Die Tochter des Tuchhandlers
sie nicht so auffallen, falls wir noch mal kontrolliert werden.« Er schnalzte mit der Zunge, und der Affe sprang auf seine Schulter. »Kannst später im Wagen mit ihm spielen, Kleine.« Dann begannen die Schauspieler, Kisten und Körbe auf den Wagen zu laden.
Matteo schlug seinen dunkelblauen Umhang über eine Schulter und holte bunte Tücher und eine Schatulle mit Tiegeln aus der noch verbliebenen Kiste. »Versteckt Eure Haare unter einem Tuch, Monna Beatrice, und färbt Euch das Gesicht und die Hände mit dieser Schminke hier. Die Kleine soll groÃe Ohrringe anlegen und ebenfalls ein Kopftuch umbinden. Ihr haltet Euch im Hintergrund. Auf der HauptstraÃe haben sie Wachen postiert, aber wenn wir denen etwas Glänzendes zustecken, dürften wir unbehelligt vorbeikommen.«
Beatrice hatte damit gerechnet und bereits einen weiteren Goldscudo aus ihrem Umhang getrennt. »Wird das genügen?«
Matteos Miene erhellte sich. »Damit seid Ihr bis Perugia unsere Gäste!«
Der Wagen entpuppte sich als einfaches, aber geräumiges Gefährt, in dem sich neben dem Gepäck der Truppe und einem Wirrwarr von Theaterrequisiten Raum für zwei Bänke, einen winzigen Tisch und einen kleinen Ofen fand. Zwei robust wirkende Maultiere waren vor den Wagen gespannt, auf dessen hölzernen Aufbau mit groÃen, rot-weiÃen Lettern der Name der Truppe gemalt war.
Alba zeigte auf das herausragende Ofenrohr. »Das ist ja ein kleines Haus!«
Die Blonde sagte trocken: »Am Anfang dachte ich auch, was für ein groÃartiges Abenteuer doch das Herumreisen wäre â¦Â«
»In dem Loch, in dem ich dich aufgegabelt habe, gab es nicht mal einen Ofen, Bianca!«, rief Matteo und bestieg sein Pferd.
Bianca zog eine Grimasse, lachte und kletterte hinter der anderen Schauspielerin in den Wagen. Drinnen heizten sie den Ofen an und zeigten auf eine schmale Pritsche hinter einem Vorhang, wo Beatrice und Alba sich verstecken sollten, bis sie die Wachposten passiert hatten. Matteo und einer der jungen Männer ritten auf gescheckten Pferden nebenher, die beiden anderen Schauspieler saÃen auf dem Kutschbock. Die Wagenräder rollten knirschend über die noch unberührte Schneedecke.
Obwohl sich Beatrice und Alba verkleidet hatten, warteten sie furchtsam zusammengekauert auf der Pritsche. Irgendwann hielt das Gefährt, und drauÃen ertönte ein Wortwechsel, dann wurde die Wagentür aufgestoÃen, und Bianca sagte kess: »Na, SüÃer, wohl lange keine richtige Frau gesehen?«
Einer der Wächter pfiff anerkennend, dann wurde die Tür zugeschlagen, und das Gefährt setzte sich wieder in Bewegung. Kurz darauf kam die andere Schauspielerin zu ihnen und zog den Vorhang auf. »Ãberstanden! Bianca braucht bloà ihren Ausschnitt zu zeigen, und die Kerle kriegen weiche Knie.«
Bianca verzog vielsagend den Mund. »Sind wohl nicht die Knie, die sich regen â¦Â«
»Du bist ein verdorbenes Stück, Bianca. Wir haben Gäste. Ich heiÃe Mina, eigentlich Innominata, aber das klingt so heilig, und eine Heilige bin ich wahrlich nicht.« Mina hatte rote Kringellocken, die sie sich mit verschiedenfarbigen Bändern aufgebunden hatte. Die weiÃe Schminke kräuselte sich mit ihrer Haut, wenn sie lachte und sprach, und das tat sie ständig, wie Beatrice und Alba herausfanden.
»Wir fahren immer bis zum Mittag, dann rasten wir und fahren bis zur Dunkelheit oder bis zu einem Gasthaus, wenn sich eines findet.« Mina hantierte mit einem eisernen Topf auf dem Ofen. »Wir kochen Gerstengrütze, später eine Fleischsuppe. Was nahrhaft und billig ist eben.«
Bianca rekelte sich und legte ihre FüÃe auf die Bank gegenüber. »Oh, wie ich mich auf den Hof von Perugia freue! Elegante Männer, exquisites Essen und Musik zum Tanzen!«
»Habt Ihr Talent zum Spielen? Vielleicht bleibt Ihr bei uns, Beatrice. Matteo hätte sicher nichts dagegen â¦Â« Mina kicherte.
»Unser Matteo hat gegen die Gesellschaft schöner Frauen nie etwas einzuwenden, aber Ihr scheint mir nicht der Typ für Tändeleien zu sein, Beatrice. Er ist ein Herzensbrecher, der Euch mit schönen Worten umgarnt, Euch Zärtlichkeiten ins Ohr flüstert und Euch denken lässt, Ihr wärt die Einzige für ihn â¦Â«
Mina warf ihrer Kollegin einen mitleidigen Blick zu. »Bianca weià das so genau, weil sie nur seinetwegen mitgekommen ist,
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