Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
Parkplatz in Koukkuniemi angehalten und war Noora in das Wäldchen gefolgt, wo wir ihre Tasche gefunden hatten? Oder hatte er sie im Auto erschlagen? Und warum hatte er die Leiche im Parkhaus deponiert?
    Vielleicht würde er bei der offiziellen Vernehmung reden.
    Durch sein Schweigen hatte er bereits genug zugegeben. Ich brauchte ihm jetzt keine Fragen mehr zu stellen, sondern konnte nach Hause gehen.
    Ich stand auf und nahm meine Tasche von der Bank. Da packte Rami mich am Arm.
    «Was wird jetzt aus mir?», fragte er gepresst. «Ich wollte Noora nicht umbringen, verstehst du? Es war ein Unfall! Ich wusste nicht, dass … dass ein Mensch so schnell tot ist.»
    Er quetschte die Worte mühsam heraus. Seine Augen bohrten sich in meine, sie kamen mir vor wie bodenlose Ab-gründe, bis ich meine eigenen, ungläubigen und wütenden Augen in ihnen sah. Ich weiß nicht, was Rami in meinem Blick las. Plötzlich wurde sein Griff fester.
    «Sag mir, was jetzt passiert! Wirst du mich festnehmen?»
    «Lass mich los!»
    Doch Rami reagierte nicht. Da begriff ich, dass er Noora auf die gleiche Weise angesehen hatte. Wie ein Hund, der angegriffen wird und keinen anderen Ausweg sieht, als zurück-zubeißen.
    «Du bist nicht gekommen, um mich festzunehmen. Das mit dem Tagebuch war auch gelogen. Noora hat mir gesagt, sie hätte nichts aufgeschrieben. Was ich ihr angetan hätte, wäre zu furchtbar, um es aufzuschreiben.»
    «Ich bin nicht die Einzige, die weiß, dass du Noora getötet hast», sagte ich, so ruhig ich konnte. «Lass mich los. Du bist verhaftet.»
    Ich versuchte ihn abzuschütteln, doch er ließ mich nicht los. Im Gegenteil. Plötzlich legte er den freien Arm um meinen Hals und nahm mich in den Würgegriff.
    Man hatte uns auf der Polizeischule beigebracht, wie man mit solchen Situationen fertig wird. Unter normalen Um-ständen hätte ich es spielend geschafft, mich freizukämpfen, dann nämlich, wenn ich nicht in der 28. Woche schwanger und mein Gegner kein durchtrainierter Sportler gewesen wäre. So aber mühte ich mich vergeblich. Ich spürte, wie meine Lungen nach Luft gierten, wusste, dass Schnüppchen dasselbe empfand, sobald kein Sauerstoff mehr durch die Nabelschnur floss. Dieser Gedanke steigerte meine Gegen-wehr, Ramis Griff löste sich.
    Ich rannte die Treppe hinunter, so schnell ich es im Halb-dunkel wagte. Wenn ich hinfiel, war mein Schicksal besiegelt.
    Sobald sich meine Lungen wieder gefüllt hatten, begann ich zu schreien. Das Stadion konnte doch noch nicht leer sein, wenigstens der Hausmeister musste noch irgendwo stecken.
    Meine Tasche lag oben zwischen den Bänken, und in ihr das wenige, womit ich mich verteidigen konnte: die Schlüssel und ein kleines Messer. Und mein Handy.
    Ich hörte Schritte hinter mir und versuchte das Unmögliche: über das zwei Meter hohe Gitter zu klettern, das den Weg von der Tribüne zur Eingangshalle versperrte. Das war ein Fehler. Rami war im Nu bei mir und riss mich herunter.
    Ich fiel zu Boden. Der Aufprall war gewaltig, doch der Schmerz, den ich fürchtete, blieb aus, und ich spürte auch kein Blut zwischen den Beinen.
    Rami versuchte sich auf mich zu setzen, doch ich rollte mich zur Seite. Ich war schon fast wieder auf den Beinen, als ich Stahl aufblinken sah. Rami hatte den Schoner von seinem linken Schlittschuh genommen und trat mit der blanken Kufe nach mir. Nicht ins Gesicht, sondern in den Bauch.
    Ich konnte in letzter Minute ausweichen, war aber kaum los-gerannt, als er sich nach vorne warf, mich bei den Beinen packte und wieder zu Fall zu bringen versuchte.
    Ich wusste, was er vorhatte, und schrie, wie ich nie geglaubt hätte, schreien zu können. Er wollte mich mit den Schlittschuhen tottreten! Wieder kam ein Tritt, ich legte schützend den Arm über den Bauch, und die Kufenspitze traf nur meinen weiten Jackenärmel. Es gelang mir, Rami einen Hieb auf die Nase zu versetzen, der ihn aber nur kurz zum Straucheln brachte.
    Ich musste hier raus! Am einfachsten war es durch die Tür zum Café. Auf den Betonstufen würde Rami auf blanken Kufen nicht vorwärts kommen.
    Ich rannte die Treppe hoch und schaffte es, unbeholfen und schluchzend, mich über die einen Meter hohe eiserne Absperrung zwischen den Blöcken D und C zu wälzen. Nun noch die Treppe nach unten und ich war an der Tür, sie musste doch auch von innen zu öffnen sein!
    Ich hatte Ramis Schritte nicht gehört. Ich hatte erwartet, er werde die Kufenschoner überstreifen oder die Schlittschuhe ausziehen, um mir

Weitere Kostenlose Bücher