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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Tröstliches, und Beatrice erwiderte zuversichtlich ihren Druck. »Er wird uns helfen, du wirst sehen, Alba.«
    Es dauerte lange, bis der Mönch in Begleitung von Pater Aniani zurückkehrte, und Beatrice seufzte erleichtert. »Oh, wie gut, dass Ihr hier seid! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was das für uns bedeutet.«
    Der junge Mann lächelte. »Doch, das denke ich schon. Bruder, warum hast du die beiden hier im Dunkeln stehen lassen? Bring uns heiße Milch und Honigkuchen in den Besucherraum.«
    Der alte Mönch schlurfte davon, und sie folgten Pater Aniani in einen kleinen Raum, in dem ein Kohlenbecken stand. Ein Tisch, Holzbänke und ein schmaler Wandaltar waren die spartanische Ausstattung. Beatrice und Alba bekreuzigten sich und setzten sich auf eine der Bänke. Der Pater nahm ihnen gegenüber Platz. »Alba, ich hatte dich schon im Unterricht vermisst.« Er hatte eine freundliche Stimme. »Was führt Euch in dieser unchristlichen Nacht an unsere Pforten?«
    Beatrice erklärte ihr Anliegen, und der Priester hörte zu. Als sie geendet hatte, sagte er: »Das Schicksal hat Euch viel auferlegt, Beatrice, und mancher wäre unter Eurer Last zusammengebrochen. Ihr wollt tatsächlich allein nach Rom reisen?«
    Â»Ich bin nicht allein, Pater.« Beatrice strich Alba über die Wange.
    Â»Nein, aber Ihr könnt unmöglich ohne Schutz reisen. Das wäre glatter Selbstmord.« Er legte einen Finger an die Lippen und dachte nach. »Heute war eine Komödiantentruppe in der Nähe der Stadt. Sie nennen sich ›I Viziosi‹, ›die Verruchten‹, und sind auf dem Weg nach Perugia. Warum schließt Ihr Euch nicht an?«
    Â»Perugia.« In Perugia herrschten die guelfischen Baglionis, ein zerstrittenes und mordlustiges Geschlecht, aber bis nach Perugia selbst mussten sie ja nicht reisen. Die Stadt lag zu weit östlich. »Meint Ihr, wir können sie einholen, und werden sie uns überhaupt mitnehmen?«
    Es klopfte, und der Mönch brachte ein Tablett mit Milch und Kuchen. Alba machte sich hungrig darüber her. Pater Aniani erhob sich. »Ich kenne Matteo, den Anführer der Truppe, und gebe Euch ein Schreiben für ihn mit. Jetzt hole ich Euren Besitz aus der Sakristei. Die Nacht solltet Ihr hier verbringen. Die Truppe reist auch nicht in der Dunkelheit.«
    Kurz darauf kehrte Pater Aniani zu ihnen zurück, zeigte ihnen eine Kammer, in der sie sich eine Pritsche für die Nacht teilen konnten, und reichte Beatrice einen Lederbeutel. »Eure Ines ist eine gute Seele. Ich habe sie und Ugo hier in San Frediano getraut. Sie hat es sehr bedauert, dass Ihr nicht dabei sein konntet.«
    Beatrice schluckte. »Ja, Ines war immer mehr als nur eine Zofe für mich, und ich wünschte, ich könnte sie jetzt aufsuchen, aber dann brächte ich sie und ihre Familie unnötig in Gefahr. Danke, Pater.«
    Â»Wartet morgen direkt nach dem Frühgebet in der Besucherhalle. Einer meiner Mönche wird Euch durch einen geheimen Gang aus der Stadt bringen.«
    Beatrice konnte so viel Hilfsbereitschaft kaum fassen und wollte etwas sagen, doch Pater Aniani hob abwehrend die Hände, segnete die beiden Frauen und verabschiedete sich.
    Unter der rauen Wolldecke kuschelte Alba sich an Beatrice und schlief sofort ein. Beatrice dagegen konnte kein Auge schließen, ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Schließlich stand sie vorsichtig auf, um Alba nicht zu wecken, warf sich ihren Umhang um und verließ die Kammer mit einer Kerze in der Hand. Leise tappte sie auf dünnen Ledersohlen durch die Gänge des Konvents, der ihr aus der Kindheit vertraut war. San Frediano war die Kirche ihrer Eltern gewesen. Hier waren Margareta und Jacopino Rimortelli getraut worden, und hier hatten sie ihre Tochter Beatrice taufen lassen.
    Durch den zugigen Kreuzgang gelangte sie ins Kircheninnere, in dem auf dem Hauptaltar das ewige Licht brannte. Abgesehen von dem prächtigen Mosaik an der Westfront war San Frediano eine schlichte Kirche romanischer Herkunft. Beatrice benetzte ihre Finger mit Weihwasser, bekreuzigte sich und kniete in einer Gebetsbank nieder. Die Gebeine ihrer Eltern ruhten in der Familiengruft auf dem angeschlossenen Friedhof. Ein Jahr war vergangen, seit sie ihr Elternhaus verlassen hatte, um die Frau Federico Buornardis zu werden. Ein Jahr, dachte Beatrice, und ich stehe vor den Trümmern meines Lebens. Weinend ließ sie den

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