Die Tochter des Tuchhandlers
machen Politik, führen Kriege, töten, schlieÃen und brechen Verträge, aber was am Ende bleibt, ist der Gedanke an unsere Familie. Nicht die zahllosen Geliebten, die wir hatten, begleiten uns in Gedanken, nein, am Ende ist es die eine Frau, der wir unser Herz, unser Leben anvertrauen würden und zu der wir immer wieder zurückkehren. Wer ist diese Frau für Euch, Tomeo?«
Der plötzliche Wechsel vom militärischen capitano zu seinem Vornamen traf Tomeo unerwartet und lieà ihn nach Worten suchen. »Ich, das ist wirklich eine persönliche Frage, comandante , und ich â¦Â« Er räusperte sich. »Es war noch nicht Zeit, über eine EheschlieÃung nachzudenken.«
Mit unverhohlener Neugier lagen die dunklen Augen auf Tomeo. »Ich will alles über meine Hauptleute wissen. Es ist gut zu wissen, wie ein Mann denkt. Ich kann eine vorteilhafte Ehe für Euch arrangieren.«
»Nein«, sagte Tomeo und trank seinen Wein aus.
»Ah! Da liegt Euer wunder Punkt, capitano .« Zufrieden lehnte Pescara sich zurück. Ein überlegenes Lächeln umspielte Mund und Bart. »Wir sind im Krieg, vergesst das nicht. Zeigt dem Gegner nie Eure Schwächen. Unsere Schwächen sind zurzeit die hungrigen Söldner. Die Männer respektieren Euch. Gebt mir über jedes Gerücht, das Ihr hört, auch wenn es noch so unwahrscheinlich klingen mag, Nachricht. Werdet Ihr das tun, capitano Tomeo?«
»Natürlich, comandante .«
Bettuccio brachte ihn hinaus. Kurz vor dem Ausgang fragte Tomeo den alten Kriegsmann: »War das wirklich alles? Bedrückt Pescara etwas? Er schien mir viel ernster und besorgter als sonst.«
Mit grimmiger Miene und sich argwöhnisch nach allen Seiten umschauend raunte Bettuccio: »Hier ist eine Verschwörung im Gange. Er kann es förmlich riechen. Jetzt ist er zumindest sicher, dass Ihr nicht dazugehört, aber das hätte ich ihm auch vorher sagen können.«
»Hm, ich halte dich auf dem Laufenden.«
Die schwere Eingangstür schlug hinter Tomeo ins Schloss. Vor ihm breiteten sich die traurigen Reste des ehemaligen Parks des Castello di Belgioioso aus. Die einstmals strahlend weiÃen Marmorfiguren waren von einer braunen Schmutzschicht überdeckt, an einigen waren während der Kampfhandlungen sogar GliedmaÃen abgeschlagen worden. Von den Buchshecken ragten nur noch zerrupfte Strünke aus der Erde, und nur hier und dort zeigten sich Blumen, die den Stiefeln oder Pferdehufen nicht zum Opfer gefallen waren. Ein Trümmerfeld, so weit er blicken konnte. Müde und nachdenklich machte sich Tomeo auf den Weg hinunter ins Lager. Die Flamme, die in ihm brannte und ihn für die Sache des Kaisers kämpfen lieÃ, war schwächer geworden, und Pescaras Worte hatten ihn mehr getroffen, als er es zugegeben hätte.
XVIII
Die Geburt
Die Wochen in Matraia verstrichen im gleichmäÃigen Rhythmus des Landlebens. Irgendwann hörte Beatrice auf, die Wochentage zu zählen, und nahm erstaunt wahr, wenn Ricardo Giorini, der Verwalter, einen Festtag ankündigte, den es zu feiern galt. Der Sommer war trotz der harten Arbeit durch die einzubringende Ernte eine Zeit der Freude für die Landarbeiter, Tagelöhner und Bauern. Obwohl Beatrice sich immer öfter hinlegen musste, sah sie gerne den Prozessionen zu, die durch die Dörfer zogen. Sonntags kamen junge Mädchen aus den abgelegenen Dörfern der Hügel in Vierergruppen herunter, festlich gekleidet und mit Blumen geschmückt begrüÃten sie die wartenden jungen Männer artig mit traditionellen Versen. Die Männer ihrerseits begleiteten diese Art der Werbung mit Tamburinen und in die Höhe gehaltenen Pinienzweigen.
Vor allem Alba schien das Landleben zu genieÃen, und Beatrice gab ihr so viel Freiraum wie möglich. Das Mädchen hatte Anschluss bei den Kindern im Dorf gefunden und war oft den ganzen Tag verschwunden, womit es sich Inesâ Unmut zuzog, die es für Arbeiten in der Küche eingeteilt hatte, doch irgendwann gab Ines es auf, hinter Alba herzujagen.
Unangenehm war einzig Lorenzas Wutausbruch gewesen, als sich die Lieferung der Stoffe um weitere zwei Wochen verzögert hatte, doch nachdem Ugo und Lelo endlich mit den Waren eingetroffen waren, hatte selbst die kritische Lorenza kaum genug Worte des Lobes für die Schönheit der edlen Vorhangstoffe gefunden.
Alberto Mari war nach drei Wochen auf Drängen der
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