Die Tochter des Tuchhandlers
Marchesa in die Villa Connucci umgezogen, nicht ohne Beatrice seine Dankbarkeit zu beteuern. Er wollte ihr sein nächstes Werk, eine Ãbersetzung Platons, widmen. Da Pontormo nun sein zeitweiliges Atelier in der Villa Buornardi aufgeschlagen hatte, fand Beatrice Abwechslung in den Sitzungen, die für ihr Porträt notwendig waren. Der Maler zeigte sich als interessanter, wenn auch eigenwilliger Gesprächspartner. Während er an manchen Tagen redselig war, konnte es ebenso gut geschehen, dass er während einer Sitzung nicht mehr als zwei Worte von sich gab.
Seufzend hatte Beatrice sich im Schatten eines Pavillons auf einem Tagesbett niedergelassen. Ihr Leib war rund und unförmig geworden und drückte sie ständig. In ihren Beinen hatte sich Wasser gesammelt, und Knöchel und FüÃe waren dick und aufgedunsen. Sie hasste ihren Körper. Versöhnlich war nur das Gefühl, Leben in sich heranwachsen zu spüren und die Bewegungen des Ungeborenen zu fühlen. Die Geburt rückte näher. In vier Wochen sollte es so weit sein.
Federico lieà sich kaum noch blicken, und inzwischen war es ihr sogar lieber, wenn er mit Connucci und seinen Freunden unterwegs war, als wenn die gesamte Meute sich in der Villa niederlieà und lautstark feierte. Und doch hatte sie einen bestimmten Verdacht in Bezug auf seine vermehrte Abwesenheit und wunderte sich deshalb nicht, als Ines ein Tablett mit Zitronenwasser brachte und ihr zuflüsterte:
»Sie ist zurück, Madonna. Die Porretta ist aus Rom zurück und jetzt mit ihrem Bruder bei Connucci zu Gast. Aber bitte, regt Euch darüber nicht auf. Früher oder später hättet Ihr es sowieso erfahren.«
Beatrice trank einen Schluck kühles Wasser und schloss die Augen. Am Anfang ihrer Ehe hatte sie noch Hoffnung gehabt, dass sich vielleicht alles zum Guten wenden könnte, doch diese Hoffnung musste sie spätestens jetzt begraben. Federico nahm sein altes Leben wieder auf, und sie war dazu verdammt, seine Erben auszutragen. »Eine Zuchtstute bin ich, nichts weiter...«, murmelte sie bitter und legte ihre Hand auf den Leib.
»O nein, sprecht nicht so. Das Kleine da in Euch drinnen hört es.« Liebevoll strich Ines ihrer Herrin über die Haare, die Beatrice fast immer offen trug, weil sie Schnürungen, Bänder oder Flechten an Körper und Haar nicht länger ertragen konnte. Alles, was in irgendeiner Form Druck ausübte, riss Beatrice sich sofort vom Leib.
Heute war der Tag ihrer letzten Sitzung. Pontormo kam mit ernster Miene zwischen den Buchshecken auf sie zu, Staffelei und Leinwand in der einen, seine Malutensilien in der anderen Hand.
Mit einer knappen Verbeugung betrat der Maler den Pavillon und machte sich bereit. »Wie geht es Euch, Madonna? Ihr seht blass aus, aber das wird mein Porträt nicht zeigen.« Er lächelte und nahm ein Tuch von der Leinwand, die er auf die Staffelei gestellt hatte. Seine Kleidung war farbenverschmiert, die langen Haare waren zu einem unordentlichen Zopf gebunden, doch er strahlte eine Zufriedenheit aus, die Beatrice glauben machte, dass er mit seiner Arbeit im Einklang war.
»Ich bin es leid, wie eine aufgedunsene Kuh herumzulaufen, glaubt mir. Aber Ihr seht so zufrieden aus wie eine Katze, die den Schlüssel zur Milchkammer gefunden hat. Dürfen wir das Bild endlich sehen?« Während der gesamten Zeit, die er an dem Porträt gearbeitet hatte, war es niemandem gestattet gewesen, auch nur einen Blick darauf zu werfen.
Pontormo runzelte die Augenbrauen, machte einen Schritt vor, einen zurück und kniff die Augen zusammen, während er sein Werk begutachtete. Dann verbeugte er sich und sagte: »Ich verneige mich ehrfürchtig vor Eurer Schönheit, Madonna, in der Hoffnung, dass Ihr mein Bild, das kaum mehr als eine Huldigung an Eure Vollkommenheit sein kann, mit wohlwollendem Auge betrachtet. Es ist seit gestern fertig.«
Beatrice lächelte, wusste sie doch, dass er von seiner Arbeit überzeugt war, sonst würde er sie nicht herzeigen. Er war dafür bekannt, Bilder zu zerstören, wenn sie ihm nicht gefielen, egal, ob der Auftraggeber es billigte oder nicht. Nur was vor seinem unbestechlichen Künstlerauge Gnade fand, durfte auch von der Welt gesehen werden. »Seid dessen versichert, werter Pontormo.«
Mit seinen schlanken Händen drehte er die Staffelei so, dass Beatrice und Ines das vollendete Werk betrachten konnten.
»Wie
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