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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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nichts, muss sich mit Kräuterverkäufen auf dem Markt über
Wasser halten. Und sag mir noch was: Wer gibt einer mittellosen Frau Geld?«
    Es herrschte
Stille im Raum. Jolanthe spürte, wie alle Blicke sich auf sie richteten. Sie fühlte
sich wie ein in die Enge getriebenes Tier und wusste keinen Ausweg.
    »Pascal
Pallet hat mir Geld geliehen. Als Sicherheit hatte er meinen Schmuck. Ich habe es
ihm zurückgezahlt, mit Zinsen«, das mit den Zinsen stimmte zwar nicht so ganz, Pascal
hatte sie nicht angenommen, aber was tat das jetzt noch zur Sache.
    »Pallet!
Ich wusste, dass er dahintersteckt! Er will mich ruinieren«, schrie Winald außer
sich.
    »Er hat
mir nur geholfen«, beschwichtigte Jolanthe. »Es hat nichts mit Euch zu tun, Vater.
Er sieht meine Fähigkeiten und unterstützt mich. Was habt Ihr nur gegen ihn, er
ist ein guter Kaufmann und weiß, dass ich erfolgreiche Geschäfte tätigen kann, er hat es gesehen!«
    Winald humpelte
mit seiner Krücke zum Fenster, schaute kurz hinunter auf die Gasse, dann drehte
er sich wieder um und blickte sie an.
    »Was weißt
du schon. Du bist eine Frau und naiv noch dazu. Du kannst Gott danken, dass er dich
gesund wieder hergeführt hat.«
    »Sie glaubt
Euch nicht, Vater. Sie ist in ihn vernarrt, das seht Ihr doch.« Sieglindes Augen
leuchteten, keine Frage, sie schien sich als Siegerin zu fühlen.
    Jolanthe
antwortete nicht mehr. Was hätte sie auch sagen sollen? Nochmal auf ihren geschäftlichen
Erfolg hinweisen? Der Vater hatte sich ja nicht einmal für die Art der Ware interessiert,
die sie verkauft hatte. Geschweige denn für ihren Gewinn.
    »Ich verbiete
dir den weiteren Umgang mit diesem Mann.« Winalds Stimme war wieder ruhiger geworden.
»Und den mit dieser Hexe ebenso. Vermutlich hat sie dich noch kräftig angestiftet
zu deinen Dummheiten. Spielt sich ja die ganze Zeit schon als deine Ratgeberin auf.
Ich hätte dich ihrem Einfluss entziehen sollen. Mein größter Fehler, den ich je
begangen habe, war, dass ich meinen Töchtern in Ruhe vernünftige Ehemänner suchen
wollte. Ich hätte dich schon längst verheiraten müssen.«
    Er hatte
ihr einen guten Ehemann suchen wollen? Hatte er sich denn je darum bemüht, bei ihr
oder Sieglinde? Die Schwester hatte mehrere Verehrer gehabt, war da nie ein guter
dabei gewesen? Warum verbog er die Wahrheit?
    »Ihr braucht
nicht so laut zu werden, Vater. Und Ihr könntet mir ruhig zuhören, ich wollte Euch
von meinem Geschäft erzählen«, versuchte Jolanthe es noch einmal.
    »Wenn ich
die Art der Geschäftsführung eines Pascal Pallet bevorzugen würde, dann hätte ich
ihn um Rat gefragt. Aber Gott bewahre, der Mann ist ein Tunichtgut. Er redet, und
es steckt nichts dahinter. Dass er auf so hinterhältige Weise Einfluss auf dich
genommen hat, das passt zu ihm. Ich hätte es unterbinden müssen.«
    »Aber …«
    »Schweig!
Du bist verblendet. Entweder du gehorchst mir und gibst deine eigenmächtigen Geschäfte
auf, oder ich sperre dich in deine Kammer, bis ich einen Mann für dich gefunden
habe, der dir deine wirren Gedanken austreibt. Und ich finde schnell einen, glaube
mir, dass es mir ganz gleich ist, wer dich nimmt. Einen angesehenen Kaufmann wirst
du sowieso nicht mehr bekommen, wenn deine Eigenmächtigkeiten sich herumsprechen.«
    Es tat weh,
jedes einzelne Wort. Was sollte sie noch tun, um dem Vater zu zeigen, was sie konnte?
Offenbar wartete er auf eine Antwort. Sie brachte es fertig zu nicken.
    »Ich nehme
das als Zustimmung. Du kannst dich wieder um die Bücher des Kontors kümmern, aber
ich warne dich, noch ein Fehltritt, und ich mache meine Drohung wahr.« Damit humpelte
er durch den Raum und hinaus auf den Flur.
    Auch die
anderen beiden schickten sich an zu gehen. Als Sieglinde an ihr vorbeikam, raunte
sie ihr zu: »Nun hast du hoffentlich verstanden.«
    Vico zog
die Tür hinter sich zu, und unvermittelt fand Jolanthe sich allein im Raum wieder.
Und nun? Sie ballte eine Hand zur Faust, sodass ihr die Fingernägel schmerzhaft
ins Fleisch drückten. Sollte sie zu Pascal gehen, mit ihm nach Köln, sein Angebot
annehmen, alles hinter sich lassen? Ihr eigenes Versagen gärte wie Säure in ihr.
Sie hatte ihr kaufmännisches Geschick bewiesen, warum nur wollte der Vater das nicht
sehen? Stattdessen musste sie sich von Sieglinde vorführen lassen.
    »Ich kann
das Kontor aus dem Dreck holen, ich weiß es, Vater!« Er tut mir unrecht in seiner
blinden Wut gegen Pascal. Wenn er wüsste, was seine Sieglinde alles hinter

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