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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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eines Tages, vor vier Jahren, beim Wegräumen der Wäsche entdeckt hatte, dass die Kleider und Jacken ihrer Mutter noch im Schrank hingen. Sie hatte es den anderen nicht erzählt. Sie hatte tagelang darüber nachgedacht. Hätte ihr Vater die Kleider nicht längst weggeben müssen? Zu dem Zeitpunkt war ihre Mutter schon vier Jahre tot. Ihr Vater konnte wohl kaum annehmen, dass sie jemals wiederkam.
    »Irgendwer zu Hause?«, rief sie erneut.
    Sie ging in die Küche und sah auf den Plan. Sie war wieder an der Reihe, das Abendessen zu machen. Sie kochte ohnehin den ganzen Tag, dann kam sie nach Hause und musste schon wieder kochen. Sie war zu müde, um etwas Besonderes zu machen. Sie entschied sich für Spaghetti Bolognese und zum Nachtisch Brotpudding.
    Wo wohl Miranda, Sadie und Eliza waren? Am Notizbrett hingen keine Zettel. Clementine war mit David bei ihrem wöchentlichen Kinoabend. Seit ihm Clementine vor vier Monaten von ihrer Schwangerschaft berichtet hatte, traf sie sich dreimal in der Woche mit ihm, montags, mittwochs und samstags. Es hatte etwas von altmodischen Stelldicheins, wenn man von der Tatsache absah, dass Clementine sehr schwanger und sehr jung war. Juliet fand das süß. Wie auch David.
    »Süß?«, hatte Miranda gesagt. »Saftlos trifft es wohl eher. Außerdem hat er, wenn ihr mich fragt, Angst vor Clementine. Ist euch schon mal aufgefallen, dass er kaum den Mund aufbekommt, wenn er hier ist? Er starrt sie nur an.«
    Juliet vermutete, dass David vielmehr Angst vor Miranda hatte, selbst wenn sie insgeheim zugeben musste, dass David ein wenig saftlos war. Aber sehr gut aussehend. Mit etwas Glück würde das Baby Davids Aussehen und Clementines Gemütsruhe erben.
    Clementine war ihrem Alter geistig schon immer voraus gewesen. Als sich ihre Schwangerschaft nicht länger verbergen ließ, hatten sie alle gemeinsam beraten, was sie Außenstehenden sagen sollten.
    »Sagt doch einfach, dass ich ein Kind bekomme«, hatte Clementine vorgeschlagen. »Ihr müsst doch nicht erklären, wie das passiert ist.«
    Juliet war unwohl dabei. Sie wollte Clementine nach Möglichkeit vor Klatsch und Tratsch bewahren. Außerdem grämte sie sich ein wenig bei dem Gedanken, dass das womöglich auf sie zurückfallen könnte. Sie hatte noch um die richtigen Worte gerungen, als Clementine sie – zu ihrer Erleichterung – unterbrochen hatte.
    »Juliet, es ist mir wirklich egal, was die Leute sagen. Das ändert doch nichts. Es tut mir leid, dass du dich schämst, aber für mich brauchst du das wirklich nicht. Sag doch einfach, dass es eine freudige Überraschung war und du ganz aus dem Häuschen bist.«
    »Oder mach es wie ich, Juliet«, hatte Miranda gesagt. »Erzähl doch, dass Clementine eines Nachts zu unser aller Erstaunen unter den Scheinwerfern einer fliegenden Untertasse lag und von Außerirdischen geschwängert wurde. Und dass wir es kaum bis zur Geburt aushalten können, weil wir gewettet haben, ob das Baby blaue Haut oder Schuppen hat. Glaub mir, danach hält jeder den Mund.«
    Juliet hatte wieder einmal bewundert, wie selbstsicher ihre Schwester war. Natürlich hatte das mit ihrem Aussehen zu tun. Clementine war sehr hübsch, mit ihrem langen dunklen Haar und den großen Augen, aber Miranda war eindeutig die Schönheit der Familie. An einzelnen Details gemessen war sie es nicht: Ihre Nase war zu groß, ihre Haut zu sommersprossig, ihr Haar zu offensichtlich gefärbt, und manchmal wirkte sie eher schlaksig als elegant, aber insgesamt präsentierte sie sich auf eine Art und Weise, die von Stil zeugte. Wenn Juliet sich wie Miranda angezogen hätte, wäre sie sich lächerlich vorgekommen, wie ein kleines Mädchen, das Verkleiden spielt.
    Die beiden anderen … Juliet fand insgeheim, dass Eliza besser aussehen könnte, wenn sie sich hin und wieder einen vernünftigen Haarschnitt gönnen und nicht immer nur einen Pferdeschwanz tragen würde. Vermutlich würde sie auch, zumindest gelegentlich, in etwas anderem als einem Trainingsanzug gut aussehen. Sadie hatte ein recht hübsches Gesicht, wirkte aber immer ein wenig ungepflegt. Sie änderte ihre Frisur ebenso häufig wie ihr Studienfach. Ihre aktuelle Dauerwelle stand ihr überhaupt nicht.
    Juliet wusste, auch sie selbst war nicht gerade eine Titelschönheit. Dafür war ihr Gesicht zu rund und zu rosig.
    Im Radio lief die Erkennungsmusik der Nachrichten. Sechs Uhr. Sie musste sich mit dem Essen beeilen. Eile mit Weile. Sie hatte das Sprichwort tagsüber im Café auf einem

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