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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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jeden Preis behalten. Hatte er es nur gekauft, um es ihr zu nehmen oder es zu zerstören? »Gefällt es Euch, Federico? Ich finde es sehr schön.«
    Â»Es gefällt mir. Wem würde es nicht gefallen? Nehmt es und tut damit, was Ihr wollt. Ich will es nicht! Andrea! Was stehst du da herum und hältst Maulaffen feil? Kümmer dich um die Pferde, und lass die Hunde herausbringen. Ich gehe auf die Jagd.« Federico Buornardi drehte sich auf dem Absatz um, wobei die Sporen an seinen Stiefeln klirrten, und stürmte genauso schnell davon, wie er gekommen war.
    Das Klirren der Sporen verwandelte sich zu einem schrillen Klingen in ihren Ohren, denn plötzlich rauschte alles um Beatrice, der Boden unter ihr schien sich zu drehen, und sie brach weinend zusammen. »Warum hasst er mich so? O Gott, ich...« Kälte kroch ihren Nacken herauf, und dann verlor sie das Bewusstsein.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie, wie ihr Name gerufen wurde. Jemand schluchzte, und sanfte Hände rüttelten sie an den Schultern.
    Â»Madonna, jetzt ist es aber genug! Bitte, oh, bei allen Heiligen, Ihr müsst aufwachen! Macht doch die Augen auf!«
    Es wurde kalt auf ihrem Gesicht, und kurz darauf durchzuckte sie ein Schmerz. Wieder der Schmerz. Dann öffnete sie die Augen und drehte den Kopf ab, weil sie Ines’ Hand erneut zum Schlag erhoben sah. »Du hast mich geohrfeigt?«
    Â»Gott sei Dank! Ihr seid ohnmächtig geworden.« Ines goss das Zitronengetränk aus der Karaffe in ein Taschentuch und wischte Beatrice damit über Stirn und Dekolleté.
    Der Maler stand mit besorgter Miene neben ihnen. »Kann ich irgendetwas für Euch tun?«
    Bevor Beatrice antworten konnte, überfiel sie eine Welle des Schmerzes, dass sie sich krümmte und keuchend auf dem Tagesbett wand. »Was ist das nur, Ines? Ich halte das nicht aus. Oh...« Erneut riss es in ihrem Leib, als würde er von innen zerreißen.
    Â»Meister Pontormo, erweist uns einen letzten Dienst und holt den Verwalter Ricardo Giorini herbei. Schnell, die Wehen setzen vorzeitig ein. Wir brauchen eine levatrice . Es ist zu früh für das Kind.« Nervös sah Ines sich um und schob sich die Ärmel ihres Kleides nach oben. »Viel zu früh …«
    Pontormo zögerte nicht, sprang die Stufen des Pavillons hinunter und lief zur Villa.
    In der Zwischenzeit hielt Ines nach Dienern Ausschau, doch keiner schien in Sicht- oder Rufweite. »Liederliches Pack! Wenn man sie wirklich braucht, sind sie verschwunden.« Dann fiel ihr ein, dass Federico zur Jagd hatte gehen wollen und wahrscheinlich alle Bediensteten in Beschlag genommen hatte. Lorenza hielt sich bei der seit Wochen andauernden Hitze fast nur im Haus auf, wo die massiven Steinmauern Kühle brachten. Dort stopfte sie sich ohne Unterlass kandierte Früchte und Obstküchlein in den Mund. Ines hatte den Eindruck, dass Lorenza ihrem zügellosen Appetit seit dem Tod von Ser Buornardi keinerlei Einhalt mehr gebot. Auch wenn sie es zu verbergen versuchte, war Ines nicht entgangen, wie Lorenzas Dienerin ständig mit dem Auslassen der Säume und dem Schneidern neuer Kleider für ihre Herrin beschäftigt war.
    Ein ängstliches Wimmern riss Ines aus ihren Überlegungen. Sie setzte sich neben Beatrice und nahm ihre Hand. »Schsch, ruhig, Madonna. Das ist ganz normal. Atmet ruhig und regelmäßig, nein, nein, bleibt liegen und lasst die Schmerzen kommen und gehen. Euer Kind ist ungeduldig. Das kommt vor.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht suchten Beatrices Augen nach ihrer Zofe, die sich alle Mühe gab, ihre Nervosität und Angst nicht zu zeigen. Plötzlich ließen die Schmerzen nach. Ihr Rücken entspannte sich, und der Druck in ihrem Leib wich. »Ines, wenn das Kind kommt, brauchen wir eine Hebamme und einen Medicus. Ich will, dass Ismail Ansari kommt!«
    Â»Aber bei einer Geburt brauchen wir keinen Medicus, die levatrice weiß, was zu tun ist. Außerdem ist Ansari ein Mann!«
    Â»Das ist mir egal, hörst du?! Lass ihn holen, oder ich mache das!« Sie atmete tief ein und aus, um eine neue Schmerzattacke zu verhindern. Nach einer Weile verebbte das Ziehen, und sie sah ihre Zofe fest an. »Hol ihn her, Ines, auf meine Verantwortung. Gibt es Nachricht von meinen Eltern? Sie wollten doch kommen!« Beatrice begann zu weinen.
    Jeden Tag fragte Beatrice nach ihren Eltern, und täglich musste Ines neue Entschuldigungen für

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