Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)
seinem
Rücken macht. Nein, du hast dich zu früh gefreut, Schwester! Deinen Triumph koste
ruhig aus, er wird nicht lange andauern. Nun hast du hoffentlich verstanden, äffte
sie die Schwester in Gedanken nach. Ja, hab ich. Nur du scheinbar noch nicht.
Kapitel 32
Es dämmerte. Alle im Haus begaben
sich zur Ruhe. Jolanthe wartete eine Weile, dann schlich sie sich aus ihrer Kammer.
Unten im Flur schob sie ihren Umhang über die Schultern, zog die Kapuze hoch und
verließ das Haus. Sie hielt sich im Schatten der Hauswand, bog sobald es ging in
eine Nebengasse ab und rannte bis zur nächsten abgehenden Straße. Dort hielt sie
inne und blickte zurück. Sie wartete. Erst als sie sicher war, dass niemand ihr
folgte, setzte sie ihren Weg fort.
In welchem
Gasthof Pascal sich ein Zimmer genommen hatte, das wusste sie. Trotz der Warnung,
sich keinen Fehltritt mehr zu leisten, musste sie ihn sprechen. Zu Martha konnte
sie nicht gehen, es war bereits zu spät. Die Stadttore würden bald geschlossen,
der Weg war zu weit. Aber mit Pascal konnte sie reden, die Vorfälle schildern und
ihn bitten, Martha davon zu unterrichten. Dieses eine Mal nur. Sie brauchte ihre
Freunde!
Rechts von
ihr tat sich ein schmaler Weg auf, den sie entlangrannte, bis er auf eine größere
Straße mündete. Sie kannte sich hier aus. Auch dieses Mal konnte sie keinen Verfolger
hinter sich erspähen. Also lief sie in gemäßigtem Tempo weiter, bis sie vor der
Gaststube stehen blieb. Sie öffnete die Tür. Laute Stimmen, die Wärme eines Kaminfeuers
und der Geruch nach gebratenen Zwiebeln schlugen ihr entgegen. Sie schlüpfte durch
die Türöffnung und drückte sich an die Wand. Nur nicht auffallen.
Neben ihr
ging eine Treppe hoch in die oberen Stockwerke. Behutsam nahm sie die Stufen, dann
hielt sie inne. Was nun? Welches Zimmer Pascal bewohnte, wusste sie nicht. Den Wirt
fragen konnte sie nicht. Je weniger Leute sie sahen, desto besser.
Sie rief
leise: »Pascal?« und bekam keine Antwort. Zehn Türen gingen vom Flur ab, sie konnte
nicht an jeder klopfen. Ein Stockwerk höher befanden sich bestimmt Schlafsäle für
die weniger Betuchten. Fast jedes Gasthaus hatte welche. Dort würde sie wohl nicht
suchen müssen. Sie rief erneut Pascals Namen, dieses Mal etwas lauter, doch es tat
sich nichts.
So kam sie
nicht weiter. Sie stellte sich in die Mitte des Flurs und sagte laut: »Monsieur
Pallet? Eine Nachricht für Euch.«
Als die
Tür am Ende des Flurs sich öffnete und Pascal herausschaute, schickte sie ein Stoßgebet
zu Gott als Dank. Sie hastete zu ihm und drängte sich vorbei in seine Kammer. »Mach
die Tür zu!«
»Was ist
geschehen?«
Er sah aus,
als habe er sich hastig angekleidet. Sein Oberkörper war nackt. Jolanthe riss sich
los von seinem Anblick und schaute auf sein Bett.
»Es ist
alles verloren.« Sie hob die Hände. Diese Geste blieb so hilflos in der Luft hängen,
wie sie sich fühlte.
»Was ist
verloren?«
Jolanthe
wollte ihm antworten, aber sie brachte keinen Ton mehr heraus. Behutsam nahm er
sie in den Arm, und ihre Hände fanden seinen Nacken. Sie wusste nicht, wie lange
sie so gestanden hatten. Plötzlich spürte sie seinen Atem an ihrem Hals und schloss
die Augen. Von dort, wo Pascal sie liebkoste, breitete sich die Wärme weiter aus
über ihre Brust bis in den Bauch. Jolanthe lehnte ihre Wange an seine, dann spielte
sie mit der Zunge an seinen Lippen. Er erwiderte ihren Kuss. Leicht fühlte sie sich,
wie ein Vogel, der über allem schwebt, ohne Sorge, was morgen geschehen könnte.
Sie zog
ihn mit sich. Sein Atem ging schwerer. Als sie die Bettstatt hart an ihren Beinen
spürte, ließ sie sich darauf sinken. Seine Hände liebkosten ihr Haar und strichen
über ihre Haut. Sie biss in seine Schulter und küsste die nackte Haut seines Oberkörpers.
Seine Hand strich ihren Schenkel entlang, seine Fingerspitzen kitzelten sie und
hinterließen eine Gänsehaut.
An ihrer
Scham hielt er inne. Sie stöhnte, als er sie dort zu streicheln begann. Heiße Wellen
strömten durch ihren Körper. Auch wenn sie es hätte tun sollen, sie wollte es nicht
beenden. Sie wollte, dass er weitermachte.
Schließlich
zog sie ihr Kleid über den Kopf, zerrte an dem Stoff. Nackt lagen sie nebeneinander
und erkundeten ihre Körper. Sie stützte sich mit den Füßen ab und schob ihr Becken
nach oben, ihm entgegen. Als er in sie eindrang, spürte sie einen ziehenden Schmerz,
dann war da nur noch Lust. Gott vergib mir. Sie schrie auf, bewegte sich ihm
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