Die Todesbraut
Ruhe, und der Ober brachte eine Flasche Champagner und entkorkte sie.
Dillon nahm den letzten Schluck Bushmills, durchquerte den Raum und blieb vor dem Paar stehen.
»Sie sind nicht nur eine große Schauspielerin, sondern auch eine Frau mit Geschmack und Urteilsvermögen –Krug, keine Jahrgangsauslese – der beste Champagner der Welt.«
Sie lachte. »Ach, wirklich?«
»Er wird aus verschiedenen Trauben verschnitten.«
Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie: »Das ist mein Freund, Professor Tom Curry, Und Sie …?«
»Gott stehe uns bei, das ist völlig nebensächlich! Unsere einzige Verbindung ist, daß ich wie Sie an der Royal Academy of Dramatic Art war und am National Theatre spielte.« Er lachte. »Das war vor ungefähr tausend Jahren. Ich wollte Ihnen nur danken. Sie waren hervorragend heute abend.«
Mit diesen Worten verließ er den Raum. »Welch ein Charmeur!« sagte sie lächelnd.
»Ja, das ist er«, meinte Curry. »Wirf doch einen Blick auf das Fax, das mir Belov heute schickte«, sagte er, öffnete einen Umschlag, den er aus seiner Jackettasche zog, und entnahm ihm ein Blatt. Ihre Augen weiteten sich, als sie es betrachtete. »Lieber Gott!«
»Ja, er stieg hier unter dem Namen Friar ab. In Wirklichkeit heißt er Sean Dillon und ist ein extrem gefährlicher Mann. Ich erzähle dir alles über ihn und werde dir erklären, was wir in dieser Sache zu tun haben.«
Am folgenden Tag gegen sechzehn Uhr dreiß ig stand Dillon mit einer Tasse Tee in der Hand am Fenster seiner Suite und sah auf die Stadt hinaus. Regen prasselte ans Fenster, und in der einsetzenden Dämmerung leuchteten die ersten Straßenlampen. Es klopfte an der Tür, Dillon wandte sich um und öff
nete. Hannah Bernstein trat ein.
»Wie geht es Ihnen?«
»Könnte nicht klagen. Bei dem köstlichen Tee, den man hier serviert bekommt.«
»Sie lassen sich wohl durch gar nichts aus der Ruhe brin gen, was?«
»Ich konnte nie verstehen, welchen Sinn das haben sollte, Schätzchen.« Er öffnete eine Schublade, entnahm ihr einen Browning mit Schalldämpfer und drückte ein Ma gazin mit zwanzig Schüssen hinein.
»Gütiger Himmel, Dillon, Sie bewaffnen sich ja, als wollten Sie in den Krieg ziehen.«
»Genau.«
Er steckte den Browning am Rücken in den Hosenbund, zog ein Tweedjackett und seinen Regenmantel an und schob sich ein Ersatzmagazin in die Tasche. Dann legte er Hannah lächelnd beide Hände auf die Schultern.
»Wir, die wir bald sterben werden, grüßen Euch. Ein Knabe namens Sueton schrieb das vor ungefähr zweitausend Jahren.«
»Sie vergessen, mein Lieber, daß ich Cambridge hinter mir habe. Ich könnte Ihnen Sueton sogar lateinisch zitie ren.« Sie küßte ihn auf die Wange. »Passen Sie auf, daß Sie heil wiederkommen.«
»Oh là là!« rief er. »Heißt das etwa, du machst dir Sor gen um mich? Darf ich noch hoffen?«
Sie knuffte ihn auf die Brust. »Mach, daß du fortkommst.«
Grinsend wandte er sich ab, öffnete die Tür und war verschwunden.
Als er vom Parkplatz des Hotel Europa fuhr, hatte der dichte Verkehr der Rushhour auf der Victoria Avenue bereits eingesetzt. Dillon vermutete, daß er beschattet worden war und nun verfolgt wurde. Es war schwierig, sicherlich, bei all den Wagen. Aber er hatte den Motorradfahrer mit dem schwarzen Helm und der Ledermontur bemerkt, der sich auf dem Parkplatz hinter ihn geheftet hatte, und sah nun, daß dieselbe Ma schine ein Stück hinter ihm fuhr. Erst, als er durch die verlassenen Straßen der Hafengegend zwischen den Lagerhäusern hindurchfuhr, war er sicher, wieder allein zu sein. Na ja, möglicherweise hatte er sich auch geirrt.
»Das passiert dir schließlich auch mal, alter Knabe«, sagte er zu sich. In diesem Moment schwenkte eine Rover-Limousine aus einer Seitenstraße und folgte ihm.
»Ah, es geht also los«, murmelte er, als aus einer Seitenstraße vor ihm ein Toyota kam und seinen Weg blockierte. Dillon bremste und blieb stehen. Der Fahrer des Rovers blieb am Steuer sitzen, aber aus dem Toyota vor ihm sprangen zwei Männer, beide mit einer Armalite im Anschlag.
»Steigen Sie aus, Friar!« schrie einer der beiden.
Dillons Hand schlüpfte unter seinen Mantel und fand den Kolben des Browning. »Bist das nicht du, Martin McGurk?« rief er und öffnete die Wagentür. »Habt ihr nicht den falschen Mann? Erinnerst du dich nicht an mich, da mals in Derry?« Mit diesen Worten
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