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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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die sich langsam näherten.
    Ängstlich schmiegte sie sich in seine Arme, und sie verharrten regungslos. Gleich darauf hatte es den Anschein, als ob jemand in das Gebüsch schlagen würde, wobei sich das seltsame Geräusch unaufhaltsam näherte, ebenso wie die Schritte. Hemma hielt den Atem an und stellte sich darauf ein, im nächsten Moment in das brutale Antlitz Azzos blicken zu müssen.
    Zu ihrer großen Verwunderung entfernten sich jedoch die Schritte unerwartet, und nicht viel später war zu hören, dass jemand davonritt, um gleich darauf wiederzukommen. Erneut näherten sich Schritte, und als ein Gesicht im Höhleneingang erschien, schrie Hemma auf.
    »Ich habe sie gefunden, Herr Gottwald! Hierher, schnell!« Randolfs Rufe drangen in die Höhle.
    Esiko nahm schnell den Arm von Hemmas Schultern und rückte von ihr ab, so weit es die Enge der Unterkunft zuließ. Dann neigte er leicht den Kopf und sagte in bedauerndem Tonfall: »Es ist vorbei, edles Fräulein.« Anschließend bewegte er sich in gebückter Haltung auf den Ausgang zu.
    Hemma wurde schlagartig klar, dass er damit nicht nur die versuchte Entführung meinte. Ohne die Wärme seines Körpers fühlte sie sich verlassen und schutzlos, und sie zögerte, ihm zu folgen. Das tat sie erst, als sie das Herannahen mehrerer Reiter und gleich darauf eilige Schritte vernahm.
    Von Esiko war im ersten Augenblick nichts auszumachen, daher trat Hemma um die Büsche herum, um gleich darauf ihrem Vater gegenüberzustehen. So zornig hatte sie ihn noch nie in ihrem Leben gesehen, und bevor sie es sich versah, erhielt sie von ihm die erste Ohrfeige ihres Lebens.
    »Herr, bitte, sie hat doch schon genug durchgemacht!«, hörte sie Esikos Stimme, ohne sich nach ihm umzudrehen. Zu sehr brannte die Scham in ihr. Ein flüchtiger Blick zur anderen Seite zeigte ihr, dass sich auch Randolf verlegen abwandte.
    »Ich schulde dir höchstwahrscheinlich das Leben meiner Tochter, mit Sicherheit aber hast du ihre und unsere Ehre gerettet. Trotzdem gibt dir diese Tatsache nicht das Recht, dich in meine Angelegenheiten zu mischen«, wies Gottwald ihn nicht unfreundlich zurecht.
    Esiko presste die Lippen aufeinander und wich Hemmas Blick aus, die daraufhin den Kopf ein wenig höher hob und den brennenden Schmerz auf ihrer Wange ignorierte. Normalerweise maßregelte ihr Vater sie niemals vor anderen, schon gar nicht vor Menschen niederen Standes. Jetzt war sie sich da aber nicht mehr so sicher und wappnete sich innerlich. Zu Recht, wie sie schnell feststellte.
    »Und nun zu dir. Deine Strafe wirst du zu Hause erfahren, aber eines sollte dir klar sein: Mit deinem selbstsüchtigen Verhalten hast du nicht nur dein eigenes Leben in große Gefahr gebracht, sondern auch das von Udolf und Esiko. Ich habe dich eigentlich für klüger gehalten und bin schwer enttäuscht.«
    Die Kälte seiner Stimme ließ sie schaudern.
    »Randolf, du brauchst hier nicht auf Johann und Otto zu warten. Sollten sie den Übeltäter noch erwischen, werden sie sicher auf direktem Weg nach Goslar kommen. Aber wie es aussieht, besaß er ein schnelles Pferd und wird höchstwahrscheinlich entkommen.«
    Nun erst erfuhr Hemma, dass zwei Männer ihres Vaters die Verfolgung Azzos aufgenommen hatten.
    »Berath«, flüsterte sie mit tonloser Stimme.
    Ihr Vater blickte sie überrascht an. »Nun, wie es aussieht, hast du deine erste Strafe bereits erhalten.« Anschließend wandte er sich mit reglosem Gesicht von ihr ab. »Esiko, du kannst bei Randolf mitreiten. Hemma, du kommst mit mir.«
    Esiko schüttelte den Kopf. »Verzeiht, edler Herr Vogt, aber ich würde gerne nach der Stute sehen, der wir unsere Flucht verdanken. Ich nehme an, dass sie sich hier irgendwo ein ruhiges Plätzchen gesucht hat. Von allein kommt sie bestimmt nicht nach Hause.«
    »Wie du willst. Aber wenn du sie nicht findest, hast du einen langen Fußmarsch vor dir.«
    Esiko zuckte mit den Schultern, verbeugte sich und wollte gerade gehen, als Gottwalds Stimme ihn zurückhielt. »Warte, Randolf kann dir beim Suchen helfen, dann hättest du für den Notfall wenigstens eine Reitgelegenheit.«
    Der junge Mann dankte seinem Herrn, indem er sich nochmals verbeugte, dabei streifte sein Blick für einen kurzen Augenblick Hemma, mit deren Selbstbeherrschtheit es nun völlig vorbei war. Mit hängendem Kopf folgte sie ihrem Vater, und erst lange danach verließen Esiko und Randolf ebenfalls den Platz.
    Die Stille umfing Henrika noch eine ganze Weile, nachdem Randolf seine

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