Die Todesbraut
beförderte. Alle zwölf mußten sich entlang eines Straßengrabens aufstellen, und sie metzelten sie mit Maschinengewehrsalven nieder.«
»Also Auge um Auge?«
Dillon lächelte sanft. »Exakt wie es im Alten Testament geschrieben steht. Ich dachte, ein braves jüdisches Mädchen wie Sie würde das gutheißen.« Er griff nach dem Telefon. »Und nun erstatte ich lieber mal Bericht über unsere Sicherheitsle itung. Der Brigadier liebt es doch, schlechte Nachrichten immer so schnell wie möglich zu erfahren.«
Eineinhalb Stunden später wurde Ferguson in das Arbeitszimmer des Premierministers in der Downing Street geführt. Simon Carter und Rupert Lang hatten bereits Platz genommen.
»Sie benutzten Worte wie ›dringlich‹ und ›schwerwie gendste nationale Bedeutung‹, Brigadier. Also, worum handelt es sich?« forderte ihn John Major auf, kaum daß er Platz genommen hatte.
Ferguson gab ihnen einen detaillierten Bericht. Als er geendet hatte, herrschte Stille im Raum. Es war Rupert Lang, der als erster das Wort ergriff. »Äußerst erstaunlich, daß sich der ›30. Januar‹ dazu bekannte.«
»Terroristische Gruppen bekennen sich des öfteren zu Anschlägen anderer«, gab Ferguson zu bedenken. »Außerdem ist da noch die Sache mit dem Motorradfahrer.«
»Merkwürdig«, meinte Carter. »Sie hatten doch keinerlei Unterstützung angefordert für Dillon, oder?«
»Absolut nicht«, antwortete Ferguson kopfschüttelnd.
»Das ist im Moment alles nicht relevant«, fuhr der Premier
fort. »Wichtig ist lediglich, daß wir durch Dillon von der Möglichkeit erfahren haben, die ›Sons of Ulster‹ könnten Plutonium in die Finger bekommen.«
»Mit dem größten Respekt, Premierminister«, meldete sich Carter zu Wort. »Plutonium zu haben ist eine Sache, daraus irgendeine Art von nuklearem Gerät herzustellen, steht auf einem ganz anderen Blatt.«
»Möglich. Wenn sie aber über Geld und die nötigen Verbindungen verfügen, dann ist alles machbar.« Ferguson zuckte mit den Achseln. »Sie wissen genausogut wie ich, daß sich terroristische Gruppen in der internationalen Szene gegenseitig unter die Arme greifen. Und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist auf dem Weltmarkt genügend entsprechender technischer Beistand verfügbar.«
Erneut herrschte Schweigen im Raum, während der Premierminister mit den Fingern auf den Schreibtisch trommelte. Schließlich sagte er: »Der Anglo-Irische Vertrag und die Downing Street Declaration zeitigen Resultate, und Präsident Clinton steht voll und ganz hinter uns. Fünfundzwanzig Jahre des Blutvergießens, meine Herren. Es ist Zeit, damit aufzuhören.«
»Wenn ich den Advocatus Diaboli spielen darf«, warf Rupert Lang ein, »das trifft sich doch alles sehr gut für Sinn Fein und die IRA. Aber die protestantischloyalistischen Fraktionen werden das Gefühl haben, verkauft worden zu sein.«
»Ich weiß. Aber wie alle anderen auch, müssen eben auch sie gewisse Bedingungen akzeptieren.«
»Sie werden den Kampf fortsetzen, Premierminister«, sagte Carter ernst.
»Das akzeptiere ich. Wir müssen aber unser Bestes geben, damit umzugehen. Nächtliches Maschinengewehrfeuer ist eine Sache, ja sogar Semtexbomben. Aber Plutonium – das eröffnet völlig neue Dimensionen.«
»Ich fürchte, Sie haben recht«, meinte Carter niedergeschlagen.
Der Premier wandte sich an Ferguson. »Es scheint, als sei
Beirut Dillons nächste Station, Brigadier.«
»Sieht so aus, ja.«
»Wenn ich mich richtig erinnere, steht in seiner Akte, daß Arabisch eine der zahlreic hen Sprachen ist, deren er mächtig ist. Dann fühlt er sich dort wenigstens einigermaßen zu Hause.« Er erhob sich. »Das wäre im Moment alles, meine Herren. Halten Sie mich auf dem laufenden, Brigadier.«
Als Ferguson in seiner Wohnung am Cavendish Square ankam, wurde ihm von Kim, einem ehemaligen GurkhaKorporal und seinem langjährigen Diener die Tür geöffnet.
»Mr. Dillon und der Chief Inspector sind eben angekommen, Brigadier.«
Ferguson betrat seinen eleganten Salon, in dem Hannah Bernstein am Kamin Platz genommen hatte und Kaffee trank. Dillon bediente sich am Bartablett auf dem Sideboard und schenkte sich einen großzügigen Bushmills ein.
»Oh, tun Sie sich nur keinen Zwang an mit meinem Whiskey«, blaffte Ferguson.
»Keine Bange, Brigadier, ich weiß doch, welch spendabler alter Kerl Sie sind.«
»Mann, hören Sie auf
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