Die Toechter der Familie Faraday
reichte Maggies grauhaarigem Begleiter die Hand. »Guten Abend. Ich bin Leo Faraday, Maggies Großvater.«
»Hallo, Mr. Faraday, ich bin Gabriel West, Maggies … Ich bin ein Freund.«
Maggie sah hin und her, als ob sie die plötzliche Zurschaustellung von Höflichkeiten völlig aus dem Konzept gebracht hätte. »Tollpatsch, warum hast du nicht angerufen?«
»Habe ich. Ich habe es auf beiden Nummern versucht und dich auf keiner erreicht.«
»War das heute Abend?«
Er nickte. »Vom JFK aus, gleich nach der Landung. Ich hätte dich ja angerufen, bevor ich Paris verlassen habe, aber als mir bewusst wurde, was ich mache, war ich schon auf dem Weg.«
Gabriel mischte sich ein. »Maggie, ich sollte jetzt wohl besser gehen.«
Sie drehte sich um. »Gabriel, es tut mir leid, ich …«
»Nein, mir tut es leid«, sagte Leo. »Du hast recht, Maggie, wie immer. Es war nicht gut, einfach so aufzutauchen. Ich muss mich bei euch beiden entschuldigen.«
»O Tollpatsch, mir tut es auch leid.« Maggie umarmte ihren Großvater. »Mir tut es leid, dass ich so wenig begeistert klinge. Es ist großartig, dass du hier bist. Du hast mich nur überrascht, das ist alles.«
Leo umarmte sie auch. »Man sollte meinen, dass ich in meinem Alter Manieren hätte, oder? Aber wahrscheinlich ist mein Alter sogar schuld daran.« Er wandte sich an Gabriel. »Ich habe eine Theorie, Gabriel. Man muss immer auf Achse sein, dann findet einen der Sensenmann nicht.«
»Eine hervorragende Theorie. Das merke ich mir.«
Leo sah ihn zufrieden an. »Ist das da eine Gitarre? Einmalig. Ich bin nicht musikalisch. Was spielen Sie denn?«
»Tollpatsch, bitte …«, unterbrach Maggie.
»Tollpatsch?«, fragte Gabriel.
Leo strahlte wieder. »Mein Kosename, weil sie als Kind Großpapa nicht aussprechen konnte.«
Maggie mischte sich ein. »Ich bin sicher, Gabriel möchte nicht all die …«
»Doch, möchte er.« Gabriel grinste.
Leo konzentrierte sich wieder auf ihn. »Also, was für Musik spielen Sie?«
»Unterhaltungsmusik, vorwiegend in irischen und spanischen Bars.«
»Ich ziehe meinen Hut. Sie spielen nicht zufällig an einem der nächsten Abende? Ich könnte ja reinspringen und zuhören. Maggie, was meinst du?«
Maggie war ein wenig errötet.
Gabriel sah das. »Ich sollte jetzt lieber gehen.« Er streckte die Hand aus. »Mr. Faraday, es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen.«
»Mir auch, und lassen Sie den Quatsch mit Mr. Faraday. Ich heiße Leo.«
»Danke, Leo, und danke, Maggie, für den schönen Abend. Ich habe ihn wirklich genossen.«
»Ich auch. Danke dir. Für alles.«
Leo beobachtete sie mit regem Interesse. »Bring ihn ruhig nach draußen, Maggie«, sagte er. »Ich warte gerne ein wenig.«
Er schaute zu, wie Maggie Gabriel zur Tür begleitete und noch ein oder zwei Minuten mit ihm sprach. Wie Gabriel sich nach unten beugte und sie auf die Wange küsste. Süß! Das schien ein prima Kerl zu sein. Leo lächelte noch, als Maggie zurückkam. Sie lächelte nicht.
Sie kam gleich zur Sache. »Leo, was ist passiert? Ich weiß es zu schätzen, dass du es nicht vor Gabriel gesagt hast, aber ich will endlich wissen, was los ist. Du würdest doch nicht grundlos aus heiterem Himmel hier auftauchen.«
Er war betrübt, sie so in Sorge zu sehen. Er entschied, das Thema zu wechseln. »Das scheint mir ja ein sehr charmanter junger Mann zu sein. Ist das dein neuer Freund?«
»Nein, ist er nicht. Ich habe ihn heute Abend erst kennengelernt.«
»Heute Abend? Dafür habt ihr euch aber sehr gut verstanden.«
»Ich habe schon ein paarmal mit ihm gesprochen, aber getroffen haben wir uns erst heute. Ich kenne ihn durch seine Mutter. Sie hat eine Agentur …«
»Eine Partnervermittlung? Ich hab deiner Mutter gesagt, dass du dich hier sicher einsam fühlst, ganz allein in der großen Stadt.«
»Tollpatsch, hör mir doch zu. Gabriels Mutter hat keine Partnervermittlung.« Sie erzählte ihm von der Mietenkel-Agentur, von Dolly, von allem, was an diesem Tag passiert war. Wieder flossen die Tränen. Sie wischte sie weg. »Ich weiß nicht, warum ich so aufgebracht bin, ich habe sie doch kaum gekannt. Das ist deine Schuld. Du bist noch nicht einmal zehn Minuten hier, und schon muss ich weinen.«
»Weine ruhig. Ich habe jede Menge Taschentücher dabei.«
Sie nahm eines der angebotenen Tücher und wischte sich die Augen ab. »Tut mir leid, Tollpatsch.«
»Ich sollte mich entschuldigen. Dein dummer alter Großvater platzt hier einfach so rein, wie der Elefant
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