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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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noch keine vierzehn. Eine Minderjährige, die unter deiner Obhut stand. Was hat sie in deine Arme getrieben?»
    Dass Rami sie vergewaltigt hatte, konnte ich mir nicht vorstellen. Zumindest am Anfang musste Noora freiwillig mitgemacht haben.
    Doch der Trainer war immer noch nicht bereit zu sprechen.
    Schweigend starrten wir auf die weiße Eisfläche mit den blauen und roten Buchstaben der Werbeaufschriften: Karjala, Sisu, Rautaruukki.
    «Bisher hast du nicht zu den Hauptverdächtigen gezählt, weil du allem Anschein nach kein Motiv hattest. Es ist dir wohl klar, dass sich die Situation geändert hat.»
    «Hat außer dir noch jemand Nooras Tagebücher gelesen?»
    Seine Stimme war fast unkenntlich geworden, tief und gepresst.
    «Polizeiliche Ermittlungen sind immer Teamarbeit», schwindelte ich, denn ich wurde nun doch nervös.
    «Ich hätte es nicht tun dürfen, es war der größte Fehler meines Lebens», sagte Rami tonlos. «Damals im Lager …
    Janne und Silja hatten Wein mitgebracht und Noora davon abgegeben. Viel zu viel, so etwas kommt sonst nicht vor.
    Noora war betrunken und rasend eifersüchtig, sie fing an zu toben. Ich habe sie in mein Zimmer gebracht, um ihr gut zuzureden. Und … und … Sie war so schön. Es ist einfach passiert.»
    Ich dachte an das Bild der mädchenhaften, flachbrüstigen Ballerina in Luotos Wohnung, an Nooras Tagebucheintra-gungen, Rami habe wieder einmal über ihre Gewichtszu-nahme gemeckert.
    «Du hast den Schwulen gespielt, damit sich niemand wundert, wieso du keine Beziehungen zu erwachsenen Frauen hast», sagte ich schneidend.
    «Die Leute denken doch ohnehin, alle Eiskunstläufer wä
    ren schwul», versuchte er zu spötteln.
    «Ich glaube nicht, dass es dir gelungen ist, Elena oder Ulrika zu täuschen.» Ich erinnerte mich plötzlich, wie Elena ihre Tochter von ihm fortgezogen hatte. «Deshalb trainierst du also so gern kleine Mädchen. Dabei darfst du sie ganz legal anfassen!»
    Rami gab keine Antwort. Nicht er verlor die Beherrschung, sondern ich. Ich hatte ihn sympathisch gefunden, er war die Liebenswürdigkeit in Person gewesen. Deshalb hatten wohl auch die erwachsenen Teammitglieder seine Neigung nicht sehen wollen.
    «Zu deinem Glück hat sich Noora so geschämt, dass sie jahrelang niemandem von dem Vorfall zu erzählen wagte. Du hast ihr weisgemacht, man würde ihr sowieso nicht glauben, stimmt’s? Oder hast du ihr eingeredet, Janne würde sie hassen, wenn er davon erführe?»
    Rami sah mich an wie ein Wesen von einem anderen Stern.
    «Was denkst du von mir! Ich habe mich sogar bei ihr entschuldigt, mehr als einmal. Ich dachte, sie hätte es längst vergessen.»
    «Vergessen? Weil sie dich sexuell nicht mehr interessierte?
    Vielleicht hat sie tatsächlich versucht, das Erlebnis zu verdrängen, aber die Erinnerung kam wieder hoch, als sie sah, wie du Irina behandelst. Das Mädchen scheint dir sehr zu gefallen.»
    Rami schluckte, er brachte keinen Ton heraus. Auch mir fiel es schwer weiterzusprechen. Es lag mir fern, irgendwen wegen seiner sexuellen Vorlieben zu verurteilen, aber für Leute, die sich an Kindern vergingen, brachte ich keine Sympathie auf. Und Rami Luoto war zudem eine Vertrauensperson, zu der die Mädchen aufschauten.
    «Noora glaubte wohl, das Ganze sei ihre Schuld, sie sei irgendwie verdorben. Aber dann traf sie in Edmonton eine junge Kanadierin, die du früher trainiert hast, und begriff, dass sie nicht die Einzige war und dass der Fehler nicht bei ihr lag. Von da an sah sie dein Interesse für Irina mit anderen Augen. Deshalb hat sie sich entschlossen, publik zu machen, dass du mit ihr geschlafen hast.»
    Es war nicht schwer, sich auszumalen, was an Nooras letztem Tag geschehen war. Alle sagten, Noora habe dramatische Szenen geliebt. Nach dem Streit um den Werbespot war sie vermutlich so erbost, dass sie sich gleich darauf mit Rami angelegt und ihm gedroht hatte, ihn zu entlarven.
    «Du bist keineswegs zu Fuß nach Hause gegangen! Weil es so stark regnete, hattest du dir den Wagen deiner Schwester geliehen. Du besitzt selbst kein Auto, insofern hast du nicht gelogen. Du hast mir allerdings verschwiegen, dass du dir bei Bedarf den weißen Renault Clio deiner Schwester borgen kannst.»
    Rami strich sich über die Oberlippe. Obwohl er in der Käl-te zitterte, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Es wäre leichter gewesen, wenn er selbst berichtet hätte, was passiert war. Bisher wusste ich ja noch nicht, wo er Noora getötet hatte. Hatte er auf dem

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