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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ungern zu, aber möglicherweise war sie unter Umständen sogar ein klein wenig in ihn verliebt. Es war natürlich alles rein hypothetisch. Er hatte eine Frau. Kinder. Er war fünfzehn Jahre älter als sie. Er lebte in einem anderen Bundesstaat. Ihr Vater wäre entsetzt gewesen, von ihren Schwestern ganz zu schweigen. Aber in seiner Gegenwart konnte sie hemmungslos sein, frei und …
    »Miranda, du bist dran! Zeit, den Tisch zu decken!«, rief Juliet aus der Küche.
    Und alles, was sie in Gegenwart ihrer Familie nicht sein konnte.
    »Komme!«, rief sie. Noch fünf lange Jahre? Es kam ihr wie eine Gefängnisstrafe vor. Je eher dieses Kind auf die Welt und in die Schule kam, umso besser.

    Eliza lag auf einer harten Matte auf dem Boden eines schummerigen Raums im zweiten Stock eines gewöhnlichen Bürogebäudes.
    »Einmal noch, Eliza, einmal noch«, sagte der Mann.
    Eliza keuchte, sie schwitzte am ganzen Körper. »Ich kann nicht mehr«, ächzte sie.
    »Doch, du kannst. Na los, noch ein Mal.«
    Sie hob die Gewichte über den Kopf, hielt sie zittrig drei Sekunden lang und legte sie plumpsend wieder ab.
    »Braves Mädchen. Sag ich doch, dass du das kannst.« Ihr Trainer Mark nahm die Gewichte und legte sie zurück auf den Halter. Mark war sieben Jahre älter als Eliza, muskulös, gebräunt und blond. Er trainierte Eliza seit fast achtzehn Monaten.
    »Das hätte mich beinahe umgebracht.« Sie rutschte über die Matte, weg von den Gewichten, setzte sich auf und nahm ihr Handtuch, um sich das Gesicht abzuwischen.
    »Jetzt läufst du«, sagte er. »Dann habe ich einen Vorschlag.«
    »Warum nicht jetzt gleich?«
    »Erst läufst du deine drei Kilometer.«
    »Du bist ein Sklaventreiber, kein Trainer.«
    Er lächelte sein langsames Lächeln, das sie sofort in den Bann geschlagen hatte, als sie seiner Laufgruppe beigetreten war. Sie reisten oft gemeinsam durchs Land und nahmen an Amateurwettbewerben teil.
    »Schade, dass er eine Frau hat«, hatte Miranda gesagt, als sie ihn bei einer dieser Veranstaltungen gesehen hatte. »Mein Typ ist er ja nicht – all das Muskelfleisch und dann noch diese knappen Höschen -, aber ihr zwei würdet das perfekte Paar abgeben. Schon mal mit einer Affäre geliebäugelt?«
    Eliza hatte ihre Schwester nicht ansehen können. Dass Miranda ihr Geheimnis erriet, fehlte ihr gerade noch. Denn Eliza hatte sich auf den ersten Blick in Mark verliebt. »Er ist verheiratet und hat zwei Kinder, Miranda.«
    »Deshalb heißt es ja auch Affäre, Eliza. Wenn er alleinstehend wäre, hieße es Beziehung.«
    »Na los, Faraday«, sagte Mark zu Eliza. »Je eher du loslegst, umso eher bist du wieder da.«
    Eliza lächelte, als sie die Treppe hinunterlief. Sie schnappte nach Luft, als sie in die Kälte kam, und joggte dann die Straße entlang. Sie brauchte für die drei Kilometer dreizehn Minuten, was etwas schneller als ihre Durchschnittszeit war.
    Mark wartete mit der Stoppuhr, als sie die Stufen heraufkam. Zu dieser Tageszeit waren sie im Fitnessstudio allein. Er reichte ihr eine Wasserflasche und gab ihr dann die Anweisungen für ihre Dehnübungen.
    »Okay, wie lautet dein Vorschlag?«, fragte Eliza, als sie fertig war.
    »Dein Verstand arbeitet aber wirklich sehr eingleisig.«
    »Du hast mir doch beigebracht, mich immer nur auf ein Ziel zu konzentrieren. Erst habe ich mich auf das Laufen konzentriert, jetzt konzentriere ich mich auf deinen Vorschlag.«
    »Ich muss dir erst ein paar Fragen stellen.«
    Sie setzte sich auf die Matte. »Schieß los.«
    »Lebst du gerne in Hobart?«
    »Ja.«
    »Würdest du jemals von hier weggehen?«
    »Noch nicht. Nicht während des Studiums. Und ich habe Clementine versprochen zu bleiben, bis ihr Kind in die Schule kommt.« Nachdem Eliza den anfänglichen Schock über die Schwangerschaft verdaut hatte, war ihr bewusst geworden, dass das Versprechen ihren Zielen entgegenkam. Bis dahin hatte sie an einem Dreijahresplan gearbeitet. Nun hatte sie ihn einfach auf fünf Jahre gestreckt. Sie hatte sich zusätzlich in Seminare für Sporternährung eingeschrieben. Sie hatte sich zu einer langfristigen Betreuung ihres Frauenbasketballteams verpflichtet. Außerdem hatte sie sich das Ziel gesteckt, wenigstens drei Jahre in Folge am landesweiten Cross-Country-Wettbewerb teilzunehmen – und dabei zu siegen. Wenn sie schon zu Hause leben und in Hobart bleiben musste, dann wollte sie wenigstens jeden Moment sinnvoll nutzen.
    »Aber danach. Später. Könntest du hier weg?«
    »Sicher, wenn es Sinn

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