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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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einer Gruppe von Pilgern unterwegs. Macht euch keine Sorgen.
Jolanthe.«
    Martha drehte
das Papier um, fand nichts und meinte: »Das ist nicht Jolanthes Handschrift.«
    »Es ist
so hastig geschrieben, vielleicht erkennst du sie nur nicht.« Pascal starrte auf
das Blatt und wusste nicht, ob er erleichtert sein oder sich noch mehr sorgen sollte.
»Sie können noch nicht weit sein. Ich mache mich auf den Weg zum Stall, wenn ich
die Nacht durchreite, hole ich sie ein.«
    »Das würde
ich nicht tun.« Martha zog sich einen Schemel heran und setzte sich.
    »Ich bringe
sie hierher zurück. Mit diesem Cornelius kann man sie doch nicht über die Alpen
lassen. Allein!«
    »Das sehe
ich auch so.«
    »Ich werde
meine Geschäfte abwickeln, und dann reisen wir gemeinsam. So etwas muss geplant
werden, sie weiß doch, wie gefährlich der Weg ist.«
    »Eben.«
    »Kannst
du dich bitte etwas deutlicher äußern?« Pascal hielt Martha das Papier vor die Nase.
»Das ist so typisch für sie. Erst einmal handeln, dann nachdenken. Und was macht
überhaupt dieser Cornelius hier?«
    »Nun kommst
du zu der Frage, auf die ich die ganze Zeit gewartet habe.«
    »Dann erkläre
dich!« Marthas Ruhe machte ihn rasend. Und Jolanthes Unvernunft mindestens ebenso.
Er begann, seine Reisetaschen mit dem Nötigsten zu packen.
    »Wenn es
Winald tatsächlich schlecht ginge«, begann Martha. »Und wenn Sieglinde Cornelius
beauftragt hätte, Jolanthe davon zu unterrichten … Woher, frage ich dich, weiß der
Kerl, dass wir in Venedig sind? Offiziell weilt Jolanthe in meiner Burg.«
    Pascal hielt
mitten in der Bewegung inne und ließ die Tasche auf den Boden sinken. Er überlegte.
Dann antwortete er: »Dein Diener und deine Köchin können geplaudert haben.«
    »Nicht einmal
unter Folter.«
    »Bist du
so sicher? Ich nicht.«
    Martha deutete
auf das Bett und meinte: »Du setzt dich jetzt erst einmal dort hin. Bei der Unruhe,
die du verbreitest, kann doch keiner nachdenken.«
    »Aber …«,
versuchte er sich zu wehren, doch Marthas Blick blieb unerbittlich. Also fügte er
sich.
    »Ich sag’s
nochmal, Jolanthe hätte uns nicht ohne ein Wort verlassen. Sie ist nicht freiwillig
weg, und ich wette, sie ist noch in Venedig.«
    Pascal hob
das Papier mit der Nachricht hoch und zog fragend die Brauen hoch. »Und das hier?«
    »Ich bleibe
dabei. Mit Jolanthe hatte ich eine Abmachung, und sie weiß sehr wohl, dass ich sie
in allem unterstützt hätte, sie hätte mich nur zu wecken brauchen. Selbst wenn sie
bei dir vielleicht ihre Zweifel hatte. Sie ist noch hier, und diese Nachricht ist
eine Falle.«
    Pascal strich
sich mit der Hand über die Stirn. Er fühlte sich plötzlich unendlich müde. »Das
verstehe, wer will.«
    »Ist doch
gar nicht so schwer.«
    Er hörte
Marthas leises Lachen und schaute sie an. »Machst du dir keine Sorgen um sie?«
    »Nicht mehr,
seit ich dieses Papier gesehen habe.«
    »Aber wer
steckt dahinter?«
    »Ich kann
mich irren, aber ich glaube es nicht. Sieh mal, der Name Cornelius taucht in der
Botschaft auf, das gibt uns doch einen deutlichen Hinweis.«
    »Du meinst
…«
    »Sieglinde
war immer Winalds Lieblingstochter. Sie ist seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich,
und die hat er vergöttert. Glaubt man kaum, wenn man ihn so erlebt, was? Sieglinde
wollte immer mehr und seine Gunst mit niemandem teilen. Sehr kurzsichtig.«
    »Was hast
du eigentlich mit der Familie zu schaffen?«
    »Ich war
mit der Mutter befreundet. Als sie starb, glaub mir, das war der schwärzeste Tag
in meinem Leben. Ich habe mir damals vorgenommen, auf Jolanthe achtzugeben.«
    »Nur auf
sie?«
    »Sieglinde
war alt genug.«
    Sie schwiegen
eine Weile. Martha schien sich in der Erinnerung zu verlieren. Doch dann blickte
sie ihn an und fuhr fort: »Ich fürchte, Jolanthes Ungestüm und ihre Unangepasstheit
ist zum guten Teil auch meine Schuld. Mein schlechter Einfluss, wie Winald mir mein
und sein Lebtag vorwerfen wird. Gott segne diesen Sturkopf.«
    »Was tun
wir jetzt?«
    »Nachdenken.
Wo könnte Jolanthe stecken, und wie finden wir das heraus?«
    Nie, dachte
Pascal. In einer Stadt von dieser Größe nie und nimmer.
    »Meinst
du, er hat ihr was angetan?«
    »Cornelius?
Der tötet nicht mal eine Motte.« Martha lachte und schien sich sehr sicher zu sein.
Pascal aber spürte, wie die Sorge zurückkam, und er war sich nicht so sicher, ob
Martha wirklich recht hatte. Gerade ein Unfähiger konnte durch sein Ungeschick verdammt
viel zerstören.

Kapitel 29
     
    Ihre Unruhe wuchs

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