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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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geschlagen!
    Â»Im Namen der Republik, öffnet die Tür!« Das konnte nur der giudice oder einer seiner Büttel sein.
    Lucca war nicht verraten und an die Medici verkauft! »Alba!«, schrie Beatrice glücklich. »Wir sind gerettet!«
    Verschlafen kam der maestro di casa herunter. Er rieb seine lange Nase und nieste lautstark. Mit wehenden Rockschößen trabte er durch die Halle zum Haupteingang, wo sich mehr und mehr Diener versammelten, die allesamt von den ungewohnten Geräuschen aus ihren Kammern gelockt worden waren. Zwei Knechte standen unschlüssig vor dem verschlossenen Tor. »Macht schon auf!«, herrschte Farini sie an.
    Die Männer legten ihre Knüppel nieder und hievten gemeinsam den Balken aus seiner Verankerung. Dann wurde das Tor aufgeschlossen und die städtische Abordnung hereingelassen. Luparini schoss wie ein Geier in den Hof, sein Kopf stieß lauernd nach vorn, und die kleinen Augen spähten jeden Winkel aus. »Wo ist Signor Buornardi?«
    Farini bewahrte eine erstaunliche Ruhe. »Welcher? Signor Tomeo ist in Mailand und Signor Alessandro in Antwerpen …«
    Weiter kam er nicht, denn Luparini sagte scharf: »Verkauf mich nicht für dumm! Dein Herr, Federico Buornardi, wo ist er?«
    Der Richter hatte fünf Büttel und drei grobschlächtige Stadtknechte mit Schwertern und Knüppeln mitgebracht, denen er auftrug, den gesamten Palazzo zu durchsuchen.
    Beatrice trat nun ebenfalls in den Hof. » Giudice , was für eine Überraschung! Seid vorsichtig, wenn Ihr Eure Leute nach oben schickt, die Signora hat die Schwarzen Blattern.«
    Â»Ah, Madonna. Ihr könnt mir sicher sagen, wo Euer Gatte ist.« Luparini musterte sie. »Ihr seid schon länger auf?«
    Â»Kurz bevor Ihr kamt, war mein Mann hier. Ich weiß nicht, was vorgeht, giudice , er kam, holte etwas aus seinen Räumen und ging wieder. Seit geraumer Zeit darf ich meine Gemächer nicht mehr verlassen, wie Euch Farini bestätigen wird.«
    Der maestro nickte widerstrebend und schlang die Arme um seinen dünnen Körper. »Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, weil die Signora krank ist.«
    Â»Und wohin hat man meine Tochter gebracht, aus reiner Vorsicht natürlich?« Die einschüchternde Gegenwart des Richters war eine gute Gelegenheit, nach Giulia zu fragen.
    Verwundert schaute der Richter von einem zum anderen.
    Farini nieste erneut, wischte sich die tropfende Nase mit seinem Hemdsärmel und murmelte: »Nach Rom.«
    Â»Nach Rom?«, schrie Beatrice. »Zu wem denn nur? Warum nach Rom?« Und dann begriff sie. »Dorthin, wo auch sein Bastard ist?«
    Farini zuckte die Schultern, und der Richter hob die Hände. »Gemach, Madonna. Erklärt mir!«
    Â»Mein Mann hat einen Bastard mit der Hure Marcina Porretta. Dieser Junge wird in Rom erzogen. Ihr müsst mich entschuldigen, giudice .« Sie hatte nur noch den einen Wunsch, so schnell wie irgend möglich nach Rom zu gelangen.
    Doch Luparini befahl: »Niemand verlässt dieses Haus, bis die Schwarzen Blattern besiegt sind. Außerdem werdet Ihr Euch vor Gericht verantworten müssen, Madonna Beatrice. Es gibt eine Reihe von Fragen, die offen sind. Ihr seid eine Freundin der Marchesa und habt vor nicht allzu langer Zeit Kontakt mit ihr aufgenommen. Der Marchese hat uns alles berichtet. Nur deshalb konnten wir den heimtückisch geplanten Verrat an unserer Republik verhindern.«
    Â»Das ist doch Unsinn! Ich wusste nicht, dass die Marchesa mit da Sesto zusammenarbeitet! Alberto Mari hat mir kurz vor seinem Tod alles gesagt, damit ich etwas unternehme, um Lucca zu retten.« Plötzlich begriff Beatrice, dass sie sich in einer weitaus gefährlicheren Lage befand als noch vor wenigen Stunden. Wenn man sie wegen Hochverrats und der Konspiration mit den Päpstlichen verurteilte, endete sie auf dem Block des Henkers.
    Â»Ihr habt vor seinem Tod mit Alberto Mari gesprochen? Das ist hochinteressant, Madonna. Wirklich interessant! Warum soll ich Euch glauben, dass dieser Sekretär, der für den Papst spioniert und intrigiert hat, plötzlich von Reue überkommen wurde und Euch dabei um Hilfe bat? Ihr solltet den rettenden Engel für den Seelenfrieden des Sekretärs spielen?«
    So, wie Luparini es ausdrückte, klang das tatsächlich unglaubwürdig. »Ihr müsst mir glauben! Meine Eltern sind ehrliche Bürger, die alles für die Republik getan

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