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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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viel einfacher, als wenn sie auf dem Boden gekauert auf jedes Geräusch achten musste, das vom Haus her oder vom Nachbarshund kam. In der Bibliothek konnte sie sich in Ruhe hinsetzen. Ihr Zehn-Seiten-Pensum war längst vergessen. Sie verschlang die Seiten förmlich.
    Es war seltsam zu lesen, wie ihr eigener Vater und Onkel als junge Männer geschildert wurden. Das war bislang der größte Schock – zu erfahren, dass ihre Mutter früher mit Onkel Bill zusammen gewesen war. Wenn das die anderen wüssten!
    Tessa schien bei ihrer ersten Begegnung mit Leo nicht sonderlich von ihm beeindruckt. »Das Hündchen« , stand in den ersten Einträgen. »Bills Schatten« , hieß es in anderen. Tessa hatte gemerkt, dass Leo sich gleich in sie verliebt hatte . »Er wird jedes Mal rot, wenn ich mit ihm spreche. Ist ja süß.«
    Seitenweise hatte Tessa sich über ihre Gefühle für Bill und ihre stürmische Beziehung ausgelassen. Sadie genierte sich manchmal regelrecht. Solche Intimitäten waren nicht für Dritte bestimmt, besonders nicht, wenn eine der beteiligten Personen der Onkel und die Erzählerin die eigene Mutter war. Was musste ihr Vater beim Lesen gedacht haben? Natürlich wusste er über Bill und Tessa Bescheid, aber dennoch …
    Tessa hatte bei Leo keinesfalls der Pfeil der Liebe getroffen, erfuhr Sadie zu ihrem großen Unbehagen. Sie hatte sich bloß mit ihm eingelassen, um Bill zurückzugewinnen. Was anfangs auch funktioniert hatte. Bill war eifersüchtig geworden, und es hatte eine kurze, katastrophale Wiedervereinigung gegeben. An einem Wochenende in Manchester. »Es tut so gut, wieder Bills Arme zu spüren.« Aber sie hatten sich das ganze Wochenende lang nur gestritten . »Ich wäre ja verrückt, wenn ich Leo gehen ließe. Er ist mir so ergeben. Es ist ganz angenehm, von jemandem so geliebt zu werden.« Es gab eine Verlobung, gefolgt von der Hochzeit wenige Wochen später. Flitterwochen in Paris. »Romantisch« , schrieb Tessa. »Aber natürlich habe ich Leo nicht erzählt, dass ich auch schon mit Bill im selben Hotel war.« Wieder fuhr Sadie bei der Vorstellung zusammen, dass ihr Vater diese Worte gelesen hatte.
    Während Clementine ihre Vorbereitungen für die Exkursion nach Maria Island traf und Juliet, Miranda und Eliza ihre Sachen packten, war Sadie mit Lesen beschäftigt. Sie war geradezu süchtig danach. Ihre Mutter hatte einen scharfen Verstand. Viel Esprit. Einen gehässigen Humor. Sadie fühlte sich häufig an Miranda erinnert. Tessa äußerte sich nicht nur abfällig über Leo, sondern auch über ihre Freunde. Sadie war dennoch fasziniert.
    Juliet merkte, dass etwas vor sich ging. Sie überraschte Sadie eines Nachmittags, als Sadie im Wohnzimmer saß und über einen Eintrag nachdachte, den sie in der Woche zuvor gelesen hatte – als Tessa mit Juliet schwanger war: »Ich fühle mich so ausgefüllt, als ob ich ganz aus Sahne wäre, üppig und weich.«
    »Was sitzt du denn hier und träumst vor dich hin?«
    Sadie fuhr zusammen. Sie war so in Gedanken versunken, in das Bild ihrer schwangeren Mutter, dass sie erschrak, als die erwachsene Juliet neben ihr stand. »Nichts«, sagte sie.
    Sadie war versucht, einige Tagebücher zu überspringen und gleich zu ihrer eigenen Geburt zu blättern. Wie viele Menschen hatten schon das Glück zu lesen, was ihre Mutter bei der Schwangerschaft empfunden hatte? Vor allem so ausführlich.
    Die Familie wuchs. Es gab Kommentare über Juliet und Miranda, als Babys, als Kleinkinder. Was sie Lustiges gesagt hatten. Wie unterschiedlich sie waren, wie sehr Juliet Tessa an Leo erinnerte und wie sehr sie sich in Miranda wiedererkannte. Als Letztes hatte Sadie gelesen, dass Tessa gerade ihre erneute Schwangerschaft entdeckt hatte und nicht besonders glücklich darüber war. Sie klagte über Müdigkeit und Übelkeit. »Ich bin wie ein Uhrwerk, ein Baby alle zwei Jahre. Leo braucht mich nur anzugucken, und schon bin ich schwanger. Das muss der Katholik in ihm sein.« Sie sinnierte darüber, ob sie lieber einen Jungen oder ein Mädchen hätte und welchen Namen sie wählen sollte. Sie hatte entschieden, dass alle Vornamen aus Büchern oder Liedern stammen sollten. »Ich finde es toll, dass mein Name von Tess von den d’Urbervilles stammt, also führe ich die Tradition fort. Leo kann ja den zweiten Vornamen aussuchen. Wenn es ein Junge wird, nenne ich ihn wohl Darcy.« Sadie konnte sich gerade noch beherrschen, nicht laut zu rufen: »Es wird ein Mädchen! Du wirst sie Eliza nennen!« Das

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