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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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daran zu denken, dass dort ihre Tochter erschlagen worden war?
    Ich musste mich in Gedanken zur Ordnung rufen, um nicht zu viel über die Gefühle anderer Menschen nachzugrü
    beln. Nützlicher war es zu überlegen, wie der Mörder an Nooras Schlittschuhe gekommen war. Spitzensportlerinnen wie Noora ließen meines Wissens sowohl die Stiefel als auch die Kufen nach Maß anfertigen und kümmerten sich sorgfältig um ihre Ausrüstung. Sicher hatte Noora ihre nagelneuen Schlittschuhe nicht mit blanken Kufen, sondern in weichen Stoffbeuteln transportiert. Die Kufenschoner aus Plastik, die man verwendete, wenn man die Schuhe an den Füßen trug, konnten Rost verursachen. Warum waren die Schlittschuhe aus der Sporttasche genommen worden? Und von wem –
    von Noora selbst oder von ihrem Mörder? Und wo steckten die Kufenschoner?
    Ich ging ein Stück zur Seite, um zu telefonieren, und erreichte Taskinen auf dem Heimweg. Er hatte sich nun doch entschlossen, vor dem Interview nach Silja zu schauen.
    «Ulrika Weissenberg? Besonders gut kenne ich sie nicht.
    Einmal waren wir bei ihr eingeladen, aber wir sind ihr nicht glamourös genug.» Taskinen klang ungewohnt bissig, ganz offensichtlich hatte er genauso wenig für die Vereinsvorsit-zende übrig wie Elena Grigorieva. Die wichtigsten Fakten hatte er jedoch parat.
    Ulrika Weissenberg war Vorsitzende des ELV Espoo und Vi-zevorsitzende des Finnischen Eislaufverbandes. Da sie nicht berufstätig war, konnte sie sich ganz der Vereinstätigkeit wid-men, an der sie vor rund zwanzig Jahren Geschmack gefunden hatte, als ihre Tochter noch Schlittschuh lief. Die Tochter hatte das Hobby bald aufgegeben, doch Ulrika war im Verein geblieben. Soweit ich wusste, gab es im Finnischen Eislaufverband ständig Fehden, wozu die machtlüsterne Weissenberg sicher das Ihre beitrug. Sie liebte es, alles Mögliche zu organisieren, überwarf sich aber häufig mit den Sportlern.
    Von Taskinen erfuhr ich außerdem, dass Ulrika Weissenbergs Mann einer der wichtigsten Branchendirektoren bei Nokia war. Es lockte mich nicht gerade, sie zu vernehmen, aber ich wollte unbedingt wissen, worüber sie am Vorabend mit Noora gestritten hatte.
    «Koivu, tu mir einen Gefallen und ruf bei Ulrika Weissenberg an. Gib dich meinetwegen als Spendensammler aus. Ich möchte wissen, ob sie zu Hause ist, sie soll aber noch nicht erfahren, worum es geht.»
    «Wieso gerade ich? Warum rufst du nicht selbst an, oder Pihko?»
    «Na, weil ich mit Pihko hinfahre, wenn sie zu Hause ist.»
    Koivu murrte, ging aber zu seinem Wagen und kam bald darauf grinsend zurück.
    «Eine ziemliche Schreckschraube! Sie hat lauthals geze-tert, sie würde mehrere Tausender im Jahr für die Kinderkli-nik und die Mission spenden, andere Bettler bekämen von ihr nichts.»
    «Wofür hast du denn Geld verlangt?», erkundigte sich Pihko.
    «Für ein Asyl für pensionierte Polizeihunde … Quatsch, natürlich nicht. Ich hab gesagt, ich wäre von der AidsHilfe, aber das war offenbar nicht das Richtige.»
    «Trotzdem vielen Dank, Koivu. Wir sehen uns sicher nach-her noch. Wie wäre es mit einer Lagebesprechung, sagen wir, um zwei? Na los, Pihko, komm schon!»
    Ich wollte endlich was tun und aus dem erdig riechenden Wäldchen rauskommen. Auch mein Baby war das Stillstehen leid, es schwamm unruhig herum. Am liebsten wäre ich auf den grasbewachsenen Hügel gestiegen, um den Wolken zu-zuschauen und den Bewegungen in meinem Bauch nachzu-spüren, mich zu beruhigen und auf die bevorstehenden Vernehmungen zu konzentrieren. Aber aktives Handeln war das beste Mittel gegen den Schmerz über Nooras Tod.
    Die Weissenbergs wohnten in der Mäntytie im Ortsteil Nöykkiö, einer Ansammlung prachtvoller Villen, umgeben von großen Gärten. Das scheinbar einstöckige Haus lag an einem Hang. Es dauerte eine Weile, bevor wir zwischen Rosenstöcken die Haustür entdeckten. Ich klingelte, aber niemand machte auf. Wir wollten gerade wieder gehen, als aus dem Haus zuerst ein Kratzen, dann Gebell zu hören war, das auf ein scharfes Kommando hin verstummte. Die Tür wurde aufgerissen, und ich stand der Frau gegenüber, die bei der Eisshow im Pelzmantel aufgekreuzt war und vergeblich versucht hatte, die Eisläufer zum Schweigen zu bringen.
    Auch jetzt war sie stark und sorgfältig geschminkt. Die schwarzbraunen Haare hatte sie im Nacken aufgesteckt, das gebräunte Gesicht mit dem Adlerprofil war von goldenem Schmuck eingerahmt. Das schwarze Nadelstreifenkostüm wirkte schlicht, kostete aber

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