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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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den Brustraum unter Wasser und stieg in Blasen an die Oberfläche, konnte dann aber nicht in die Pleuraspalte zurückkehren. Wenn sie es täte, würde die Lunge kollabieren, und der Patient würde sterben. Einstweilen atmete er weiter den Sauerstoff aus der Sonde in den Nasenlöchern.
    Als Detective Hall erfuhr, dass nicht die geringste Chance bestand, in den nächsten Tagen mit dem General zu sprechen, ging er wieder. Auf dem Parkplatz an der Rettungswagenzufahrt bat er Lindy zu fahren. Er musste telefonieren.
    Sein erster Anruf ging ans Willoughby College, wo der Mörder, Mohammed Barre, studiert hatte. Hall wurde mit der Zulassungsdekanin verbunden. Er bat sie zu bestätigen, dass Mr. Barre Student am Willoughby gewesen war, und sie gab diese Auskunft ohne Zögern. Als er ihr erzählte, was auf dem Princess-Anne-Golfplatz passiert war, schwieg sie entsetzt.
    Die Identität des Mörders war noch nicht an die Medien gegeben worden. In zwanzig Minuten werde er im College sein, sagte Hall. Die Dekanin solle dafür sorgen, dass ihm sämtliche Akten zur Verfügung stünden und er Zugang zu den Privatquartieren der Studenten habe. Einstweilen dürfe sie niemanden informieren, auch nicht die Eltern des Studenten in Michigan.
    Sein zweiter Anruf ging ans Fingerabdrucklabor. Jawohl, sie hätten einen perfekten Zehnersatz Abdrücke aus dem Leichenschauhaus erhalten und vom AFIS überprüfen lassen – ergebnislos: Der tote Student war nicht im System.
    Wenn er ein Ausländer gewesen wäre, hätte die Einwanderungsbehörde Unterlagen über seinen Visumsantrag gehabt. Allmählich war klar, dass Mr. Barre amerikanischer Staatsbürger und Sohn eingewanderter Eltern gewesen war. Aber woher kamen sie? War er ein geborener Muslim gewesen oder ein Konvertit, der seinen Namen geändert hatte?
    Als Drittes rief Hall in der Ballistik an. Die Pistole war eine Glock 17 Automatik, ein Schweizer Produkt. Das Magazin war voll gewesen, und fünf Patronen waren abgefeuert worden. Sie versuchten gerade, den registrierten Eigentümer aufzuspüren, dessen Name nicht Barre war und der in der Nähe von Baltimore in Maryland wohnte. Gestohlen? Gekauft? Der Wagen hielt vor dem College.
    Der tote Student war von somalischer Abstammung. Seine Bekannten in Willoughby gaben an, vor ungefähr sechs Monaten habe sich seine Persönlichkeit verändert, und aus einem normalen, geselligen, intelligenten Studenten sei ein schweigsamer, verschlossener Einzelgänger geworden. Der Hauptgrund dafür scheine religiöser Natur gewesen zu sein. Auf dem Campus gab es zwei andere muslimische Studenten, doch sie hatten keine derartige Wandlung durchgemacht.
    Der Tote hatte angefangen, Jeans und Windjacken gegen lange Gewänder auszutauschen. Er hatte fünfmal am Tag Unterrichtspausen für seine Gebete verlangt, die man ihm ohne Weiteres gewährt hatte. Religiöse Toleranz hatte stets Vorrang. Und er hatte sich einen buschigen schwarzen Bart wachsen lassen.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag war Ray Hall dabei, die privaten Dinge eines anderen Menschen zu durchwühlen, aber es gab einen fundamentalen Unterschied. Von den ingenieurwissenschaftlichen Lehrbüchern abgesehen fand er nur islamische Texte in arabischer Sprache. Detective Hall konnte kein Wort davon lesen, doch er sammelte alles ein. Entscheidend war der Computer. Bei dem wusste Ray Hall wenigstens, was er zu tun hatte.
    Er fand Predigt über Predigt, nicht in arabischer Sprache, sondern in fließendem, eindringlichem Englisch. Ein maskiertes Gesicht, zwei glühende Augen, die Aufforderung zur vollständigen Unterwerfung vor Allah, zur vorbehaltlosen Bereitschaft, Ihm zu dienen, für Ihn zu kämpfen, für Ihn zu sterben. Vor allem aber, für Ihn zu töten.
    Detective Hall hatte noch nie vom Prediger gehört, klappte den Computer zu und beschlagnahmte ihn. Er quittierte alles, was er mitnahm, und bevor er das College verließ, gab er die Erlaubnis, die Eltern zu informieren. Man solle ihn aber anrufen, falls sie vorhätten herzukommen und die Sachen ihres Sohnes abzuholen. Unterdessen würde er persönlich die Polizei von Dearborn in Kenntnis setzen. Mit zwei Müllsäcken voller Bücher und Texte und dem Laptop fuhr er zurück zum Revier.
    Auf dem Computer fand sich noch Weiteres. Unter anderem war auf Craiglist nach jemandem gesucht worden, der eine Pistole verkaufte. Offensichtlich waren nicht alle Papiere vorgelegt worden, was dem Verkäufer eine schwerwiegende Anklage einbringen würde. Doch das würde später

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