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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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gewesen war, wenn sie zu ihm nach Denkland kam.
    Dann war da, gleich zu Beginn, der Zwischenfall mit der Mütter-Gruppe, als Sadie sich mit Maggie verspätet hatte. Als Clementine so außer sich vor Sorge gewesen war. Leo hatte sich nichts dabei gedacht. Man konnte wirklich leicht die Zeit aus den Augen verlieren, aber in letzter Zeit hatte Sadie wohl noch bei anderer Gelegenheit gelogen. Sie hatte ihm erzählt, dass sie mit Maggie kleine Ausflüge an die Ostküste oder auf den Mount Wellington machte. Wenn dem so war, warum war der Tachostand dann so hoch? Er hatte es sich notiert. Sadie fuhr jede Woche fast vierzig Meilen mit dem Auto. Aber was sollte er machen? Ihr folgen? Denn was immer Sadie mit Maggie auch machte, es schien ihr ganz und gar nicht zu schaden. Er war ein hingebungsvoller Großvater, und sicher verklärte er vieles, aber er hatte niemals ein glücklicheres, aufgeweckteres Kind als Maggie gesehen.
    Falls Sadie log, konnte er ohnehin nichts dagegen unternehmen. Er hoffte, er hatte sie alle zur Wahrheit erzogen, aber er war auch Realist. Menschen erzählten nun einmal Lügen. Er selbst hatte sich dieses Lasters schuldig gemacht. Er wurde jedes Mal daran gemahnt, wenn er in den Schuppen ging. Jedes Mal, wenn er den Schrank öffnete und Tessas Korb sah.
    Er erinnerte sich noch gut an den Moment, als ihn die Mädchen nach den Tagebüchern gefragt hatten. Die Lüge war ihm so leicht über die Lippen gegangen. Er hatte die Tagebücher nicht verbrannt. Aber gelesen hatte er sie auch nicht. Ihm genügte es, zu wissen, dass sie da waren und dass er sie eines Tages, wenn er es wollte, wenn es ihm richtig erschien, immer noch lesen könnte. Aber noch war das nicht nötig. Tessa stand ihm deutlich vor Augen. Er konnte mühelos heraufbeschwören, wie sie sprach, welche Ausdrücke sie benutzte, mit so viel Leichtigkeit und Freude. Die Tagebücher waren seine Versicherung gegen das Vergessen. Eines Tages würde er sie lesen. Nur jetzt noch nicht.

15
    »Na, wie ist es denn so als Nesthocker?«
    Sadie fuhr herum. Liz stand neben ihr, Mirandas Freundin, die für eine Woche aus Perth gekommen war. Sie musste fast schon über den Trubel hinwegbrüllen. Leo gab eine Party, um die Verlobung von Juliet und Myles zu feiern, Clementine zu ihrem Forschungsprojekt zu gratulieren und Miranda und Eliza zu verabschieden. Die ersten Gäste waren gegen sechs Uhr abends gekommen, gegen elf waren das Stimmengewirr und die Musik zu voller Lautstärke angeschwollen. Leo hatte eine wundervolle Rede gehalten und auf alle einen Trinkspruch ausgebracht. Maggie hatte darauf bestanden, es ihm nachzutun. Jeder Gast musste mit ihr »Auf die Faraday-Mädchen« anstoßen. Sie machte ihre Runde noch lange, nachdem der förmliche Teil des Abends zu Ende war.
    »Was genau meinst du damit?«, gab Sadie zurück, obwohl sie es wusste. Sie hatte das Thema in unterschiedlichen Variationen den ganzen Abend lang hören müssen: »Bei dir so gar keine aufregenden Neuigkeiten, Sadie?«
    Liz hatte immerhin den Anstand, ein wenig beschämt auszusehen. »Na ja, wo deine Schwestern alle in die Welt hinausschwärmen. Bist du da nicht auch in Versuchung?«
    Sadie wurde bewusst, dass sie Liz noch nie leiden konnte. Sie mochte keine von Mirandas Freundinnen. Sie waren alle affektiert und gehässig.
    »Nein, Liz, ich bleibe als Dads Haushälterin hier. Bist du so nett und erzählst es überall herum?«
    Sie ging in Richtung Küche davon. Mochte sie doch unhöflich wirken. Sie war es so leid. Der Rummel, den Miranda und Eliza beim Packen veranstalteten, die ständigen Anrufe von Umzugsfirmen und Freunden aus Melbourne, die nach Wohnungen suchten, dazu noch Mirandas Getue mit ihrer Stewardess-Nummer, als wäre sie bereits irgendwo an Bord, was Sadie rasend machte … Sie hatte genug.
    Der einzige Lichtblick war, dass Leo vor lauter Beschäftigung kaum noch einen Fuß nach Denkland setzen konnte, und Sadie nutzte jede Gelegenheit.
    Es war Schicksal, dass sie die Tagebücher entdeckt hatte. Es war das Einzige, was sie vor dem Durchdrehen bewahrte. Sie hätte sonst nicht gewusst, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte, da Maggie nun in die Schule ging und sie damit keine Ausrede mehr hatte, nicht zu studieren. Sie verbrachte Stunden in der Bibliothek. Sie verbarg sich dort, falls jemand Verdacht schöpfte und sich fragte, warum sie so häufig zu Hause war. Sie war ein großes Risiko eingegangen und hatte die Tagebücher aus dem Schuppen herausgeschmuggelt. So war es

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