Die Todesbraut
Hinterhof und steuerte direkt in eine offene Garage. Professor Tom Curry schloß und verriegelte das Hoftor zur Straße und kam anschließend in die Garage. Der schwarz gekleidete Fahrer bockte das Motorrad auf, drehte sich um und nahm den Helm ab.
Grace Browning lächelte. Sie war blaß und erregt. »Was für eine Nacht. Ich finde, ich habe meinen Job gut ge macht.«
Sie öffnete den Reißverschluß ihrer Lederjacke und nahm die Kalaschnikow, deren Kolben abgeklappt war, heraus.
»Was ist passiert?« fragte Curry.
»Sie hatten ihn in die Falle gelockt. Was für ein Kerl, unser Mr. Dillon. Zwei von den Typen erschoß er, einem zweiten Wagen schoß er hinterher. Aber sie hatten einen Mann mit einer Armalite auf einem Lagerhaus postiert, der versuchte, Dillon zu erledigen. Aber ich war schneller. Ende der Geschichte. Dann machte ich mich aus dem Staub.«
Während sie sprach, schälte sie sich aus der Lederkombination und stand dann in Jeans und Pulli da. Die Lederkleidung warf sie über die Maschine.
»Laß alles liegen«, sagte Curry. »Belovs Leute kümmern sich später um die Sachen.«
»Hast du meine Tasche?«
»Hier.« Er reichte ihr eine kleine Reisetasche, und Grace entnahm ihr einen leichten Regenmantel.
»Der Wagen steht an der Hauptstraße, nicht weit von hier«, sagte er und öffnete eine Seitentür, durch die sie den Hof verließen.
»Soll sich der ›30. Januar‹ zu dem Gemetzel bekennen?« fragte Curry.
»Nun, wir haben Anspruch auf einen der Toten. Warum sollen wir dann nicht gleich alle auf unsere Kappe nehmen? Ich könnte mir vorstellen, daß Dillon und die Privatarmee des Premierministers mit dieser Sache ungern an die Öffentlichkeit treten.«
»Stimmt. Ich rufe dann gleich die Nachrichtenredaktion des Belfast Telegraph an.«
»Gut.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Oh, schon kurz nach sieben. Ich muß mich beeilen. In einer Stunde geht der Vorhang auf.«
Der Learjet mit zwei Royal Air Force-Piloten im Cockpit stieg nach dem Start in Aldergrove gleichmäßig auf und erreichte bei zehntausend Metern seine Reisehöhe. Hannah Bernstein betrachtete Dillon, der ihr gegenüber Platz genommen hatte. Er öffnete die Klappe, hinter der sich das Bar fach verbarg, und entnahm ihm eine Thermosflasche mit heißem Wasser. Für Hannah bereitete er Kaffee, für sich selbst Tee. Dann nahm er eine kleine Flasche Scotch aus der Bar und entleerte sie in seinen Tee. Langsam trank er den Tee und zündete sich eine Zigarette an. Während der ganzen Zeit herrschte Stille. »Sie sind aber schweigsam heute«, bemerkte er schließlich.
»Ich muß das alles erst verarbeiten. Plutonium? Meinen die das wirklich ernst?«
»Auf dem Schwarzmarkt in Rußland ist das Zeug schon seit einer geraumen Weile erhältlich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich irgendeine terroristische Gruppierung Zugriff verschaffen würde.«
»Gott stehe uns bei!« Sie seufzte. »Wie dem auch sei, wie geht es Ihnen? Sind Sie okay?«
»Mir geht’s gut.«
»Wer könnte denn Ihrer Meinung nach der Motorradfahrer gewesen sein?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aber er rettete meinen Schinken, wie wir in County Down zu sagen pflegten.«
»Ich frage mich die ganze Zeit, wer Sie verraten haben könnte?«
»Oh, das war ich selbst. Ich sagte Daley, ich hätte von Quinn gehört, als er in Londonderry auf der Flucht war. Aber damals benutzte Quinn den Decknamen Frank Kelly. Ich wollte ihre Glut etwas anfachen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind total verrückt, Dillon. Und diese Männer, Mullin und Curtis Daley – mußten Sie die denn unbedingt töten?«
»Das ist eben unser Geschäft, Schätzchen. Fünfundzwanzig Jahre Krieg.«
»Ja, und einen Teil dieser Jahre haben Sie selbst für die IRA gekämpft.«
»Stimmt. Ich war noch fast ein Kind, als mein Vater von britischen Soldaten getötet wurde. Damals erschien es mir sinnvoll, in den Reihen der IRA zu kämpfen. Aber die Jahre ver gehen, Hannah, lange quälende Jahre des Abschlachtens. Und wofür? Das alles ist vorbei, und heute ist heute. Eines Tages gab es einen Klick in meinem Kopf, und ich begann, die Methoden der IRA in Frage zu stellen. Na, ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse daraus.« Er nahm sich eine weitere kleine Flasche Scotch. »Und was diesen Daley betrifft – vor drei Monaten stoppten er und Quinn einen Lastwagen bei Glasshill, der katholische Straßenarbeiter
Weitere Kostenlose Bücher