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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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normales Leben zu geben als sonst weit in der Runde.
    Auf der Guinhan wurde emsig gearbeitet.
    Am Bug, an beiden Seiten des Hecks und an drei Stellen entlang der Backbord- und Steuerbordreling strebten dicke Balken, mit den Spanten des Unterschiffs fest durch Nut und Feder und dicke Bolzen verbunden, schräg zurück in die Richtung des Mastes.
    Gekrümmte Planken wurden befestigt und abgedichtet; runde Holznägel wurden mit Hammerschlägen durch vorgebohrte Löcher getrieben. Necron ließ den Hammer sinken und sah mißtrauisch hinüber zum Feuer, das auf Deck brannte – in einer eisernen Schale, die auf einem dicken Bett aus nassem Sand stand.
    »Eigentlich ist es gar nicht so übel, in Orankon zu leben, mit allen Einschränkungen, versteht sich«, rief er dem Steuermann zu, der eine lange, dünne Wurst aus Erdpech knetete.
    »Du meinst, weil der Berg voller Verstecke ist?«
    »Auch das gehört dazu. Nur diese verdammten Lauscher machen uns das Leben schwer.«
    Hammerschläge, das Schnarren der Säge und Axthiebe waren zu hören. Männer brachten lange Planken von dem Wrack herüber und stapelten sie auf dem Deck der Guinhan, das von Holzabfällen übersät war. Den größten Teil der Arbeiten hatten die Leute aus Logghard schon hinter sich. In wenigen Tagen würden sie den Hafen verlassen können. Schon waren sie ungeduldig geworden.
    Da sie vor den Auswirkungen des periodischen Wahnsinns weitaus besser geschützt waren als die Wahnhaller, konnte die Besatzung der Guinhan bessere Beobachtungen machen und sich selbst in den Wahnsinnsstunden umsehen.
    Sie hatten erfahren müssen, daß die Stürmer tatsächlich Werkzeuge der Lauscher waren!
    Jetzt, zur Stunde, als alles ruhig war, sah und hörte man nichts von den Stürmern und ihrem Anführer, dem hartgesichtigen Kermon.
    Die Guinhan hatte ihr Aussehen stark verändert.
    Es war, als bestünde sie weitgehend aus zwei Schiffen, die man aufeinandergetürmt hatte. Von der Reling aus zogen sich die Planken, von nur wenigen Luken unterbrochen, die Bordwände entlang und schwangen nach innen. Vor und hinter dem Mast war eine längliche Öffnung, die auch durch Luken verschlossen werden konnte. Überall sah man die Spuren des Erdpechs, das die Fugen ausfüllte. Das Schiff sah sehr seltsam aus, aber das störte die Loggharder wenig – sie wollten damit die riesigen Wellen und Kreuzseen der Todespfeiler überwinden. Odam rief vom Feuer her:
    »Sollen wir nicht doch Skalefs Einladung annehmen? Nur ganz kurz?«
    »Ich wüßte auch gern, wer Orankon beherrscht«, erwiderte Necron verdrießlich. »Aber ich bin dagegen. Es ist schon zuviel Rätselhaftes passiert.«
    »Ihr habt recht. Wir sollten bald ablegen.«
    Vier Männer waren spurlos verschwunden. Niemand vermochte zu sagen, ob sie die Guinhan während der dunklen Stunden freiwillig verlassen hatten oder vom Wahnsinn und den Stürmern irgendwo in der Stadt überrascht wurden, bevor sie ihre Ohren mit dem Wachs hatten versiegeln können. Gegen gutes Geld hatten die Loggharder nahezu alles bekommen, was sie für den Umbau des Schiffes und für das tägliche Leben gebraucht hatten.
    Und eines Morgens, als wieder der Wahnsinn tobte, als die Guinhan sich durch die hochgezogenen Verschanzungen in eine Schiffsfestung verwandelt hatte, sprang der Anführer der Stürmer auf das Achterdeck.
    Nur Necron und Prinz Odam standen wachsam da, wuchtige Knüppel in den Händen. Kermon stieß übergangslos hervor:
    »Die Lauscher haben mir befohlen, alle Männer deines Schiffes zu Opfern für Skyll und Exinn zu machen.«
    »Die Lauscher sind verrückt oder gefährlich. Wahrscheinlich beides zusammen«, erwiderte Necron, durch den DRAGOMAE-Baustein geschützt. »Sie nutzen euch aus. Eines Tages wird Orankon entvölkert sein. Wer ist dann das Opfer? Skalef?«
    Draußen spielte sich wieder jenes Rennen und Hasten ab. Die Schlingen und Wurfseile der Stürmer fingen die Menschen ein. Die Mannschaft war nach jedem Verlust wachsamer geworden. Jeder Angriff war bisher auf die bewährte Art zurückgeschlagen worden.
    »Sie wollen nicht warten, bis ihr lossegelt. Ich werde meine Männer immer wieder gegen das Schiff schicken.«
    »Wir werden sie zurückschlagen, Kermon«, versicherte der Alptraumritter und hob drohend den Knüppel über seinen Schlackenhelm.
    Kermon sprang zurück und machte eine abwehrende Geste.
    »Wir haben keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir handeln auf Kezarims Befehl, und nach dem Gesetz des Skalef.«
    »Nicht mehr lange, dann

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