Die Tochter des Praesidenten
weiter.«
»Aber sicher, Brigadier.« Aleko wandte sich an Stavros. »Schafft alles in die Scheune, und was immer der Briga dier möchte, soll er haben.«
»Ist klar«, nickte Stavros.
Auf der Kretischen Geliebten waren die Netze aufgespannt, um an der Sonne zu trocknen, und ein starker salziger Geruch nach Fisch lag in der Luft. Dillon und Blake überprüften das Boot, während Aleko auf der Ruderbank saß und eine Zigarette rauchte.
»Sie fischen also immer noch?« fragte Dillon.
»Warum nicht? Erstens haben wir dann was zu tun, wenn wir nicht mit den Albanern und unserem Handel be schäftigt sind, und zweitens brauchen wir eine Tarnung.«
»Wollen Sie etwa behaupten, der Zoll und die Leute von der Marine wüßten nicht, was Sie treiben?« Dillon spähte hinunter in den Maschinenraum. »Sie haben ja ei nen Motor da unten, um ein Torpedoboot anzutreiben.«
»Klar wissen sie Bescheid. Aber der Polizeimeister ist ein entfernter Cousin von mir, und den Lieutenant, der das wichtigste Patrouillenboot kommandiert, habe ich selbst ausgebildet, als ich noch bei der Marine war. Ande rerseits muß alles nach außen hin schön korrekt ausse hen.«
»Damit jedermann mit reinem Gewissen zur Seite schauen kann?« fragte Blake.
Aleko lächelte nur. »Wie wär’s mit einer kleinen Fahrt? Dabei sehen wir mal, ob uns eine Lösung für Ihr Problem einfällt.«
Er ging ins Steuerhaus und startete den Motor, Dillon löste das Tau am Heck und wickelte es auf; Blake tat das selbe am Bug.
Langsam verließ die Kretische Geliebte den Hafen, ehe Aleko Gas gab und das Boot übers Wasser raste. Nach ungefähr vier- oder fünfhundert Metern stellte er den Motor ab.
»Anker werfen.«
Während Blake diese Aufgabe erledigte, lehnte sich Aleko gegen die Tür des Steuerhauses.
»Stellen wir uns mal vor, daß die Fischerboote unge fähr in dieser Entfernung von der Anlegestelle des Kastells ihre Netze auswerfen. Dort ist es ganz ähnlich wie hier im Hafen.«
»Wie tief?« fragte Dillon.
»Achtzig Faden, manchmal hundert. Um diese Jahres zeit gibt’s ziemlich viele Sardinen, und sie stehen nicht tief, also würde alles ganz unverdächtig aussehen.«
»Der entscheidende Punkt ist, unbemerkt ans Ufer zu kommen«, sagte Dillon.
»Na ja, bleibt nur unter Wasser.«
»Aber nicht für mich«, erinnerte ihn Blake.
»Versuchen wir es trotzdem mal, wenn auch nur, um zu prüfen, ob’s machbar ist. Wie wär’s, Dillon? Ich habe die nötigen Sachen in der Kabine.«
»Ich bin dabei.«
Sie schleppten zwei Sauerstoffflaschen an Deck, dazu Neoprenjacken, Masken und Flossen. »Anzüge sind nicht nötig«, meinte Aleko. »Wir gehen nur fünf bis sechs Me ter tief, da ist es noch warm genug.«
Nachdem sie sich mit Blakes Hilfe fertig gemacht hatte, nahm Aleko aus einer Kiste zwei kleine Geräte und reich te Dillon eines davon.
»Was sind das für Dinger?« fragte Blake.
»Tauchcomputer. Sind wirklich klasse. Sie zeigen dir automatisch deine Tiefe an, wieviel Zeit du unter Wasser verbracht hast und wieviel noch übrig ist.«
»Ist das nötig? Ich denke nicht, daß es Probleme geben wird, wenn du in flachem Gewässer bleibst.«
»Es besteht immer das Risiko einer Taucherkrankheit – egal in welcher Tiefe, wenn’s auch nur klein ist, aber trotzdem. Tauchen ist ein gefährlicher Sport.«
»Okay«, sagte Aleko. »Also los.«
Er ließ sich rückwärts über Bord gleiten. Dillon zog seinen Bleigürtel fester, überzeugte sich, daß er durch sein Mundstück genügend Luft bekam, und folgte ihm. Er schluckte einige Male, um den Druck in seinen Ohren auszugleichen, und schwamm Aleko hinterher.
Das tiefblaue Wasser war so klar, daß man den weißen Sandboden rund fünfundzwanzig Meter weiter unten se hen konnte, und er schien sich ins Unendliche zu erstrek ken. Überall ringsum waren Fische, meistens ziemlich kleine, und einmal wurde Dillon von den Druckwellen eines Motorboots erfaßt, das über sie hinwegfuhr.
Er spürte eine Strömung, die sie in Uferrichtung trug, und blieb stets ein paar Meter hinter Aleko. Als sie den Hafen erreichten, war das Wasser noch knapp neun Me ter tief. Sie schwammen unter den Kielen der zahlreichen Fischerboote hindurch und tauchten neben den steiner nen Stufen auf, die zur Mole hinaufführten.
Aleko spuckte sein Mundstück aus und schaute auf die Uhr. »Fünfzehn
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