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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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wirklich verstanden. Miranda hatte immer versucht, nett zu sein, verständnisvoll, aber es änderte nichts. Sadie ging ihr gehörig auf die Nerven.
    Was Miranda bei ihrem aktuellen Streit am meisten aufregte, war die Tatsache, dass Sadie in allen Punkten die Wahrheit gesagt hatte. Miranda hatte mit einem verheirateten Vertreter geschlafen. Sein Name war Tom Hanlon. Sie schlief seit sieben Wochen mit ihm, immer, wenn er von Sydney nach Hobart kam. Er hatte ihr zwar gesagt, er lebte getrennt, aber das hatte sie ihm nicht geglaubt. Als sie ihn bei einem Geschäftsessen im Drehrestaurant des Casinos kennengelernt hatte, hatte er nämlich einen Ehering getragen. Sie hatte neben ihm gesessen und gehört, wie er seinem anderen Sitznachbarn von seiner Frau und seinen Kindern erzählte. Sie hatte an den großen bösen Wolf aus dem Märchen denken müssen. Dunkelhaarig und kräftig gebaut. Sie hatten den Abend über viel geredet und gelacht. Seine bewundernden Blicke waren ihr sehr wohl aufgefallen.
    Am nächsten Tag hatte er sie in der Drogerie angerufen. Gesagt, dass sie ihm nicht aus dem Kopf ginge, dass ihn der Gedanke an ihr Haar, ihr Gesicht, ihre Figur verfolgte. »Ich muss Sie unbedingt wiedersehen.«
    »Müssen oder wollen Sie?«
    »Machen Sie sich nicht über mich lustig, Miranda.«
    Das war ein aufregendes Gefühl gewesen. Ein Gefühl von Macht. Miranda war neugierig – begierig geradezu – darauf, herauszufinden, was sie mit dieser Macht anstellen könnte. Was sie ihr bringen könnte.
    Viel, hatte sie festgestellt. Ein Abendessen in seinem Hotel. Drängende Küsse im Flur vor seinem Zimmer. Dort musste Sadies blöder Barmann-Freund sie gesehen haben. Doch dann war der Rest so schnell vorbei gewesen, dass sie sich betrogen fühlte. Tom war beim Anblick ihrer sorgsam ausgewählten Dessous so überwältigt gewesen, dass es keine fünf Minuten gedauert hatte. Beim zweiten Mal war es dann schon besser. Beim sechsten Mal wurde es richtig gut.
    Vor zehn Tagen hatte er wieder angerufen. »Miranda, ich bin kommendes Wochenende in Hobart.«
    »Wirklich? Na, dann wünsche ich dir eine ganz tolle Zeit.«
    »Ich bin im gleichen Hotel, im gleichen Zimmer.« Er nannte eine Uhrzeit. »Und du wirst kommen. Frag an der Rezeption nach dem Schlüssel.«
    Wenn er sie gebeten, sie angefleht hätte, hätte sie Nein gesagt. Aber der Satz »Und du wirst kommen« hatte sie überzeugt. Sie erzählte ihrem Vater, dass sie sich mit einer Freundin traf. Sie machte sich auf den Weg ins Hotel, holte den Schlüssel und ging in sein Zimmer. Sie hatte erwartet, dass er wie beim letzten Mal am Schreibtisch sitzen würde. Doch das Zimmer war dunkel. Sie drückte auf den Lichtschalter, einmal, zweimal, nichts. Vorsichtig bahnte sie sich den Weg zum Bett und suchte nach der Nachttischlampe. Als sie ihren Namen hörte und eine Hand nach ihr griff, schrie sie auf.
    »Tom, du hast mich zu Tode erschreckt.«
    »Was, wenn es ein anderer wäre?«, fragte er durch die Dunkelheit. »Was, wenn du in das Zimmer gekommen wärst und ein Fremder das hier täte« – er öffnete langsam den Reißverschluss an ihrem Kleid – »oder das hier.« Seine Finger folgten dem Reißverschluss, strichen heiß über die bloße Haut. Er sprach weiter, im Dunkeln, über das, was er tat.
    Es war unerträglich aufregend. Als sie endlich beide nackt waren, konnte sie es kaum noch erwarten, ihn in sich zu spüren. Sie, oder war er es?, sagte etwas von Kondomen. Bisher waren sie sehr vorsichtig gewesen. »Kann auch wirklich nichts passieren?«, fragte er mit heißen Lippen an ihren Brüsten. Sie rechnete schnell nach. Sie wollte ganz sicher keine weitere Schwangerschaft im Hause Faraday verkünden müssen.
    »Alles in Ordnung.«
    »Bist du sicher?«
    Sie war sicher. Es machte das Ganze nur noch verbotener. Sie liebten sich in dieser Nacht drei Mal, immer im Dunkeln. Beim zweiten und dritten Mal hatte sie die Initiative ergriffen, sich etwas ausgedacht und es ihm in allen Details beschrieben: Sie wurde in ihrem Hotelzimmer wach und entdeckte, dass sie nicht allein war, sie streckte den Arm aus, und da lag er neben ihr, ihr Entsetzen wandelte sich bald schon in Lust, als sie seinen Körper spürte, seine Lippen auf ihrer Haut, schweigend, seine Hände umso beredter …
    »Du hast ganz schön viel Fantasie«, sagte er hinterher, als sie rauchend auf dem Bett lagen.
    »Ich bin selbst überrascht«, gab sie ehrlich zu. Es wurde ziemlich gut mit ihm. Sie gab es sich selbst gegenüber

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