mit dem gesamten Tross zusammen nach Speyer gezogen sind, wo die Beerdigung stattfand«, erinnerte ihn Heinrich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Randolf sagte nichts, denn er fühlte sich noch immer wie betäubt.
    »Andererseits bin ich sicher, dass mein Vater Adalbert den Brief nicht überreicht hat, ohne ihm zu sagen, worum es geht. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass die Nachricht dem Erzbischof später sehr wohl wieder in die Hände gefallen ist. Wir werden vermutlich nie erfahren, warum sie ungeöffnet blieb.«
    Die Benommenheit, die Randolf umfangen hatte, fiel mit einem Mal von ihm ab, und erzürnt entgegnete er: »Es würde zu Adalbert passen, dass er sich eingeredet hat, ohne schriftliche Aufforderung des verstorbenen Kaisers nichts unternehmen zu müssen! Deshalb hat

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