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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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kürzlich krank, was?« Und als Peggy automatisch nickte, befahl er: »Also dann, Molly Mullins, nichts wie nach Hause mit uns zwei. Morgen statte ich Ihnen wieder einen Besuch ab, meine Damen.«
    Peggy begleitete die beiden hinaus. Sie betrat gerade wieder die Küche, als sie in der Halle hinter sich Schritte hörte. Sie drehte sich rasch um, das Herz machte einen heftigen Schlag, aber dann sah sie, daß es nur der Professor war, der zwei Koffer von Jesse hereinschleppte.
    »Um die Mullins loszuwerden, habe ich bis jetzt mit dem Hereintragen vom Gepäck gewartet«, keuchte er, als er Peggys erstauntes Gesicht sah. »Ich wollte Ihnen nämlich noch sagen, daß ich natürlich mehr über Bally Moran weiß, als ich vor Molly Mullins zugeben wollte. Die arme Frau lebte hier ganz allein, seitdem der einzige Sohn nach Kilkelly gezogen ist, und der Klatsch ist das einzige, was sie noch hat. Wenn sie hörte, was ich zu erzählen habe, wüßte es schon morgen ganz Conig. Morgen will ich versuchen, ohne sie herzukommen, dann können wir offen über alles sprechen.«
    Nachdem Peggy ihm versichert hatte, daß sie die Koffer auch allein die Treppen hinauftragen könnte, verabschiedete er sich und verschwand endgültig. In der hell erleuchteten Küche horchte Jesse angestrengt, bis sie draußen die Stimme des Professors erkannt hatte. Dann lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück und versuchte, sich ein bißchen zu entspannen. Sie grübelte darüber nach, was mit ihr geschehen war, als sie dieses unheimliche Schloß betreten hatte. Sie waren durch die Schloßtür eingetreten und mußten zunächst einen unglaublich langen Gang entlanglaufen, der offenbar parallel zur vorderen Schloßmauer verlief. Der kahle niedrige Gang hatte ihr als Zugang zu einem Wohngebäude mißfallen, aber das war auch alles gewesen, was sie zunächst empfunden hatte.
    An seinem Ende führten rechts acht oder zehn flache Steinstufen zu der großen Halle. Sie hatte festgestellt, daß sie sich in der Mitte des Gebäudes befinden mußten. Sie war dann mit den anderen drei in der dämmrigen Halle stehengeblieben. Schmale Fensterschlitze hoch oben zu ihrer Rechten und irgendwo über ihren Köpfen ließen nur wenig Tageslicht herein. Und in diesem Augenblick hatte sie es bemerkt: das entsetzliche Gefühl, als würde sie eine riesige kalte Faust umschließen. Sie hatte den langen Gang wieder zurückrennen wollen, bevor die Faust noch fester zupackte und sie erdrückte. Aber sie war wie festgewurzelt gewesen. Sie hatte zu den anderen geblickt, um zu sehen, wie die sich verhielten. Aber zu ihrer Überraschung schienen die überhaupt nichts bemerkt zu haben. Sie hatte ungläubig beobachtet, wie Peggy munter und voller Begeisterung durch die Halle lief und sich alles anschaute. Der Professor aber hatte sie schweigend beobachtet, und erst als Mrs. Mullins sich lang und breit über das Schloß auslassen wollte, war er Mrs. Mullins heftig über den Mund gefahren. War das eine Warnung gewesen, weil sie vielleicht etwas ausplaudern wollte, was Jesse noch nicht gesehen hatte? In Jesses Kopf wirbelte alles durcheinander. Sie konnte sich nicht an jede Einzelheit erinnern, denn es war alles wie ein furchtbarer Alptraum abgelaufen.
    Sie hatten sich das viktorianische Zimmer angesehen und waren dann wieder in die Halle zurückgegangen. Wahrend der ganzen Zeit hatte die eisige Kälte sie fast erdrückt, und ihre Angst war gewachsen. Einen Augenblick lang, als sie die Küche betreten hatten, hatte sie aufatmen und vernünftig denken können. Aber sowie sie die Küche verlassen hatten, waren Angst und Kälte von neuem auf sie eingestürzt.
    Jesse schielte ängstlich zur Vorratskammer, denn dort war es ihr auch so ergangen. Doch sie war geschlossen, und Jesse atmete auf. Ich habe vor meinem eigenen Schatten Angst, dachte sie und ärgerte sich, daß sie sich so leicht beeindrucken ließ. Es hing so viel von ihrem einmonatigen Aufenthalt ab, sie durfte sich nicht vertreiben lassen. Und es wird auch niemand gelingen, versprach sie sich energisch. Aber es lief ihr unangenehm den Rücken hinunter, wenn sie an die kalten Mauern dachte und an die Angst, die hinter den Küchentüren auf sie wartete.
    Peggy trat ein, sie blickte Jesse prüfend an. »Geht es dir besser?«
    »Ja, ja, mir geht es wieder gut.« Jesse schaute zu Peggy und fand, daß sie mit dem blonden Wuschelkopf, dem hellgrünen Pulli und dem dazu passenden Rock eigentlich überhaupt nicht zu diesem düsteren Ort paßte. Ihre

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