Die Toechter der Familie Faraday
gesagt?«
»Ja, hat sie. Und du brauchst gar nicht so selbstzufrieden zu grinsen.« Sie rieb sich die Nase. »Ich habe ja wohl keine Wahl, oder? Aber Gabriel schon. Wenn du jemanden zum Filmen anheuern möchtest, gut, dann suchen wir jemanden in Irland. Ich rufe jetzt Gabriel an und erlöse ihn und …«
»Zu spät.«
»Wieso das?«
Leo lächelte über ihre Schulter hinweg. »Er kommt gerade durch die Tür. Und wenn mich meine vom Alter getrübten Augen nicht täuschen, mit einem Koffer.«
Leo entschuldigte sich gleich, nachdem Gabriel gekommen war. Er grüßte ihn herzlich, klopfte ihm auf den Rücken und sagte, wie begeistert er wäre, ihn mit seinem Koffer zu sehen, und ging dann weg, um etwas mit dem Concierge zu klären.
Maggie hatte gar keine Zeit, nachzudenken oder sich unbehaglich zu fühlen. Ihr Blut war noch immer in Wallung. Sie wollte die Dinge klären, jetzt und auf der Stelle.
»Mein Großvater ist unmöglich, und es tut mir sehr leid, dass du in all das hineingeraten bist«, sagte sie, sobald Leo außer Hörweite war. Obwohl es ihr in dem Moment auch nichts ausgemacht hätte, wenn er sie gehört hätte. »Gabriel, das Ganze ist mir mehr als unangenehm. Er hat dich in eine ausgesprochen heikle Lage gebracht. Du kennst meine Tanten nicht. Sie werden dich fertigmachen, auch wenn du nur als Kameramann kommst, vor allem aber als mein Verlobter.«
»Für mich klingt das nach einem großen Spaß.«
»Das ist nicht dein Ernst! Du denkst wirklich darüber nach?« Dann errötete sie. »Es tut mir leid, Leo hat gesagt, es ist eine rein geschäftliche Vereinbarung, und ich kann dir nicht von einem Job abraten. Es ist nur …«
»Es geht mir nicht ums Geld, Maggie. Mir hat Leos Vorschlag gefallen. Ich war noch nie in Irland und habe seit fast zwei Jahren keine Kamera mehr in der Hand gehabt. Ich habe seit gestern Abend darüber nachgedacht und festgestellt, dass ich so weit bin. Dass ich es wieder versuchen sollte. Mir hat auch gefallen, dass es mal etwas ganz anderes ist – kein Nachrichtenmaterial, nur Leute, die der Kamera etwas erzählen. Und viele Landschaftsaufnahmen, hat Leo gesagt. Er hat mir beschrieben, wo das Haus liegt. Es klingt wunderschön.«
»Es ist wunderschön. Es ist unglaublich wild und …« Sie brach ab. »Aber da ist das andere kleine Extra, und das macht es unmöglich, Gabriel. Für dich und für mich.«
»Warum denn? So wie dein Großvater das geschildert hat, klingt das auch nach einem großen Vergnügen. Ich komme mit nach Donegal und verbringe Zeit mit dir und deiner Familie. Ich filme, während alle über ihre geliebte Mutter und Ehefrau sprechen. Ich tue so, als wäre ich dein Freund – entschuldige, dein Verlobter -, damit sie auch wirklich alle anreisen. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich wieder filmen kann. Aber könnte ich auch die Rolle des Verlobten ausfüllen? Könnte ich so tun, als ob Maggie Faraday – die mich zum Lachen und dazu bringt, an einem Abend mehr zu erzählen als sonst in zwei Jahren, die sich die Nase reibt und versucht, ihre Ohren zu verstecken, und die vermutlich der netteste Mensch ist, der mir seit langer Zeit begegnet ist -, könnte ich also fünf Tage lang so tun, als wäre ich in sie verliebt? Nun, ich bin zu der Erkenntnis gekommen, auch das könnte ich. Auch das könnte ein großer Spaß sein.«
»Aber das ist doch verrückt. Du kennst mich doch gar nicht. Und ich dich auch nicht.«
»Wie lange dauert der Flug? Sechs Stunden? Da können wir jeder drei Stunden reden. Da sind wir uns doch schon bei der Landung leid.«
Maggie sank in ihren Stuhl zurück. Zum ersten Mal erlaubte sie sich, an Donegal zu denken. Sich vorzustellen, wie sie sich alle um den Tisch herum versammelten: sie selbst, Leo, Juliet, Clementine, Miranda und Eliza. Sie malte sich aus, wie Gabriel das alles beobachtete, filmte, die Erinnerungen an Tessa festhielt. Aber nicht nur das lag vor ihr. Die Tagebücher. Sadie. Alles, was sie in den letzten beiden Tagen erfahren hatte, ging ihr durch den Kopf.
Gabriel holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Maggie, wir sollten das nicht allzu ernst nehmen. Genießen wir es doch einfach. Was meinst du?«
Sie sah zu ihm auf. Er sah vollkommen gelassen aus, sogar belustigt.
»So einfach, wie du dir das vorstellst, wird es aber nicht. Da kennst du meinen Großvater nicht.«
»Du musst mir vorher alles erzählen. Bereite mich vor. Schließlich werden wir ja heiraten. Da sollten wir keine Geheimnisse voreinander
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