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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Quadratmetern kurz gemähtem Rasen mit ein paar blühenden Büschen in Tontöpfen – geschmackvoll, aber nicht allzu arbeitsintensiv. Drinnen war alles tipptopp aufgeräumt. Es sah aus wie die Behausung eines Mannes, der an Ordnung und Disziplin gewöhnt ist. Hall machte sich an die scheußliche Aufgabe, in den privaten Dingen eines anderen Menschen herumzuwühlen. Der Manager half ihm, so gut er konnte.
    Der General des Marine Corps war ungefähr fünf Jahre zuvor in die Siedlung gekommen, nachdem er seine Frau durch eine Krebserkrankung verloren hatte. Verwandte?, fragte Hall. Er durchsuchte den Schreibtisch nach Briefen, Versicherungspolicen, irgendetwas, das auf Verwandte hingewiesen hätte. Aber anscheinend gehörte der General zu denen, die ihre privaten Unterlagen zum größten Teil bei einem Anwalt oder bei ihrer Bank aufbewahrten. Der Manager rief den besten Freund des Generals in der Nachbarschaft an, einen pensionierten Architekten, der mit seiner Frau hier wohnte und den General oft zu einem hausgemachten Essen einlud.
    Der Architekt nahm den Anruf entgegen und hörte erschrocken und entsetzt zu. Er wollte sofort zum Krankenhaus fahren, aber Detective Hall übernahm das Telefon und überredete ihn, es nicht zu tun, denn ein Krankenbesuch komme zurzeit sicher nicht infrage. Ob er von irgendwelchen Verwandten wisse? Es gebe zwei Töchter irgendwo im Westen, antwortete der Architekt, und einen Sohn, der Offizier beim Marine Corps sei, ein Lieutenant Colonel, doch er habe keine Ahnung, wo der stationiert sei.
    Auf dem Revier traf Hall wieder mit Lindy Mills zusammen. Auch sein eigener unmarkierter Wagen war dort. Und es gab Neuigkeiten. Der Motorroller war identifiziert. Er gehörte einem zweiundzwanzigjährigen Studenten, dessen Name eindeutig arabisch klang. Er war ein amerikanischer Staatsbürger aus Dearborn, Mississippi, studierte zurzeit jedoch fünfzehn Meilen weit südlich von Norfolk an einer technischen Hochschule. Die Zulassungsbehörde hatte ein Foto geschickt.
    Darauf trug er keinen buschigen schwarzen Bart, und das Gesicht war intakt – nicht ganz so, wie Ray Hall es auf dem Golfplatzrasen gesehen hatte. Das Gesicht dort hatte zu einem Schädel ohne Hinterkopf gehört und war durch den Druck des berstenden Projektils verzerrt gewesen. Aber es war zu erkennen.
    Er meldete ein Telefongespräch mit dem Hauptquartier des U. S. Marine Corps neben dem Arlington-Friedhof an, Washington, D. C., gegenüber auf der anderen Seite des Potomac. Er bestand darauf, in der Leitung zu bleiben, bis er mit einem Major der Öffentlichkeitsabteilung verbunden wurde. Dem erklärte er, wer er war und von wo er anrief, und berichtete kurz, was fünf Stunden zuvor auf dem Princess-Anne-Golfplatz passiert war.
    »Nein«, sagte er. »Ich werde nicht bis nach dem Wochenende warten. Es ist mir egal, wo er ist. Ich muss jetzt mit ihm sprechen, Major, jetzt sofort. Wenn sein Vater morgen früh die Sonne aufgehen sieht, ist das ein Wunder.«
    Nach einer langen Pause sagte die Stimme schließlich: »Bleiben Sie am Apparat, Detective. Ich oder jemand anders meldet sich gleich wieder.«
    Es dauerte fünf Minuten, und es war eine andere Stimme, wieder ein Major, aber jetzt von der Personalabteilung. »Der Offizier, mit dem Sie sprechen wollen, ist nicht zu erreichen«, sagte er.
    Hall wurde wütend. »Wenn er sich nicht im Weltraum oder auf dem Grund des Marianengrabens befindet, ist er zu erreichen. Das wissen wir beide. Sie haben meine private Handynummer. Geben Sie sie ihm, und sagen Sie ihm, er soll mich anrufen, und zwar schnell.« Damit legte er auf. Nun lag die Sache bei den Marines.
    Er nahm Lindy mit, verließ das Revier und fuhr zum Krankenhaus. Unterwegs besorgte er sich einen Energy-Riegel und einen Softdrink zum Lunch. Gesunde Ernährung sah anders aus. Am First Colonial bog er in eine Nebenstraße namens Will o’ the Wisp Drive ein und fuhr nach hinten zur Rettungswagenzufahrt. Seine erste Station war das Leichenschauhaus, wo der Rechtsmediziner eben seine Arbeit beendete.
    Auf den fahrbaren Stahltischen lagen zwei Leichen unter den Laken. Ein Assistent war dabei, sie in den Kühlraum zu bringen. Der Mediziner hielt ihn auf und schlug das eine Laken zurück. Detective Hall starrte auf das Gesicht hinunter. Es war jetzt narbig und verzerrt, aber es war immer noch der junge Mann von dem Foto der Zulassungsbehörde. Der buschige schwarze Bart ragte in die Höhe, die Augen waren geschlossen.
    »Wissen Sie schon, wer

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