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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ging Hrobon, der Krieger aus den Heymalländern. Die Seeleute und Krieger traten schweigend zurück. Die drei Männer verschwanden im Innern des Schiffes, gingen vorbei an gestapelten Lasten, an Waffen, die in sicheren Wandhalterungen angebracht waren, an sorgfältig abgeschirmten Lampen und Laternen bis zu einer schmalen Tür, die sich knarrend öffnete.
    Dahinter lag ein mittelgroßer Raum, dessen kleine Luken sich in der seitlichen Bordwand und im Heck befanden. Kartentische, Waffen, ein großes Bett mit hochgezogenen Kanten, ein Wasserfaß und andere seemännische Wichtigkeiten bildeten die Einrichtung. Casson schob einen wuchtigen Riegel vor, und Gamhed sah, daß die Tür innen metallene Verstrebungen und Verstärkungen zeigte.
    »Was soll das?« grollte Gamhed. Er war sichtlich verwirrt und horchte dem Klang der Stimme nach, mit der jener Pirat eben zu ihm gesprochen hatte. Hrobon lehnte sich gegen die Tür. Auf seinem harten Gesicht erschien ein breites, wohlwollendes Grinsen. Casson kam ganz dicht auf Gamhed zu und sagte mit Luxons Stimme:
    » Ich bin Luxon, mein Freund.«
    Er zog mit sichtlicher Mühe den oberen Teil des Bartes ab und fluchte unterdrückt. Er deutete auf die Tätowierungen und sagte zu Gamhed, der wie erstarrt dastand:
    »Du solltest mich erkennen. Diese Bilder verblassen langsam und müssen jeden Mond einmal neu gefärbt werden. Auch mein Haar ist gefärbt. Eine Salbe macht meine Haut alt und verwittert. Hast du einen meiner Stellvertreter gesehen?«
    Unter jedem Wort war Gamhed zusammengezuckt, als wäre es ein Schwerthieb. Er erkannte die vertrauten Formen des Gesichts, die Farbe der Augen, auch wenn sie in einem Netzwerk von Fältchen lagen. Und die Stimme, sie war unverkennbar!
    »Tatsächlich!« brachte er heraus. »Die Täuschung ist vollkommen.«
    »Das war beabsichtigt. Ich selbst muß den Feldzug gegen das Reich der Zaketer führen. Das verstehst du am besten von allen, mein Freund!«
    Der Kriegsherr von Logghard schüttelte noch immer voller Verwunderung den Kopf. In seinen Knien breitete sich Schwäche aus. Er hatte an eine riesige Intrige geglaubt oder daran, daß Luxon etwas geschehen war, an das Wirken eines Dämons.
    »Ich verstehe es«, flüsterte er.
    Luxon oder Casson befestigte vor einer spiegelnden Metallplatte wieder seinen weißgrau gesprenkelten Bart, der stets so aussah, als sei er voller getrocknetem Salz. Je länger Gamhed die Bewegungen des falschen Piraten sah, desto mehr erkannte er, daß es die Bewegungen Luxons waren.
    »Du bist wirklich der Meister der Masken«, sagte er. Hrobon lachte kurz, riß die Tür auf und brüllte nach Würzwein. Krachend schlug die Tür wieder zu. Draußen schrien sich die Kapitäne ablegender Schiffe Nachrichten von Schiff zu Schiff.
    »Ich aber bitte dich, Gamhed«, sagte Luxon und wandte sich wieder seinem Freund zu, »zusammen mit einem der Doppelgänger und den Magiern, und natürlich zusammen mit all meinen Freunden um eines: Ich habe Vollmachten hinterlassen, daß ihr Logghard und das Shalladad regiert und verwaltet. Es gibt eine große Menge Vorhaben, die durchgeführt werden müssen. Arbeit und Wohlstand werden voneinander abhängen, die Menschen sollen von dem Diebstahl der Neuen Flamme abgelenkt werden.«
    »Mir bleibt keine andere Wahl!« versicherte Gamhed.
    »Du hättest heute, nachdem die Rhiad abgelegt hat, eine Nachricht von mir erhalten. Wer nicht weiß, wie die Dinge liegen, kann niemandem etwas verraten. So wie es jetzt steht, wissen nur wenige von meinem Entschluß. Ich habe Yzinda mitgenommen, obwohl sie erst im Reich der Zaketer wird vernünftig handeln können.«
    »Hoffentlich wird sie zu all dem anderen nicht auch noch seekrank«, brummte Hrobon. Es klopfte, er streckte einen Arm durch den Türspalt und zog ihn mit einem gefüllten Krug wieder zurück.
    »Besiegeln wir diese Stunde mit einem guten Trunk«, sagte Luxon und nahm aus einem flachen Holzschrank drei Silberbecher. In ihnen waren Wappen und Namen seines Vaters eingraviert. Hrobon goß die Becher voll.
    »Wie lange wirst du wegbleiben, Luxon?« fragte der Kriegsherr zögernd.
    »Niemand kann es genau sagen«, erwiderte Luxon. »Nenne mich bitte Casson; die Stunde, in der ich mich zu erkennen geben werde, ist noch nicht da. Wir segeln zu den Hoffnungs-Inseln. Der Wind kommt aus West und steht meist gegen uns. Und was wir bei den Zaketern erleben, liegt in den Sternen.«
    »Zwölf Monde oder mehr?«
    »Wir alle hoffen, daß es nicht so lange dauert«,

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