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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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klang verändert. Als er bewußt lächelte, fuhr Gamheds Hand zum Schwertgriff.
    »Was geht hier vor! Du bist nicht Luxon!«
    Er stürzte auf den jungen Mann los. Das Gesicht war Luxons Gesicht so ähnlich wie nur möglich. Es war jünger, weniger von den Runen der Erlebnisse gezeichnet – fast eine vollkommene Täuschung!
    »Halt, Gamhed!« sagte der Magier. »Du hast recht. Es ist ein Doppelgänger des Shallad. Ein Mann von hohem Mut.«
    Verwirrt schüttelte Gamhed den Kopf und würgte seinen Zorn, der aus dem Schrecken gekommen war, herunter.
    »Mich könnt ihr nicht täuschen!« begehrte er auf.
    Der falsche Shallad sagte beschwichtigend, mit einer Stimme, die entfernt so klang wie die des Shallad:
    »Ich bin nicht als Täuschung für dich und die anderen Freunde des Shallad Luxon gedacht. Ich zeige mich dem Volk. Ich werde verwundet oder getötet, wenn jemand den Shallad umbringen will. Bis Luxon wieder zurück ist, wird Logghard von den Magiern und von Luxons Vertrauten, also Männern wie dich, beherrscht und verwaltet.«
    »Er spricht die Wahrheit, Gamhed«, sagte der Magier.
    »Und wo… ist der echte Luxon?«
    »Natürlich bei den Schiffen. Du wirst ihn schwerlich finden«, erklärte Luxons Doppelgänger mit einem unsicheren Lächeln. Gamhed knurrte:
    »Ihr werdet noch von mir hören! Die Sache ist noch nicht ausgestanden.«
    Er warf sich herum, stürmte aus dem Raum und rannte durch den Palast hinunter zu den Stallungen. Er riß fluchend einem erschrockenen Burschen die Zügel eines gesattelten Pferdes aus der Hand, schwang sich auf den Rücken des aufwiehernden Tieres und setzte die Sporen ein. In einem donnernden Galopp ritt er aus dem Palast, vorbei an den zur Seite springenden Posten und die lange Straße hinunter zum Hafen Logghards. Zwischen den Hausmauern und unter den Torbogen tauchte immer wieder der Wald schaukelnder Masten auf. Noch schien die wuchtige Rhiad sich nicht vom Kai gelöst zu haben.
    »Casson! Immer wieder Casson!« keuchte Gamhed im Takt der harten Galoppstöße des Pferdes.
    Er erreichte die letzten Häuser und den Teil der wiederaufgebauten Mauer vor dem Hafen. Gamhed sprengte weiter und zügelte das Pferd erst, als er die breite Laufplanke zur Rhiad unmittelbar vor sich hatte. Mit einem gewaltigen Satz sprang er aus dem Sattel, warf die Zügel einem verwunderten Seemann zu und rannte auf Casson zu, der mit einer Schar Männer zusammen auf dem Achterdeck der umgebauten Lichtfähre stand.
    Hrobon neben ihm stieß ihn an, deutete auf Gamhed und sagte etwas, das der Silberne nicht verstand.
    Gamhed schob rauh und mit rudernden Bewegungen seiner starken Arme Seeleute und ein paar Orhakoreiter zur Seite, rannte die Bordwand entlang, einige Niedergänge hoch und sprang dann hinauf auf das glatte Deck.
    »Casson!« rief er mit unheildrohender Stimme. »Ich muß mit dir sprechen. Und mit Hrobon ebenso.«
    Der ehemalige Pirat stand breitbeinig da, in seinen verwitterten Stiefeln, ein glänzendes Amulett an goldener Kette auf der Brust, den Bart kühn nach vorn gereckt und mit funkelnden Augen. Die Tätowierungen auf seinen Armen bewegten sich langsam, die Mädchenkörper schienen einen lasziven Tanz aufzuführen.
    »Ich höre«, sagte er ruhig. »Bei der rückwärtsspringenden Krabbe! Ich wollte gerade das letzte Kommando geben.«
    »Das hat Zeit«, sagte Gamhed. »Wo ist Luxon?«
    Hrobon und Casson wechselten einen kurzen Blick. Die Männer in der Nähe wurden unruhig. Sie kannten Gamhed, wenn er wütend war, und immerhin war er einer der mächtigsten Männer in und um Logghard.
    »Luxon, unser Shallad«, sagte Hrobon streng, »ist im Palast. Vermutlich hast du ihn gesprochen, denn er ist mit einem Vertreter der Magier zusammen und bespricht Dinge von großer Wichtigkeit.«
    Casson packte den Silbernen am Arm und rief:
    »Beim Oktopus! Gehen wir hinunter in meine prunkvolle Kabine und trinken einen gewürzten Wein! Der Morgen ist nicht die beste Stunde für den Abschied. Ich bin immer in der Nacht in See gegangen…«
    Er zog den widerstrebenden Gamhed mit sich, und als sie etwas abseits der anderen Männer waren, sagte er mit veränderter Stimme:
    »Komm mit, mein Freund.«
    Und weitaus lauter und in barscher Fröhlichkeit:
    »Ich zeige dir das Schiff, das des Namens von Luxons Vater würdig ist. Voll von ausgesucht tüchtigen Männern! Im Bauch der Rhiad stehen zweiundzwanzig der schnellsten und kräftigsten Orhaken, zusammen mit Kußwind und Minnesang…«
    Hinter Gamhed und Casson

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