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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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entgegen,
spürte seinen Atem und hörte sein Stöhnen. Seine Bewegungen wurden wilder, bis er
unvermittelt inne hielt und auf sie sank. Sie spürte Feuchtigkeit zwischen den Beinen
und atmete seinen Geruch an seiner Halsbeuge.
    Lange lagen
sie so da. Als er sich neben sie rollte, fröstelte sie. Er deckte sie zu und strich
über ihre Wange.
    »Was ist
verloren?«, fragte er schließlich leise.
    Jolanthe
fiel es schwer zurückzufinden, in das Gasthauszimmer mit den dunklen Holzbalken
an der Decke, der nach frischem Stroh riechenden Bettstatt, auf der sie lag, und
dem, was sie hatte erzählen wollen.
    Sie zog
die Decke enger um ihren Körper und antwortete: »Mein Vater hat mir den Umgang mit
dir und Martha verboten. Zudem will er, dass ich meine eigenmächtigen Geschäfte
sein lasse. Wenn ich mich füge, dann darf ich wieder im Kontor die Bücher führen.«
    »Und wenn
nicht?«
    »Dann wird
er mich mit dem Erstbesten verheiraten, der vorbeikommt.« Sie lächelte. »Falls ihm
das gelingt.«
    »Was ist
mit deinem erfolgreichen Gewürzhandel, das musste ihn doch überzeugen.«
    Jolanthe
antwortete nicht, und die Stille, die darauf folgte, hätte von ihr aus nie zu enden
brauchen. Sie wollte für immer hier so liegen bleiben, fern von der Welt und all
ihren Widrigkeiten.
    »Du weißt,
dass mein Angebot immer noch steht«, sagte Pascal schließlich. »Komm mit mir. Ich
weiß dein Talent zu schätzen. Bei mir musst du nicht über den Bücher versauern.«
    Jolanthe
richtete sich auf. Warum kam er immer wieder mit derselben Möglichkeit, hatte er
denn nicht verstanden, worum es ihr ging? Sie hätte gedacht, dass er sie mittlerweile
besser kannte.
    »Ich kann
Vater nicht im Stich lassen«, antwortete sie. »Das Kontor steht vor dem Ruin, und
er ist blind!«
    »Und du
wirst nichts dagegen ausrichten.«
    »Wenn ich
hier in Ulm ein richtig großes Geschäft tätige, eins, das sehr viel Gewinn bringt,
dann wird er mir glauben müssen.«
    Pascal antwortete
nicht. Er legte sich auf den Rücken, die Hände im Nacken verschränkt, und starrte
an die Decke.
    »Warum sagst
du nichts mehr?«, fragte sie.
    »Willst
du meine Meinung hören?«
    »Deshalb
bin ich hergekommen«, antwortete sie, nahm ihr Kleid und zog es sich über den Kopf.
Sie hatte das Gefühl, sich wappnen zu müssen für das, was nun kommen mochte.
    »Kein noch
so großer Erfolg wird deinen Vater je davon überzeugen, was du wert bist. Und das
weißt du.«
    »Ich kann
es ihm beweisen, und das weißt du !«
    »Akzeptiere,
dass er deine Schwester mehr bewundert, als er es bei dir je tun wird.«
    »So ein
Unsinn!«
    »Du bist
ihm zu ähnlich. Er hat Angst vor deinem Erfolg.«
    Sie erhob
sich, zog ihr Kleid nach unten und suchte nach ihren Stiefeln. »Warum tust du mir
weh? Was bezweckst du damit?«
    »Es ist
die Wahrheit, die ich dir sage.«
    Das war
es nicht. Das konnte er noch so sehr behaupten, aber was er sagte, stimmte nicht!
Die Worte ihrer Schwester fielen ihr ein, Pascal habe zunächst ihr den Hof gemacht
und sei dann auf Jolanthe umgeschwenkt, als er merkte, dass er bei Sieglinde nicht
weiter kam. Hatte sie doch die Wahrheit gesprochen?
    »Was willst
du wirklich?«, fragte sie und sah hinunter auf ihn. Sein nackter Körper kam ihr
so schmerzhaft vertraut vor, und doch war Pascal ihr fremder denn je. Ganz gleich,
was sie tat, der Moment der Nähe war verflogen.
    »Dir helfen.«
    »Du arbeitest
doch nur auf eigene Rechnung, und du verheimlichst mir was. Was hast du mit Vater
zu schaffen? Warum ist er so schlecht auf dich zu sprechen?«
    Nun richtete
auch Pascal sich auf. »Weil er ein alter, verblendeter Esel ist, deshalb!«
    »Erst hast
du dich um Sieglinde bemüht und dann den Weg über mich gesucht. Was willst du von
uns, warum streust du diese Missgunst in Richtung meines Vaters?« Sie spürte, wie
heiße Wut allen Schmerz mit sich nahm. Auf einmal hasste sie sich selbst, dass sie
sich hatte gehen lassen, ohne Sinn und Verstand.
    Pascal nahm
ihre Hände in seine. »Bitte, glaub was auch immer du willst von mir, aber mit Sieglinde
hatte ich nie etwas zu schaffen. Dein Vater hat mir Unrecht getan vor langer Zeit,
er …«
    »Und deshalb
ist er wütend auf dich? Ich glaube dir gar nichts mehr.« Jolanthe riss sich los
und ging drei Schritte rückwärts. Sie wollte nur noch weg, raus hier an die frische
Luft. »Du sagst mir nicht die Wahrheit. Wie soll ich dir da vertrauen?«
    Sie rannte
aus dem Zimmer, die Stufen hinunter. Auf sein Rufen reagierte sie nicht,

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