Die Tochter des Praesidenten
bewundere sie ungemein. Bei der Kriminalpolizei von Jerusalem könnte man sie gut ge brauchen.«
David Braun senkte verlegen den Blick. »Ich habe Chief Inspector Bernstein über Nacht zurück in ihr eigenes Zimmer gebracht. Dort ist sie auch jetzt noch, weil ich mit dem Frühstück gewartet habe bis zu diesem Treffen.«
»Gib ihnen alles, was sie wollen.« Er lachte schroff. »Zum Beispiel heute ein Champagnerfrühstück.«
»Irgendwelche anderen Befehle, Colonel?« fragte Aaron.
»Im Moment nicht. Offen gesagt, es besteht kein Grund zur Sorge. Wie ihr ja wißt, habe ich überall Augen und Ohren. Uns werden weder Froschmänner angreifen noch Fallschirmjäger, und nicht nur deshalb, weil sie nicht wissen, wo wir sind, sondern weil der Präsident der Vereinigten Staaten weiß, daß seine Tochter beim klein sten Zeichen eines Angriffs sofort stirbt. Ist es nicht so, Aaron?«
»Natürlich, Colonel.«
»So simpel, daß es der Plan eines Genies sein könnte.« Levy warf den Kopf zurück und lachte. »Wenn ich mir’s recht überlege, dann bin ic h ein Genie.« Seine Augen fun kelten.
Die anderen wirkten betreten. »Wir gehen dann jetzt, Sir«, sagte Aaron.
»Gut. Die üblichen beiden Wachen heute nacht. Jeder zwei Stunden und danach vier Stunden frei. Ihr seid ent lassen.«
Moshe, Raphael und Arnold gingen ihrer Wege, wäh rend David Braun und Aaron vor dem Arbeitszimmer zu rückblieben. »Hast du ein Problem?« fragte Aaron, der sah, wie aufgewühlt Braun war.
»Zum erstenmal fange ich an zu glauben, daß er ver rückt ist. Vielleicht hat er am Sinai zuviel Sonne abge kriegt.«
»Laß ihn bloß nicht hören, daß du so redest, sonst bist du tot, du Narr. Jetzt reiß dich zusammen und bring ih nen ihr Frühstück.«
Braun holte Hannah und führte sie durch den Korridor. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?«
»Ob ich gut geschlafen habe oder nicht, ist Ihnen doch total egal, wozu also die Frage?«
Er schloß die Tür zu Marie de Brissacs Zimmer auf und ließ Hannah hineingehen. »Ich bringe gleich das Frühstück.«
Marie kam aus dem Bad. »Wer war das?«
»Nur Braun. Er holt Frühstück.«
»Er ist spät dran heute morgen. Ob etwas ist?«
Hannah ging zum Fenster und spähte durch die Gitter stäbe hinaus. Ein Fischerboot fuhr an der Bucht vorbei. »Wenn es nur die Flagge seines Landes gesetzt hätte, wüßten wir, wo wir sind. Wenigstens ungefähr.«
Marie deutete auf ihre Staffelei. »Wie finden Sie’s?« Die Kohleskizze war jetzt farbig ausgeführt. »Ich habe Kreide genommen, da mir Wasserfarben nicht ganz passend er schienen.«
»Es ist wunderbar«, sagte Hannah. »Kann ich es haben? Ich würde es gern rahmen lassen.«
Im gleichen Moment wurde ihr klar, was sie gesagt hat te, und sie begann zu lachen.
»Na, Sie sind jedenfalls ganz schön optimistisch«, sagte Marie.
Zehn Minuten später öffnete sich die Tür, und Braun schob den Servierwagen herein. »Rühreier und Würst chen heute morgen.«
»Sind sie auch koscher?« fragte Hannah.
»Ach, wir nehmen, was wir kriegen können.« Er hob die Abdeckung von einer Platte. »Das Brot ist hier gebak ken, und der Honig stammt von einem Imker aus dem Dorf. Kaffee ist in der Thermosflasche.«
»Und der Champagner?« Marie nahm die Flasche aus dem Eiskübel. »Wessen Idee war das? Die von Judas?«
Braun senkte verlegen den Blick. »Na ja, er fand, es könnte Sie vielleicht aufheitern.«
»Eine Henkersmahlzeit für die Verurteilten?« meinte Hannah.
»Sehr großzügig«, sagte Marie. »Immerhin Louis Roe derer Cristal 1989. Judas hat Geschmack, das muß man ihm lassen. Auch wenn er eindeutig verrückt ist.«
»Er ist ein großer Mann«, stieß Braun hervor. »Im Jom-Kippur-Krieg, als uns die Ägypter überrumpelten, hatte Judas das Kommando über einen Bunker, der von strategischer Bedeutung war, und nur ein paar hundert Männer dabei. Sie kämpften wie die Löwen in der sen genden Hitze des Sinai. Als endlich Hilfe kam, waren nur noch achtzehn am Leben.«
»Das ist lange her«, entgegnete Marie. »Inzwischen müßte er das doch überwunden haben.«
»Was überwunden?« rief Braun wütend. »Den Haß der Araber, die beständigen Überfälle von Terroristengrup pen wie der Hamas? Was ist mit dem Libanon oder dem Golfkrieg, als der Irak uns mit Raketen beschossen hat?«
»Ist ja gut«,
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